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Aufzeichnungen eines Außenseiters

Aufzeichnungen eines Außenseiters

Titel: Aufzeichnungen eines Außenseiters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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muß ich ihr lassen, aber sie fing an nachzugeben, ich hatte ihren Rhythmus gefunden und meine Stöße kamen genau, wie sie es brauchte, und schließlich, wie ein abbruchreifes Haus, das sich gegen das Einstürzen wehrt, gab sie nach, gab nach, und dann stöhnte sie und wimmerte wie ein Kind, und ich räucherte sie vollends aus. Es war herrlich. Dann schliefen wir.
Als wir am nächsten Morgen aufwachten, stellte sich heraus, daß das Bett platt auf dem Boden lag. Alle vier Beine waren abgebrochen.
»Meine Güte!« sagte ich. »Ach du meine Güte . . .!« »Wasn los, Hank?«
»Das Bett ist kaputt.«
»Hab ich mir fast gedacht.«
»Yeah, aber ich hab kein Geld für ein neues.«
»Hm. Ich hab auch keins.«
»Eigentlich sollte ich dir ja auch 'n bißchen Geld geben, Ann.« »Nein, ich bitte dich. Du bist der erste Mann seit Jahren, bei dem ich was gefühlt hab.«
»Well, vielen Dank, aber im Moment beschäftigt mich das verdammte Bett.« »Willst du, daß ich geh?«
»Hm, ich will ja nicht schofel sein, aber recht war mirs schon. Es ist wegen dem Bett. Das macht mir Kummer.«
»Ist doch klar, Hank. Kann ich erst noch mal schnell aufs Klo?«
»Natürlich.«
Sie zog sich an und ging den Flur runter und zwängte sich in das Kabuff. Dann kam sie wieder raus, blieb an der Treppe stehen und drehte sich um.
»Goodbye, Hank.«
»Goodbye, Ann.«
Ich kam mir richtig schofel vor, daß ich sie einfach so wegschickte. Aber das mit dem Bett machte mir Sorgen. Ich erinnerte mich an ein Seil, das ich mal gekauft hatte, als ich mich aufhängen wollte. Es war ein gutes, solides Stück Seil. Ich stellte fest, daß die Bettpfosten der Länge nach gesplittert waren. Man konnte sie also schienen. Ich flickte sie notdürftig wieder zusammen. Dann zog ich mich an und ging runter. Unten erwartete mich meine Wirtin.
»Ich hab diese Frau hier rausgehen sehen. Das war eine Stra ßendirne, Mr. Bukowski. Ich habe Grund zu der Annahme, daß sie die Nacht auf Ihrem Zimmer verbracht hat. Ich kenne meine Mieter; die anderen würden sowas nicht tun.« »Mutti«, sagte ich. »Es gibt sehr wenige Männer, die sich das verkneifen können.«
Ich ließ sie stehen und steuerte meine Kneipe an. Die Drinks schmeckten, aber das mit dem Bett ging mir einfach nach. Idiotisch, dachte ich. Ich Leiche auf Rädern reg mich über ein kaputtes Bert auf. Aber es ließ mir keine Ruhe. Ich goß mir noch ein paar hinter die Binde und ging wieder zurück. Wie der erwartete mich die Wirtin.
»Mr. Bukowski. Mit Ihrem Seiltrick können Sie mir nichts vormachen! Sie haben das Bett kaputt gemacht! Herr des Himmels, da oben bei Ihnen muß letzte Nacht wirklich was los gewesen sein! An dem Bett sind alle VIER Beine ab!« »Tut mir leid«, sagte ich. »Aber ich kann Ihnen das Bett nicht ersetzen. Ich hab meine Stellung als Bus-Schaffner verloren, und die bei Harpers' und Atlantic Monthly lehnen alle meine Short Stories ab.«
»Well, wir haben Ihnen ein NEUES Bett reingestellt.«
»Ein neues Bett?«
»Ja. Lila schlägt es gerade auf.«
Lila war ein adrettes schwarzes Hausmädchen. Ich hatte sie nur ein - oder zweimal zu Gesicht bekommen, da sie tagsüber arbeitete, und da war ich gewöhnlich am Sumpfen. »Well«, sagte ich. »Ich bin ziemlich abgeschlafft. Vielleicht sollte ich ein bißchen raufgehen.«
»Ja, ich kann mir vorstellen, daß Ihnen das guttun würde...« Wir gingen zusammen die Treppe hoch. Am ersten Treppenabsatz hing ein handgesticktes Tuch an der Wand, auf dem es hieß: GOTT SCHÜTZE DIESES HAUS .
»Lila!« rief die Wirtin, als wir uns meinem Zimmer näherten.
»Ja?«
»Wie weit bist du mit dem Bett?«
»Mann oh Mann, das Scheißding macht mich vielleicht fertig! Da möcht man blutige Tränen furzen. Ich krieg einfach das letzte Bein nicht dran! Ich kanns anstellen wie ich will, das Ding PASST einfach nicht!«
»Wenn mich die Damen vielleicht einen Augenblick entschuldigen wollen«, sagte ich. »Ich muß auf'n Sprung ins Klo . . .« Ich schloß mich ein und setzte mich zu einem langsamen, aber stetigen Bier-Wodka -Wein- und Whisky -Schiß auf die alte rissige Schüssel. Ein Gestank wie tausend Ottern. Ich zog mit letzter Kraft die Spülung und ging wieder nach vorn. Als ich vor meiner Tür stand, hörte ich drinnen einen lauten quietschenden Plumps, und dann brachen beide in ein wieherndes Gelächter aus. Ich ging rein. Ihr Lachen erstarb. Sie blickten plötzlich ganz ärgerlich und mißbilligend drein. Das Mädchen rannte raus und polterte die Treppe hinunter. Unten

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