Aufstieg der Toten: Roman (German Edition)
bei einem Sender …« Julie hielt inne, stieß einen Seufzer aus, setzte sich gerade hin und nahm Matt in Augenschein. » Ich war Nachrichtensprecherin. Andere Leute gehen raus, stöbern Neuigkeiten auf und tragen sie mir zu. Dann schalten sie Kameras ein, und ich lese sie der Welt dann vor.«
» Ach, die Art Journalismus«, sagte Matt nickend. » Hört sich toll an. Dann bist du fast so was wie ein Filmstar.«
» Eigentlich nicht«, sagte Julie kopfschüttelnd. » Wenn du wirklich etwas hören willst, dass vielleicht toll klingt, frag Mason, was er getan hat, bevor es losging.«
Matt schaute Mason an, der seinem Blick nicht auswich und sagte: » Gib dir keine Mühe.« Matt wandte sich wieder der Journalistin zu.
» Ich weiß nicht. Journalismus klingt auch toll. Es ist also dein Job, der Welt zu sagen, was auf der Welt so passiert. Oder es war dein Job. Das ist ja so, als wärst du jetzt der ganze Nachrichtendienst für die Bürger eines Landes. Wenn das keine große Verpflichtung ist.«
» Mach dir keine Mühe, mir Honig ums Maul zu schmieren, Bübchen.« Julie bedachte Matt mit einem schiefen Grinsen. » An deiner Einschleimtechnik musst du noch arbeiten.«
Matt gab auf und errötete. » Verzeihung.«
Im Führerhaus des Lasters fand eine ernsthaftere Diskussion statt.
» Was also hältst du von ihnen?«, fragte Trev Junko und warf ihr einen kurzen Seitenblick zu.
Die junge Japanerin zog beim Nachdenken die Mundwinkel hoch und überdachte seine Frage aus jedem Blickwinkel.
» Wenn sie nur eine Diebesbande wären«, sagte sie, » hätten sie uns längst umgebracht und den Wagen geklaut.« Sie beendete den Satz jedoch auf eine Weise, die Trev annehmen ließ, dass sie noch nicht fertig war. Und er hatte recht. Kurz darauf sprach sie weiter. » Andererseits bin ich mir nicht ganz sicher, ob die Impfstoffgeschichte stimmt. Sie kommt mir aber sehr zweckdienlich vor.«
» So sehe ich es auch«, sagte Trev. » Aber in einem sind wir uns zumindest einig: Sie stecken nicht mit den Dämonen unter einer Decke.«
Juni drehte sich so auf ihrem Sitz, dass sie Trev ansehen konnte. Ein ernster Ausdruck legte sich auf ihre hübschen Züge. » Trev, darüber haben wir doch schon mal gesprochen. Man kann nicht …«
» Ich weiß, ich weiß, ich habe es gehört.« Trev furchte die Brauen. » Warum kann ich sie nicht so nennen? Warum kann ich sie nicht als das bezeichnen, was sie sind?«
» Trev«, sagte Juni sanft und legte eine Hand auf seine Schulter. » Vielleicht sind sie Dämonen. Vielleicht aber auch nicht. Aber die meisten Menschen sind für diese Idee nicht bereit. Sie können kaum die Vorstellung ertragen, dass sie Opfer eines Virus’ sind. Du kannst ihnen nicht erzählen, was du glaubst. Noch nicht. Kannst du es also bitte für dich behalten?«
Trev murmelte leise irgendetwas vor sich hin. Junko verstand es nicht.
» Was sagst du?«, fragte sie.
» Ich habe gesagt: Welchen verdammten Zweck soll es haben, das Krankenhaus zu verlassen, wenn ich dann doch wieder vortäuschen muss, dass ich mir alles nur einbilde?« Er sagte es ein wenig zu laut. Mason schaute von der Ladefläche aus zum Führerhaus hin, wirkte aber unbekümmert.
» Du täuschst nichts vor«, erwiderte Junko eilig. » Du täuschst überhaupt nichts vor. Du hältst sie bei Laune. Es ist nicht deinetwegen. Ich habe dich gegen die Infiz… die Dämonen kämpfen sehen. Du warst unglaublich. Du hast dich nur vom Zorn leiten lassen. Ein Dämon, der dir einmal begegnet ist, kommt bestimmt nie wieder zurück.«
Trev seufzte und schüttelte den Kopf. » Es gefällt mir einfach nicht, sie ›Infizierte‹ oder ›Opfer‹ zu nennen, wo sie doch eindeutig Dämonen sind.«
» Es ist eine Frage der Auslegung«, sagte Juni. » Wenn du einem begegnest, nenne ihn das, was er ist. Nenne ihn einen Dämon. Wenn du mit anderen Menschen zusammen bist, nenne ihn einen Infizierten. Ihr Amerikaner habt doch so gewisse Ausdrücke, die ihr anwendet, um niemanden zu diskriminieren. Du weißt schon.«
Trev grinste widerwillig. Dann kicherte er. » Ja, wer doof ist, ist nicht doof, sondern anderweitig begabt. Na schön, na schön, ich hab’s gefressen. Wenn die anderen sich dann besser fühlen, werde ich die verdammten Dinger halt Infizierte nennen.«
» Danke.« Juni klopfte ihm auf die Schulter und stieß einen lautlosen Seufzer der Erleichterung aus.
Sie und Trev waren sich vor Monaten begegnet, auf der Wanderschaft in einer toten Stadt. Er hatte einen
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