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Aufzeichnungen eines Außenseiters

Aufzeichnungen eines Außenseiters

Titel: Aufzeichnungen eines Außenseiters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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weiter reinreiten. Jedenfalls mit dem, was ich hab, hat es schon Trouble genug gegeben.
    In jenen Tagen war gewöhnlich jemand in meiner Bude, egal ob ich zu Hause war oder nicht, und wenn ich durch die Tür kam, wußte ich meistens nicht, wen (oder wie viele) ich antreffen würde. Es war ständig irgendeine Party im Gange, und um die Bude mit sechs oder sieben Leuten vollsitzen zu haben, genügten zwei Dollar und etwas Wechselgeld und ein Sonderangebot in der Getränkeabteilung.
All right, eines Nachts wachte ich auf in meinem Bett, stockvoll, aber doch noch klar im Kopf, die Lichter waren aus, ich stützte mich auf, sah mich um, und es schien niemand mehr da zu sein. Nur ein paar leere Weinflaschen lagen auf dem Boden herum. Ich setzte mich im Bett auf und erkannte die Umrisse einer menschlichen Gestalt neben mir. Hm. Anscheinend hatte eine dieser Nutten beschlossen, bei mir zu bleiben. Das war Liebe. Das war ein Zeichen von Courage. Shit, wer konnte mich denn schon ausstehen? Jemand, der es mit mir aushielt, mußte wahrhaftig ein Herz aus purem Gold haben. Ich mußte diese Seele von Mensch einfach dafür BELOHNEN , daß sie das Stehvermögen und den Schneid hatte, bei mir zu bleiben.
Und was für eine schönere Belohnung gab es, als sie in den Arsch zu ficken?
Ich hatte eine merkwürdige Serie von Weibern hinter mir, und keine wollte sich von hinten nehmen lassen, was zur Folge hatte, daß sich das langsam zu einer Zwangsvorstellung bei mir auswuchs. Sobald ich etwas getrunken hatte, mußte ich immer wieder davon anfangen. Ich peilte das nächste Weib an und sagte: »Ich werd dir den Arsch aufreißen, und ich werd deiner Mama den Arsch aufreißen, und ich werd deiner Tochter den Arsch aufreißen.<< Und die Antwort war jedesmal: »Oh nein, das wirst du NICHT !« Sie würden alles tun, nur nicht DAS . Vielleicht war es das Gesetz der Serie, oder vielleicht lag es nur am Wetter, jedenfalls Jahre später saßen plötzlich nur noch Weiber herum, die sagten: »Bukowski, warum rammelst du mich nicht mal in den Arsch? Ich hab 'n großes, rundes, weiches Hinterteil . . .«, und ich pflegte zu antworten: »Das stimmt, Schätzchen, das sieht man wirklich. Aber ich möcht lieber nicht.«
Damals jedoch herrschte in dieser Beziehung reiner Notstand, und ich kriegte wirklich langsam die Motten, und als ich DIE da neben mir liegen sah, sagte ich mir, Mann, 'ne gute Nummer in der ihren Arsch und du bist 'ne Menge emotionale Probleme los.
Ich fand noch einen Rest Wein in einem Glas mit einer leichten Schicht Zigarrenasche darauf, und dann kroch ich wieder ins Bett und manövrierte meinen kleinen Weenie in dieses makellose, schnarchende, sich wölbende Hinterteil. Von einem heimlichen Dieb sagt man, daß er die Beute nicht so sehr liebt wie das eigentliche Stehlen. Ich mochte beides gleich gern. Mein kleiner Bammelmann pulsierte und zitterte am Rande des Wahnsinns. Das war die Rache, irgendwie, widerwärtig und vollkommen, die Rache für alles mögliche, für verhutzelte Eisverkäufer mit irren Taubenaugen, für meine tote Mutter, die sich Fettcreme auf ihr lebloses, gleichgültiges Gesicht schmierte . . .
Die hat aber einen tiefen Schlaf, dachte ich. Na, um so besser. Wahrscheinlich war es Mitzi. Oder vielleicht Betty. Spielte ja keine Rolle. Es war mein Sieg — mein trauriger, arbeitsloser, verhungerter Schwanz brach siegreich durch das Tor zu allen verbotenen Dingen! Fanfarenstöße! Ich fühlte mich als Mittelpunkt eines großen Dramas — wie Jesse James, als ihn im grell ausgeleuchteten Aufnahmestudio die goldene Kugel traf. Ich arbeitete drauflos wie ein Besessener. Sie stöhnte und machte AARG UG , HO AH , HA ... Mir wurde klar, daß sie nur so tat, als ob sie schliefe. Sie tut nur so, um den letzten Rest ihrer versoffenen Ehre zu retten, und ich bin ein MANN und NIEMAND kann mir an den Karren fahren! Ich erwischte zur Abwechslung mal einen richtigen Lauf, und der magische Glanz und die Glorie des Ganzen und meine wilde Brutalität trugen mich empor und ließen mich mit schier endloser Ausdauer rammeln und stoßen, und alles war rein und vollkommen.
Und dann rutschte uns in der Aufregung die Bettdecke weg, und ich sah den Kopf und den Nacken und die Schultern — es war Baldy M. Glatzköpfiges, amerikanisches männliches Individuum! . . . Alles an mir wurde schlaff. Ich rollte auf den Rücken, benommen vor Ekel, und starrte an die Decke. Und kein Tropfen Alkohol mehr in der Bude . . . Baldy M. machte keinen Mucks. Kein

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