Aufstieg der Toten: Roman (German Edition)
unterwegs waren.
» Dann kommen wir auf die Interstate 80 West«, verkündete Junko und nickte kurz vor sich hin. » Entspannt euch. Genießt die Fahrt.«
» Hm, hm«, machte Mason und hob die Brauen. Er zog sich vom Fenster zurück und sank wieder auf die Ladefläche, wobei er leicht zusammenzuckte. » Ich schwöre: Mein Hintern könnte nicht wunder sein, wenn ich auf ’nem verdammten Gaul nach Omaha geritten wäre.«
» Ist doch egal«, sagte Julie kopfschüttelnd. Sie lehnte an der Seitenwand des Wagens und hatte die Augen geschlossen. » Ich bin so froh, dass wir nicht mehr laufen müssen.«
Anna war mit dem Studium ihres Persönlichen Digitalen Assistenten beschäftigt. Als sie erkannt hatte, dass der Laster über einen Zigarettenanzünder verfügte, war sie praktisch auf Gold gestoßen. In dem aus dem Unterschlupf in Washington mitgenommenen Paket befand sich nämlich ein Stromadapter für eine solche Dose. Sie hatte den PDA eingestöpselt, lud die Batterien auf und schaute sich an, welche Fragmente ihrer Forschungsarbeit Julie im Unterschlupf hatte kopieren können. Sie gab sich alle Mühe zu verhindern, dass die Adapterstrippe vor den Gesichtern der anderen baumelte. Das Trio teilte sich mit Matt die Ladefläche, der noch immer nicht entzückt von der Vorstellung war, neue Gefährten zu haben. Er hatte während des ganzen Tages kaum ein Wort gesprochen.
» Erzähl doch mal, Matt«, sagte Mason in dem Versuch, so etwas wie ein Gespräch entstehen zu lassen. » Was hast du gemacht, bevor es losging?«
» Studiert«, kam seine monotone Antwort.
» Was hast du studiert?« Mason gab nicht auf. Er beugte sich vor und stützte seine Ellbogen auf die Knie.
» Ingenieurswesen«, sagte Matt. » Ich wollte Ingenieur werden.«
» Tja, und das geht jetzt nicht mehr, was?«, fragte Mason mit einem freundlichen Lächeln.
» Schau dich doch um, du Arsch«, sagte Matt. » Die Welt ist im Eimer. Ingenieure werden nicht mehr gebraucht.«
» So kann man es eigentlich nicht sagen«, warf Anna plötzlich ein. Sie schaute nicht von ihrem PDA auf, als sie fortfuhr. » Die Gaußkurve – soweit sie Intelligenz und Begabung betrifft – bezieht sich in diesem Fall, wie in jeder anderen Situation, auf die Todesopfer. Da es auf dieser Welt nur wenige kluge Köpfe gibt und wir mutmaßen, dass der Tod ungeachtet der wirtschaftlichen oder geographischen Lage zugeschlagen hat, wird kaum noch jemand übrig sein, der eine echte Bildung aufweisen kann.«
Matt betrachtete sie nur mit gerunzelter Stirn. Sie schenkte ihm keinen Blick, doch auf ihre nervtötend scharfsinnige Weise erriet sie, was er dachte.
» Ich will damit sagen, dass die meisten Menschen mit Grips tot sind«, sagte Anna. » Du aber lebst noch. Ob du nun einen Titel hast oder nicht – es macht dich zu einem der besten Ingenieure der Welt.« Sie nickte einmal und pochte auf den PDA -Bildschirm, damit er ihr einen anderen Datensatz zeigte. » Es ist nur eine Frage des Eliminierungsprozesses.«
Julie, noch immer mit geschlossenen Augen zurückgelehnt, zuckte nachdenklich die Achseln. » So habe ich es noch nie gesehen. Ich schätze, das macht mich wohl zur Kandidatin für den diesjährigen Pulitzer-Preis für Fernsehjournalismus.«
Mason schüttelte widerwillig grinsend den Kopf. » Ich fasse es nicht! Der Tod all dieser Leute führt dazu, dass du dich besser fühlst?«
» Komm mir bloß nicht so, Mister Gutmensch«, sagte Julie. Sie öffnete ein Auge und schaute Mason vorwurfsvoll an. » Und das Grinsen kannst du dir auch sparen.«
Die Wahrheit war: Mason freute sich, weil es seinen Gefährtinnen gut ging. Er war ein natürlicher Kampfgeist-Bewerter und spürte immer, was eine Gruppe empfand. Wenn seine Gefährtinnen den Kopf hängen ließen, ließ er ihn auch hängen. Und nun, da sie einen Laster hatten und sich immer weiter von Sawyers letzter bekannter Position entfernten, spürten alle, dass ihnen ein riesiges Gewicht von den Schultern genommen war. Zumindest Anna, Julie und Mason spürten es. Ihre neuen Gefährten wussten noch nichts von ihren Verfolgern.
» Was ist mit dir, Julie?« Matt schaute die Journalistin an. Er schien sich für sie zu interessieren. Nicht weil er so wenige Gesprächspartner hatte, sondern weil er ein junger Mann war und sie eine attraktive Frau. » Was hast du gemacht, bevor die Welt unterging?«
» Hast du nicht zugehört?«, fragte Julie. » Ich war Journalistin.«
» Was denn, so wie Clark Kent?«, erwiderte Matt.
» Nein,
Weitere Kostenlose Bücher