Auftanken, bevor die Seele streikt
das betrübt seinen Weg geht. Irgendetwas belastet diese Person. Stellen Sie sich vor,
Sie
seien diese Person. Denken Sie beispielsweise an Probleme und Frustrationen, die Ihnen bei der Übung am Ende des vorangegangen Kapitels des Buches eingefallen sind. Suchen Sie sich
ein Ereignis
heraus. Versetzen Sie sich einen kurzen Augenblick wieder in diese Lage zurück!
Versuchen Sie nun einmal kurz aufzuschreiben,
was Sie in jenem Augenblick gedacht haben. Was ging Ihnen da gerade spontan durch den Kopf?
Schreiben Sie ruhig einige dieser Gedanken in die Sprechblase!
Vielleicht ist das für Sie zunächst sehr ungewohnt. Bald merken Sie aber, dass zuvor diffuse und nebelhafte Gedanken auf einmal konkret und fassbar werden. Genau hier setzen wir an!
Und nun zum nächsten Schritt. Haben Sie die Sprechblase schon ausgefüllt? Wenn Sie einen Gedanken (oder mehrere) notiert haben, untersuchen Sie ihn anhand der oben genannten Liste der zehn häufigsten Gedankenfehler! Schreiben Sie die Kürzel der festgestellten Gedankenfehler neben Ihren notierten Gedanken.
Korrigieren Sie nun diesen verzerrten Gedanken und schreiben Sie einen realistischeren daneben. Hier werden Sie ganz praktisch zum Seelsorger – an Ihrer eigenen Seele!
Machen Sie wiederholt einen solchen „Gedanken-Stopp“: Halten Sie den spontanen, verzerrten Gedanken fest, bewerten Sie ihn und formulieren Sie dafür einen angemesseneren und zuversichtlicheren Gedanken. Gehen Sie nicht zu schnell über diese Aufgabe hinweg! Gerade
diese
Gedanken sind es, die sich im Alltag summieren, uns oft völlig unnötigerweise niederdrücken und nicht selten über längere Zeit hinweg zu gefährlichen Denkgewohnheiten und Grundüberzeugungen heranwuchern. Die Gefahr ist, dass wir diese Zusammenhänge zu schnell beiseiteschieben und meinen, wir wären hilflose Opfer unserer Stimmungen und schlechten Launen. In den meisten Fällen tragen wir durch unser Denken mehr dazu bei, als wir meinen!
Sind Sie bereit zu einer
zweiten Übung?
Stellen Sie sich vor Ihren Spiegel und stellen Sie sich vor, Sie ständen vor Ihrem besten Freund, Ihrer besten Freundin. Sprechen Sie nun zunächst Ihren oben genannten spontanen Gedanken einmal laut aus. Jetzt reden Sie mit Ihrem Spiegelbild so wie mit Ihrem besten Freund!
Sie werden folgende Erfahrung während dieser Übung machen: Oft legen wir einen völlig anderen Maßstab an, wenn wir mit einer anderen Person sprechen. Auf einmal ermutigen Sie sich, statt sich durch negative Selbstgespräche noch mehr zu belasten. Ermutigen Sie sich im Spiegel nun selbst! Diese Ermutigung kann zur reinsten Ermutigungsrede werden. Lassen Sie es zu – Sie sind es sich wert! Wenn kein anderer da ist, der Sie ermutigt, sind
Sie
an der Reihe!
Denken Sie dabei bloß nicht, das sei banal. Wenn die Not auf diesem Gebiet nicht so himmelschreiend groß wäre, wären therapeutische Praxen nicht derart überfüllt mit Menschen, die für viel Geld
eben genau diese befreienden Zusammenhänge lernen
.
Schon lange bevor die Wissenschaft diese Sachverhalte erforschte, finden wir in der Bibel heilsame Zwiegespräche mit der eigenen Seele und therapeutische Gedankenkorrekturen. Wie eine Überschrift darüber steht die ernsthafte Bitte: „Durchforsche mich, o Gott, und sieh mir ins Herz, prüfe meine Gedanken und Gefühle!“ (Psalm 139,23).
Dann ermutigt oder ermahnt sich der Psalmbeter selbst: „Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?“ (Psalm 43,5a; L).
Oder: „Lobe, den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“ (Psalm 103,2; L).
Der gesunde Umgang mit der eigenen Seele wird in den Psalmen oft von dem kurzen, aber so „not-wendigen“ Wort „aber“ begleitet. Zum Beispiel im Psalm 94,19 (L): „Ich hatte viel Kummer in meinem Herzen,
aber
deine Tröstungen erquickten meine Seele.“ Oder: „Angst und Not haben mich getroffen; ich habe
aber
Freude an deinen Geboten“ (Psalm 119,143; L).
Die Bibel ermutigt uns zu diesem heilsamen Umgang mit unseren Gedanken. Paulus z. B. schreibt: „… ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes …“ (Römer 12,2; L), d. h. „eures Denkens“: „Alles menschliche Denken nehmen wir gefangen und unterstellen es Christus, weil wir ihm gehorchen wollen“ (2. Korinther 10,5).
Gehen Sie Ihren Gedanken und
Problemen auf den Grund
Manche unserer krank machenden Gedanken sitzen so tief, dass wir sie im wahrsten Sinne des Wortes erst einmal
ausgraben
müssen. Dies können wir
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