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Aufzeichnungen eines Außenseiters

Aufzeichnungen eines Außenseiters

Titel: Aufzeichnungen eines Außenseiters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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entschwinden und hörte, wie er mit schwächer werdender Stimme heulte, » ICH BIN EIN MANN ! ICH BIN EIN MANN !« Es erübrigt sich zu sagen, daß ich ihn nie wieder sah und auch keine besonderen Anstrengungen unternahm, ihn wie derzusehen.
In der Nacht, als die Drei-Zentner-Hure auftauchte, war ich zu allem bereit. Als einziger im ganzen Lokal, wie sich zeigte. Sie war unglaublich fett, und allzu sauber war sie auch nicht. Kein Mensch wußte, woher sie kam, was sie hier suchte und wie sie überhaupt so lange überlebt hatte. Aber von wem wußte man das schon. Also bestellte ich Drinks für sie und fing an, ihr auf die Pelle zu rücken, an ihr zu schnuppern und sie anzuheizen. Sie kicherte in einer Tour. »Baby, Baby, ich könnte dir was reindrücken, daß dir das Lachen vergeht und das große Wimmern kommt!«
»Ah, hahahahaha, ha«, lachte sie.
»Wenn ich dir das reinsteck, geht dirs durch den ganzen Bauch und hoch durch die Tracheen und den Oesophagus. Yeah!« »Ah, hahahahaha, ha!«
»Verdammt, ich mach jede Wette, wenn du dich aufs Scheißhaus setzt, hängen dir die Arschbacken bis auf den Boden runter, eh? Und wenn du geschissen hast, Baby, ist die Leitung einen ganzen Monat lang verstopft. Eh?«
»Ah, hahahahaha, ha!«
Als die Kneipe Feierabend machte, gingen wir zusammen weg. Ich mit meinen 1,80 und 165 Pfund, und sie mit ihren 1,58 und 300 Pfund. Die einsame und lächerliche Welt walzte zusammen die Straße runter. Vor meiner Pension blieb ich stehen und suchte nach den Schlüsseln.
»Jeesus«, hörte ich sie sagen. »Was is denn das?« Ich drehte mich um. Auf der anderen Straßenseite stand ein kleines, unscheinbares Gebäude, an dem ein unscheinbares Schild hing: MAGENKLINIK .
»Oh, das ... ist was zum Lachen. Na lach mal, ich hör dich gern lachen, Baby!«
»Es is 'ne Leiche, sie tragen 'ne Leiche raus!«
»Freund von mir. Hat früher mal bei Red Grange Football gespielt. Ich hab ihn erst heut mittag noch gesehn. Da hat er noch ganz gesund ausgesehen. Ich hab ihm 'ne Packung Zigaretten gegeben. Die Leichen schaffen sie hier immer bei Nacht raus. Ich seh sie jede Nacht eine oder zwei raustragen. Bei Tag würde es schlecht aufs Geschäft wirken.« »Woher weißt du, daß es dein Freund ist?«
»Ich seh's an der ganzen Figur, an der Kopfform unter dem Leintuch. Einmal nachts war ich so voll, daß ich beinah so 'ne Leiche geklaut hätte. Ich weiß nicht, was ich damit angefangen hätte. In den Schrank gestellt, schätze ich.«
»Wo gehn sie jetzt hin?«
»Die nächste Leiche holen. Was macht dein Magen?« »Oh . . . gut. . . gut.«
Wir gingen rauf zu mir. Irgendwie schaffte sie es, obwohl sie einmal ins Rutschen kam und fast die ganze Wand mitgenommen hätte. Wir zogen uns aus und ich stieg auf. »Menschenskind«, sagte ich. »Laß mal 'n bißchen BEWEGUNG sehn! Lieg doch nicht einfach da wie 'n großer Pudding! . . . heb mal deine großen Baumstämme an ... Mutti, ich kann dich ja gar nicht FINDEN ! . . .«
Sie fing an zu kichern. »Oh, hehehehehehe, oh, hehehehehehe!«
»Shit und fuck!« raunzte ich. » MACH MAL LOS ! SHAKE IT !« Und dann fing sie wirklich richtig an. Ich klammerte mich an und versuchte den Rhythmus zu finden. Sie rotierte ganz schön, aber es ging nicht nur im Kreis, sondern dazu noch rauf und runter. Dem Kreisen konnte ich mich noch anpassen, aber bei dem unberechenbaren Auf und Ab wurde ich mehrere Male aus dem Sattel geworfen. Einmal gelang es mir fast, eine jener riesigen Titten zu fassen, aber dieses schreckliche Ding rutschte weg über den Rand der Matratze und hing da wie eine träge, vollgefressene Wanze. Ich warf mich wieder zurück auf die Mitte dieser 300 Pfund und sank wieder in das Zentrum dieses »Oh, hehehehehe, oh, hehehehehe«, und ritt und klammerte mich fest, so gut es ging. »Der Himmel steh uns bei«, keuchte ich in eins ihrer fetten, heißen, dreckigen Ohren.
Betrunken wie wir waren, schufteten wir weiter, wobei ich noch öfter abgeworfen wurde, aber jedesmal beharrlich wieder aufsprang. Ich bin sicher, wir wollten beide am liebsten aufgeben, aber irgendwie fanden wir nicht den richtigen Ausstieg. Einmal griff ich mir aus purer Verzweiflung eine dieser enormen Titten, zog das Ding wie einen lapprigen Pfannkuchen hoch und rammte mir das spitze Ende in den Mund. Es schmeckte nach Traurigkeit, Gummi und abgestandenem Yoghurt. Angewidert spie ich das Ding wieder aus und grub mich tiefer ein. Schließlich schaffte ich sie. Ich meine, sie war immer noch am Arbeiten, das

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