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Aufstieg der Toten: Roman (German Edition)

Aufstieg der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Aufstieg der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Z. A. Recht
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einen ganzen Tag lang vor Portland gestoppt und pausenlose Funksprüche abgesandt. Niemand hatte geantwortet. Franklin und seine Leute hatten das Gefühl entwickelt, die einzigen Menschen auf der gesamten Erde zu sein.
    Ein tiefgreifendes Gefühl von Einsamkeit und Leere hatte die Seeleute erfasst. Die Moral war im Keller. Es war zu Auseinandersetzungen gekommen. Selbst den Offizieren war es schwergefallen, die Seeleute im Zaum zu halten.
    Schließlich war Franklin zu der Erkenntnis gelangt, dass die Männer eine Aufgabe brauchten. Er hatte das Schiff nach Westen gedreht und sich erneut dem Pazifik zugewandt. Sein Ziel: ein Inselchen, das sie besucht hatten, als Sherman noch an Bord gewesen war. Auf dem kleinen Eiland hatte ein Mechaniker namens Hal Dorne Waren gegen seine Dienste eingetauscht. Franklin wusste noch, wie gut die tropische Atmosphäre seinen Leuten gefallen hatte. Also ging er davon aus, dass man gegen einen nochmaligen Besuch nichts einzuwenden hatte.
    Umso größer war die Enttäuschung.
    Hal Dorne hatte die Ramage durchaus willkommen geheißen, als sie wieder vor der kleinen Insel aufkreuzte, die sein Zuhause war. Die einheimischen Insulaner hingegen nicht. Sie verfügten über ein Funkgerät, das sie verwendeten, um sich über die Weltlage zu informieren. Seit sie überhaupt keine Nachrichten mehr empfingen, hatten sie den Schluss gezogen, dass die beste Methode, sich zu schützen, darin bestand, den alten Traditionen zu folgen: sich um den eigenen Kram zu kümmern und sich Fremdlinge vom Hals zu halten.
    Hal hatte sich für Franklin und seine Mannschaft eingesetzt. Er hatte die Einheimischen zu überzeugen versucht, ihnen Asyl zu gewähren. Seine Fürbitte war in einen Schreiwettbewerb übergegangen, und am Ende hatte man ihn selbst der Insel verwiesen. Hal hatte an Deck der Ramage gestanden und sich so lange mit obszönen Gesten an den Einheimischen gerächt, bis das Schiff so weit von dem Tropenparadies entfernt gewesen war, dass man die Menschen am Ufer nicht mehr sehen konnte.
    Anfangs war Hal der zornigste und unerträglichste Gast gewesen, den man sich nur wünschen konnte. Er verfluchte pausenlos die Mannschaft, die ihm den » den Ruhestand ruiniert« hatte, und hielt unaufhörliche Monologe über das Thema, wie schön er jetzt in seiner Hängematte liegen und Rum verkosten könnte. Doch leider saß er auf » diesem gottverdammten Rosteimer« fest.
    Im Lauf der Zeit regte er sich jedoch ab und nahm sein Schicksal als neuer Mannschaftsangehöriger hin. Vor Monaten war bei einem Ausbruch der Seuche an Bord ein Ingenieur ums Leben gekommen. Da Hal seine Militärzeit als Panzermechaniker verbracht hatte, erschien es nur gerecht, ihm den Titel » Chefingenieur« zu verleihen. Franklin zweifelte nicht an Hals Fähigkeiten. Die Ramage hatte bei dem Ausbruch Schäden davongetragen. Hal war damals an Bord gekommen, um sie zu beseitigen. Und das im Zeitraum weniger Stunden. Der Captain der Ramage vertraute dem neuen Mannschaftsangehörigen absolut.
    Dann war der Kampfgeist erneut gesunken. Gerüchte breiteten sich an Bord aus. Manche Seeleute glaubten, sie müssten auf der Ramage bleiben, bis sie starben. Andere glaubten, man würde nun ziellos von einem Hafen zum anderen fahren, bis das Schiff unter ihnen verrostete. Wieder andere gaben an, sie wollten von Bord gehen, um ihre Überlebenschancen auf festem Boden zu prüfen; um vielleicht doch noch eine Zukunft zu haben.
    Im Verlauf der Tage und Wochen wurden jene, die ihr Glück angeblich an Land versuchen wollten, immer zahlreicher, bis die Mehrheit der Mannschaft hinter dieser Idee stand. Sogar Franklin hielt sie für vernünftig. Soweit er wusste, waren sie der gesamte Rest der US Navy. Sie konnten unmöglich für immer auf dem Zerstörer bleiben. Die Männer, gestand er sich ein, hatten recht. Sie mussten das Schiff aufgeben und irgendwo ein Quartier finden, in dem sie eine Zukunft hatten.
    Also hatte er das Schiff wieder nach Osten gefahren, diesmal geradewegs der Küste Oregons entgegen. Er verfügte noch über die genauen Koordinaten der Stelle, an der er Sherman und seine Männer abgesetzt hatte. Genau dort wollte auch er seine Mannschaft an Land gehen lassen. Franklin wusste zwar nicht, was aus Sherman geworden war, aber ihm waren einige andere Dinge bekannt.
    Erstens wusste er, dass Sherman nach Osten wollte, nach Omaha im Staate Nebraska. Die Gründe konnte er nur erraten. Er wusste aber, dass Sherman hoffte, dort auf eine Ärztin zu

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