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Aufstieg der Toten: Roman (German Edition)

Aufstieg der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Aufstieg der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Z. A. Recht
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Park im Stadtzentrum, nahm auf einer Bank Platz, schlug die Beine übereinander und lehnte sich mit einem Seufzer zurück. Der Straße gegenüber waren die Menschen noch immer damit beschäftigt, Mulden in den Boden zu hacken, um irgendwann Gemüse zu ernten. Sie waren alle in einfaches Zeug gekleidet, trugen einfaches Schuhwerk und redeten über einfache Dinge. Zwischen dem, was sie vor der Pandemie gemacht hatten, und dem, was sie nun taten, bestand ein ziemlicher Unterschied.
    Rebecca schloss die Augen und stellte sich den Ort vor der Seuche vor. Vor ihrem geistigen Auge wurde das frisch umgepflügte Feld von einer Wiese ersetzt, auf der Wildblumen wuchsen. Straßenlaternen erhellten den Abend. Autos fuhren in beiden Richtungen die Hauptstraße entlang. Die Fahrer hupten Bekannte an, die sie auf dem Gehsteig entdeckten. Mütter und Kinder kamen aus Ladengeschäften, trugen Beutel voller Einkäufe, und alle freuten sich auf ein schönes Abendessen bei Mama.
    Rebecca machte die Augen auf und begutachtete die Wirklichkeit. Die Laternen brannten nicht. Die Wiese war umgegraben und auf die Saat vorbereitet. Nichts fuhr über die Straße, keine Hupe unterbrach die stille Ruhe. Die einzigen Geräusche waren das ferne Murmeln der Gärtner, die Unkräuter und Steine verwünschten.
    Hinter ihr schaukelten zwei Kinder auf einer Wippe. Sie schauten ziemlich gelangweilt drein. Rebecca hatte Verständnis für sie. Dies waren von der Glotze aufgezogene Kinder der Computerspiel-Generation. Ihrer gewohnten Unterhaltung entkleidet, mussten sie sich erst noch an die neue Lebensweise gewöhnen.
    » Hallo«, sagte eine vertraute Stimme hinter ihr. Rebecca schaute sich um und erblickte Mbutu, der sie, die Hände in den Taschen, angrinste.
    Sie erwiderte sein Lächeln, sagte aber nichts.
    » Darf ich mich zu dir setzen?« Er deutete auf die Bank.
    Rebecca nickte, und der hochgewachsene Mann ließ sich auf den Platz neben ihr gleiten und begutachtete die Landschaft. » Es ist wirklich bemerkenswert, was Menschen alles auf die Beine bringen, wenn sie zusammenarbeiten.«
    » Das habe ich auch gerade gedacht«, sagte Rebecca mit einem grimmigen Lächeln. » Ach, hätten doch bloß mehr Orte wie dieser überlebt!«
    » Ich wollte mit dir reden«, sagte Mbutu. » Und zwar über die letzten paar Wochen.«
    » Und über was genau?«
    » Du kommst uns immer – wie sagt man? – reservierter vor.« Mbutu nickte vor sich hin. » Wir machen uns Sorgen um dich. Wir glauben, dass du eine Aufmunterung vertragen kannst.«
    » Unter den gegebenen Umständen bin ich so aufgedreht wie möglich«, stieß Rebecca hervor. Sie riss sich zusammen und schüttelte den Kopf. » Verzeihung. Ich weiß, was du meinst. Ich schätze, ich habe nur Schwierigkeiten, mich an die Lage anzupassen.«
    » Wie schläfst du?«, fragte Mbutu mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck.
    » Wie ich schlafe?«, wiederholte Rebecca. » Gut.«
    » Bitte«, sagte Mbutu. » Du kannst mir vertrauen. Du hast doch Träume. Wir alle haben sie. Sie sind eine natürliche Reaktion auf das, was wir kürzlich gesehen haben.«
    » Woher weißt du das?« Rebecca musterte Mbutu mit gerunzelter Stirn.
    » Du sprichst im Schlaf«, sagte Mbutu grinsend.
    Rebecca errötete. Sie hatte es nicht mal geahnt. » Wirklich? Und alle wissen es? Was habe ich gemacht? Habe ich euch etwa jede Nacht aufgeweckt? Warum hat mir niemand davon erzählt?«
    » Reg dich ab«, sagte Mbutu. » Ich bin vermutlich der Einzige, dem es aufgefallen ist. Brewster schnarcht. Er weckt damit ganz sicher mehr Leute auf als du, wenn wir im gleichen Raum übernachten …«
    Rebecca kicherte widerwillig. » Tja, wenigstens bin ich nicht die Einzige, die unangemessenen Druck auf die Gruppe ausübt.«
    » Du übst nur Druck auf dich selbst aus«, sagte Mbutu mit einem langsamen Nicken. » Meine Mutter hat immer gesagt, Albträume sind eine Methode des Verstandes, einem zu sagen, was man im Leben nicht tun soll, oder wie man einer bösen Situation aus dem Weg geht. Manchmal zwingt ein Albtraum einen auch, Dinge noch einmal zu erleben, auf die man nicht stolz ist, damit man sich ihnen besser stellen und sie besser verstehen kann.«
    Rebecca dachte an den Augenblick zurück, in dem sie gezwungen gewesen war, Decker zu erschießen. Es war notwendig gewesen, denn er hatte den Morgenstern-Erreger in sich gehabt. Aber seit diesem Tag trug sie ein schlechtes Gewissen mit sich herum. Sie war sich wie eine Mörderin vorgekommen. Andererseits waren

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