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Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Titel: Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoëcker
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etwas lauter.
    Ich sprang auf, stieß mir den Kopf und legte mich sofort wieder auf das Gitterrost. Wieder lag ich da und genoss die pochenden Schmerzen, diesmal in meinem Kopf, meinem Schädel, meinem Hirn, meinen Zerebrallappen und meinem medialen präfrontalen Kortex. Als das langsam zur Ruhe kommende Blut mein Ohr endlich wieder in die Lage versetzte, die Geräuschein meiner Umgebung wahrzunehmen, hörte ich erneut dieses Wimmern. Nur war es nun lauter, fast wie ein Jaulen.
    Ich stand auf, diesmal langsam, um ja kein Risiko einzugehen. Neben dem Stahlträger, der mich vorhin erneut niedergestreckt hatte, konnte ich mich vollends aufrichten – weitaus besser als direkt unter dem gewalzten Metall. Ich bewegte mich langsam und vorsichtig auf die Brückenmitte zu. Es war inzwischen leicht dämmrig, über mir die stark befahrene Straßendecke, unter mir 20   Meter nichts, bis endlich das Wasser zu erkennen war. Auf der Suche nach dem Cache erreichte ich die Brückenmitte.
    Plötzlich wurde das Jaulen verständlich. Es waren gar keine Windgeräusche, es war vielmehr eine zaghafte menschliche Stimme, die rief: «Hilfe! Hallo! Ist da wer? Ich will hier weg, hat mich denn keiner lieb?»
    Als die arme Kreatur, die diese Worte von sich gab, aus dem Schatten einer Querstrebe hervortrat, dachte ich spontan: Nein, und ich weiß auch warum.
    Doch ich bin ein guter Mensch mit einer anständigen Kinderstube und einem katholischen Gewissen, und so nahm ich mich dieses männlichen Geschöpfs an. Selbstverständlich musste ich erst mal Vertrauen schaffen, daher schob ich ihm eine Flasche Wasser hin. Gierig trank er, und ein Hauch Hoffnung glomm in seinen Augen auf. Langsam näherte ich mich ihm, berührte ihn vorsichtig. Erst warf ich einen Stein, danach benutzte ich einen Stock, und zu guter Letzt nahm ich sogar meine Hand, allerdings zog ich vorher den Fahrradhandschuh an, den ich immer dabeihabe, falls es beim Cachen mal etwas Ekliges zu untersuchen gilt. Wie er sich freute. Solche Berührungen musste er seit Jahren vermissen, wenn er sie überhaupt kannte.
    Ich blieb bestimmt eine Stunde da oben bei ihm. Den Cache hatte ich inzwischen völlig vergessen. Während ich so dasaß und ihm zuhörte, erfuhr ich seine Geschichte: Ein paar Cacher warenmit ihm unterwegs zu dieser Brücke gewesen. Aber irgendwie wurde er ihnen wohl zu lästig, denn Beweglichkeit war nicht seine Stärke. Sie mussten ihn schon den Pfeiler fast hochschieben, um endlich weiterzukommen. Nachdem sie den Cache entdeckt hatten, beschlossen sie kurzerhand, in Urlaub zu fahren. Die Frage war nur: Wohin mit ihm? Mitnehmen ging schlecht, sie hatten ein ruhiges, gesittetes Hotel ausgesucht. So ließen sie ihn einfach an Ort und Stelle zurück. Festzubinden brauchten sie ihn nicht, seine Höhenangst machte es ihm unmöglich, selbständig zurückzukehren.
    Irgendwann musste ich weiter und verabschiedete mich schweren Herzens von ihm. Aber auf dem Weg nach Berlin wollte mir dieses einsame Wesen nicht mehr aus dem Kopf gehen, und ich beschloss, ihn auf dem Rückweg mitzunehmen.
    Wie er sich freute, als er mich wiedersah! Er sprang an mir hoch, tollte um mich herum und juchzte. Er brachte mir sogar mein GP S-Gerät zurück, das ich immer wieder weit wegwarf, weil er so einen großen Spaß am Apportieren hatte. Es war so schön! Bevor wir losfuhren, gab ich ihm noch einen neuen Namen: TOBI.
    Da er sich nicht mehr an sein Leben vor dem Mittellandkanal erinnern wollte, ließ ich ihn kurzerhand hypnotisieren, und seitdem glaubt er, er sei einer meiner Techniker und begleite mich auf meinen Solotouren. So habe ich Tobi kennengelernt – oder zumindest so ähnlich. Vielleicht werfe ich die Geschichte auch mit der von Rocky durcheinander, dem Hund unserer Nachbarn. Er tauchte irgendwann bei ihnen im Garten auf, und Tobi saß halt irgendwann bei mir an der Technik.
    Seitdem ergreifen wir, wann immer wir zusammen unterwegs sind, jede sich bietende Gelegenheit, um zu cachen. Schon auf der Fahrt zum Auftrittsort nutzen wir den einen oder anderen schnellen Traditional gerne als Pausencache.
    Neulich waren wir zum Beispiel auf der A2 von Köln nach Leipzig unterwegs. Okay, das war jetzt nicht der direkte Weg   … Aber an der A2 lag dieser «Mittellandkanal», und den hatte ich beim letzten Mal nicht gefunden, weil Tobi mich abgelenkt hatte. Daher wollte ich es noch einmal versuchen und überhaupt: Was geht es euch an, ob ich den direkten Weg oder einen Umweg fahre?
    Wir befanden uns

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