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Aufzeichnungen eines Außenseiters

Aufzeichnungen eines Außenseiters

Titel: Aufzeichnungen eines Außenseiters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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fing sie wieder an zu lachen. Die Wirtin baute sich im Türrahmen auf und sah mich streng an.
»Versuchen Sie bitte, sich in Zukunft zu benehmen, Mr. Bu kowski. Dies ist ein anständiges Haus.«
Dann machte sie langsam die Tür zu.
Ich sah mir das Bett an. Es war aus Eisen.
Ich zog mich aus und legte mich nackt in mein neues, frisch bezogenes Bett. Als ich mir die saubere weiße Bettdecke über den Kopf zog, fiel mir ein, daß ich schon wieder vergessen hatte, mir die Hände zu waschen. Was sollte es. Ein Wunder war geschehen. Ich war gerettet. Ich schlief. Es war ein Uhr nachmittags in Philadelphia.
    Mary versuchte es mit allen erdenklichen Tricks. Aber in Wirklichkeit wollte sie mich gar nicht verlassen. Eine typische Abschiedsvorstellung sah etwa so aus: Sie kam aus dem Bad und hatte ihre ganzen Haare zu einer windschiefen Frisur auf die Seite gekämmt. »Schau her!« Ich goß mir ungerührt ein Glas Wein ein und sagte in meinem besten angeekelten Tonfall: »Billige Nutte, gottverdammte miese Nutte . . .« Sie machte kehrt, und als wie wieder herauskam, hatte sie statt eines Mundes einen dicken, fetten Klacks Lippenstift im Ge sicht. »Schau her! Genau wie dem Johnson seine Alte!« »Nutte, mickrige, drittklassige Nutte . . .« Ich ließ mich ächzend aufs Bett fallen, barfuß, in schmuddeliger Unterwäsche, die ich seit mehr als einer Woche nicht mehr gewechselt hatte, und stellte mit zittriger Hand mein Glas auf den Nachttisch. Sie kam herüber und beugte sich über mich.
    »DU BIST DIE GRÖSSTE DRECKSAU ALLER ZEITEN!«
    »Hü hehehehe!« meckerte ich.
»Well, ich GEH jetzt!«
»Das juckt mich nicht. Bloß laß dir nicht einfallen, die Tür zuzuknallen, wenn du rausgehst. Diese Türknallerei geht mir nämlich langsam auf die Nerven. Also. Wenn du die Tür wie der zuknallst, geh ich dir mit der Kohlenschaufel nach!« »Du TRAUST dich ja nicht!«
Sie donnerte wahrhaftig die Tür zu. Als mich die Schockwelle erreichte, blieb mir fast das Herz stehen. Ich wartete, bis die Wände aufhörten zu wackeln, dann sprang ich aus dem Bett und stürzte hinaus. Sie hörte, wie ich die Tür aufriß, und fing an zu laufen. Aber sie hatte hohe Schuhe an und kam nicht weit. Ich holte sie auf dem ersten Treppenabsatz ein und klebte ihr eine, daß sie kopfüber die restlichen Stufen hin untersegelte. Das verschaffte mir die Möglichkeit, ihr unter den Rock zu sehen; und als ich diese langen, prächtigen, nylonumspannten Beine in ihrer ganzen magischen Schönheit sah, dachte ich: was für ein Wahnsinn, all diese Herrlichkeit einfach in den Wind zu schießen! Aber es half nichts. Ich mußte Haltung zeigen. Ich drehte mich um und ging wieder hinauf, schloß die Tür hinter mir, setzte mich hin und schenkte mir das nächste Glas ein. Ich hörte, wie sie unten zeterte. Dann ging eine Tür auf.
»Was is los, Honey?« sagte eine Frauenstimme.
»Er hat mich GESCHLAGEN ! Mein Mann hat mich GESCHLAGEN !« (Mein MANN ??)
»Armes Ding! Kommen Sie, stehen Sie auf . . .«
»Vielen Dank.«
»Was wollen Sie jetzt machen?«
»Ich weiß nicht. Ich kenne keine Menschen . . .« (Verlogenes Aas.)
»Also, passen Sie auf: Sie nehmen sich jetzt ein Zimmer für die Nacht, und morgen, wenn er zur Arbeit geht, kommen Sie einfach wieder zurück.«
» ARBEIT !« heulte sie. » ARBEIT ? DER DRECKSACK HAT IN SEINEM GANZEN LEBEN NOCH KEINEN EINZIGEN TAG GEARBEITET.'«
    Ich fand das ungeheuer witzig. Ich fand das so witzig, daß ich einen Lachkrampf kriegte. Ich mußte mir das Kissen vors Gesicht drücken, damit sie mich nicht lachen hörte. Als der Anfall vorüber war, machte ich vorsichtig die Tür auf und schaute hinunter. Sie war weg.
Nach ein paar Tagen war sie wieder da, und alles ging wieder von vorne los. Ich saß da in meinen schmuddeligen Unterhosen und wurde zunehmend sauer, und Mary war im Badezimmer zugange und richtete sich für ihren nächsten Ab gang.
»Diesmal komm ich nicht mehr zurück! Jetzt hab ich endgültig den Kanal voll! Mir reicht's! Ich kann dich nicht mehr ausstehen! Du bist einfach durch und durch verdorben und verrottet!«
»Du bist 'n Flittchen, nichts als 'n billiges Flittchen . . .« »Klar bin ich 'n Flittchen, sonst würd ich ja nicht mit dir leben . . .!«
»Hmmmm . . . von der Seite hab ich das noch gar nicht betrachtet.«
»Dann wirds aber Zeit. . .!«
Ich leerte mein Glas und schenkte mir gleich wieder nach. »Hör zu«, sagte ich, »diesmal werde ich dich an die Tür bringen und SELBER die Tür aufmachen und wieder

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