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Aufstieg der Toten: Roman (German Edition)

Aufstieg der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Aufstieg der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Z. A. Recht
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umzusetzen. Nun hatte sie nur noch die einfache Hoffnung, die kleinsten Datenmengen über das Virus aus ihnen herauszufiltern.
    12. September 2004 – Tagebucheintrag Nr. 821
    Habe die Marburg-und Sudan-Untersuchungen heute unterbrochen. Lassa landet vermutlich als Nächster unter dem Henkerbeil. Ich habe viel Druck bekommen. Ich soll mich auf Morgenstern konzentrieren, kann aber meine Rechercheure nicht fortwährend herumstümpern lassen. Je mehr ich über Morgenstern erfahre, umso weniger möchte ich zugeben, dass der Erreger auch nur existiert. Er multipliziert sich wie Ebola und hat vergleichbare Initialsymptome, doch statt seine Opfer blutend zusammenbrechen zu lassen, werden sie gemeingefährlich. Wir mutmaßen, dass das Fieber etwas damit zu tun hat, aber im Grunde ist es eine sehr wirkungsvolle Technik, ein Virus zu verbreiten. Verwilderte Wirtskörper greifen alles in ihrer Nähe an. Sie beißen und kratzen und verbreiten auf diese Weise infizierte Flüssigkeit.
    Inzwischen sitzt das halbe Labor an der Morgensternforschung. Ich bin noch immer mit dem Durchspielen epidemischer Simulationen beschäftigt. Die Resultate sind immer grässlich. Wir haben einen Mäusestamm eingesetzt, um den Ausbruch einer Seuche in einem ländlichen Dorf zu simulieren. Es war schwierig, eine geeignete kontrollierte Projektumgebung zu bekommen, da wir im BSL 4-Labor ja kaum einen miniaturisierten Nachbau des Kongobeckens aufbauen können, aber wir haben uns mit einigen großen durchsichtigen Plastikkäfigen und einigen Röhren zufriedengegeben.
    Wir haben eine infizierte Maus mit fünfzehn anderen zusammengetan und das Ergebnis begutachtet. Zuerst nahmen die Mäuse den infizierten Neuankömmling als einen der ihren bei sich auf, doch als die Symptome sich zu entwickeln begannen, reagierten sie unerwartet. Soweit wir wissen, sind Tiere sich nicht bewusst, was Krankheiten sind, und reagieren nicht auf sie. Trotzdem zwangen die gesunden Mäuse die infizierte Maus in eine Art Quarantäne. Ich wette, daraus könnte man einen Artikel für den National Geographic machen. Sie haben die Maus geächtet, sie von ihrem Futter und ihrem Wasser ferngehalten und sich allgemein geweigert, liebenswürdig mit ihr zu spielen. Sie schienen sie raushaben zu wollen.
    Die Daten deuteten an, dass diese Reaktion ein Hinweis darauf ist, dass die gesunden Mäuse die Krankheit der infizierten irgendwie erkannten. Wir haben uns gefragt, was wohl in der Wildnis geschehen wäre. Würde der Rest, wenn ein Tier infiziert ist, so viel Distanz wahren, dass das infizierte Geschöpf stirbt, ohne die Krankheit zu verbreiten? Das könnte vielleicht erklären, warum wir bisher noch keinen größeren Ausbruch erlebt haben.
    Menschen sind natürlich ein anderes Kaliber. Soweit wir wissen, haben wir keinen sechsten Sinn, der uns informiert, wenn ein Mitmensch sich angesteckt hat. Und wir sind auch dumm genug, uns dem armen Hund zu nähern, wenn er durchdreht.
    Jedenfalls wurde die infizierte Maus von ihresgleichen drei Tage lang schikaniert, bevor das Virus sich soweit repliziert hatte, dass es die schon erwähnte gewalttätige Reaktion zeigte. Als es dazu kam, bekam das arme gemobbte Mäuschen seine Rache. Am Ende des Tages waren alle fünfzehn gesunden Mäuse mit Morgenstern infiziert. Wohin sie auch in dem Käfig und seinen Röhren gingen, die infizierte Maus fand sie und infizierte systematisch eine nach der anderen.
    Es war ein unheimlicher Anblick. Es war, als hätte der kleine Scheißkerl urplötzlich einen Raubtierinstinkt entwickelt; als hätte das Virus alles ausradiert, was ihn zur Maus machte und ihn in einen Mörder verwandelt.
    Mein Auftrag gefällt mir ganz und gar nicht. Er lässt mich nachts nicht mehr schlafen.
    Anna schluckte. Ihre Kehle fühlte sich trocken und kratzig an. Sie ließ den PDA auf den Schoß sinken und nahm eine Feldflasche mit Wasser aus einem der Beutel auf der Ladefläche. Sie schraubte den Deckel ab und trank einen großen, befriedigenden Schluck. Ein kleines Wasserrinnsal lief an ihrem Hals entlang. Sie seufzte, legte die Flasche zurück und schaute sich auf dem Laster um.
    Alle waren noch immer schwer damit beschäftigt, mehr oder weniger gar nichts zu tun. Mason baute zum elfundfünzigsten Mal seine Kanone auseinander, um sie dann wieder zusammenzusetzen. Julie sah aus, als befände sie sich im Tiefschlaf, denn ihr Kopf wippte sanft hin und her, und ihr Mund stand ein Stück weit offen. Matt saß, wie zuvor, im Schneidersitz am Heck

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