Aufstieg der Toten: Roman (German Edition)
Teleskopschlagstock geschwungen und kaum mehr als ein von Infiziertenblut getränktes Krankenhaus-Patientennachthemd getragen. Zuerst hatte Juni es für besser gehalten, ihn wie einen Feind über den Haufen zu schießen, doch dann hatte er zu ihr gesprochen.
» Deine Augen«, hatte er gesagt. » Sie sind nicht blutig. Dann bist du kein Dämon?«
» Nein«, hatte Juni erwidert. » Ich bin kein Dämon.«
Das war der ungewisse Anfang ihrer Allianz gewesen. Was als Zweckdienlichkeit begonnen hatte, war zur Freundschaft erblüht, und aus der Freundschaft war echte Kameradschaft erwachsen. Die beiden trauten einander und waren aufeinander angewiesen, obwohl Trev nie auch nur den geringsten Versuch unternommen hatte, sich ihr zu nähern. Sie nahm an, dass er sie respektierte und hatte nichts dagegen, dass Sex nicht dazu da war, sie unterwegs zu behindern. Außerdem half es ihr, sich hin und wieder zu sagen, dass Trevor Westscott Patient einer Nervenklinik gewesen war.
Der Mann glaubte wirklich, dass die Infizierten Dämonen waren, die der Teufel auf die Erde geschickt hatte, um sie zu verwüsten, bevor die Apokalypse losging, wie es in der Offenbarung geschrieben stand. Als Mensch war er eine seltsame Mischung. Junko hatte ihn noch nie beten sehen. Er bezog sich bei dem, was er sagte, auch nie auf Gott. Er war ganz und gar mit Gottes Antithese beschäftigt und tauchte nie tief in seine diesbezügliche Motivation ein. Junko mutmaßte, es hatte mit dem Grund zu tun, weshalb er überhaupt in einer Nervenklinik gewesen war.
Sie fand es äußerst eigenartig, dass Westscott die Infizierten lieber Dämonen nannte und irgendwo, in irgendeinem Laboratorium eines anderen Weltteils, ein Forscher beschlossen hatte, das Virus, das die Infizierten hervorgebracht hatte, » Morgenstern« zu nennen. In der westlichen Gesellschaft war dies einer der vielen Namen des Teufels. Insgeheim fragte sie sich, ob an Trevs Geschwafel etwas dran war, doch ebenso schnell verwarf sie diese Gedankenkette wieder. Das Virus hatte einen absolut natürlichen Ursprung. Es gab keine übernatürlichen Kräfte, die den Erreger antrieben. Kein finsterer regierungsamtlicher Geheimdienst war für ihn verantwortlich. Trevs Bezeichnung war reiner Zufall. Wenn sie auch nervte.
Abgesehen von seinen komischen Überzeugungen war Trevor Westscott ein zuverlässiger Gefährte und guter Freund. Er war intelligent, dachte schnell und neigte zum Dramatischen. Junko bemühte sich, die Fragwürdigkeit seiner geistigen Gesundheit so lange wie möglich zu tarnen. Immerhin, so meinte sie, konnte er keiner Fliege etwas zuleide tun. Er tat nur Dämonen etwas zuleide. Und wer tat das heutzutage nicht?
Trev drehte den Motor des Kleinlasters auf und erhöhte das Tempo. Junko schaute vom Beifahrersitz aus auf den Tacho und runzelte die Stirn.
» Wenn es noch Bullen gäbe, wärst du jetzt aber dran«, schalt sie. » Du fährst fast hundertfünfzig …«
» Ha, ha!« Trevor grinste breit. » Aber sobald ich hundertachtundvierzig Klamotten drauf habe, schaltet sich der Flux-Kapazitator ein und trägt uns zurück ins Jahr …«
Er hielt inne, denn er sah, dass Junko den Film nicht zu kennen schien.
» Macht nichts.« Trev winkte lächelnd ab. Er nahm den Fuß kurz vom Gas. » Dann zockeln wir halt ’n bisschen vor uns hin und sparen Sprit. Du verstehst aber auch keinen Spaß, Juni.«
Sie grinste und boxte ihm anstelle einer Antwort gegen die Schulter.
» Nein, im Ernst«, sagte Trev. » Wir sind doch ganz allein unterwegs … Nirgendwo ist ein Wagen in Sicht, und das gesamte Interstate-Straßensystem steht uns zur Verfügung. Und da besteht du auf Tempolimit?«
Er blies ein Küsschen zu ihr hinüber, und sie streckte ihm die Zunge heraus.
» Vielleicht finden wir in einem dieser toten Städtchen eine hübsche Autohandlung und erwischen etwas, das wirklich was unter der Haube hat«, plauderte Trev weiter. » Einen V-8, einen V-16. Von null auf hundert in sechs Sekunden. Ha! Das muss ich auf die Liste der Dinge setzen, die ich erledigen werde, sobald wir die Dämonen aus den Nestern an dieser Straße verjagt haben.«
Im hinteren Teil des Lasters war das Gespräch eingeschlafen. Die vier Menschen lümmelten sich auf der Ladefläche herum, und jeder ging seinen eigenen Gedanken und Aktivitäten nach. Julie döste in der Ecke, und der Fahrtwind peitschte ihr Haar. Mason nahm seine Pistole auseinander, um sie sorgfältig zu reinigen und wieder zusammenzubauen. Und das nicht nur
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