Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers
ersetzen, die sie ebenso wenig ertragen können. Dazu später mehr.
Wir tauschten diesmal nichts, sondern nahmen nur eine Münze heraus, die wir später in einen anderen Cache legen wollten, wo sie dann wieder jemand herausnehmen sollte und so weiter und so fort. Sie wanderte. Aber auch dazu später mehr.
Anschließend versteckten wir den kleinen Koffer wieder und machten uns auf den Weg zurück zum Auto. Als wir aus dem Wald herauskamen, musterten uns die anderen Besucher auf dem Parkplatz irgendwie merkwürdig. Aber wir hatten ihnen auch ein seltsames Schauspiel dargeboten: Zwei junge Männer fuhren in einem Geländewagen vor, rannten wie gehetzt in den Wald, kamen völlig verdreckt wieder, lächelten und strahltenübers ganze Gesicht und gaben Sätze wie «Mann, war das geil», «Hab ich noch nie erlebt», «Und so groß diesmal», «Ja, ja, ich habe es dir gesagt, da ist ’ne Menge drin» von sich.
Leider mussten wir dann gleich weiter – ihr wisst schon, der Termindruck –, das Schiffshebewerk wollten wir uns ein anderes Mal in Ruhe ansehen.
WIESO EINFACH, WENN’S AUCH SCHWER GEHT
Wie man im letzten Kapitel sieht, ist oft nicht das Ziel das Ziel, sondern der Weg. Wenn man den Weg noch interessanter, mit kleinen Aufgaben gespickt haben will, dann bietet sich der bereits erwähnte Multicache an (von
multi
: viel). Wie ich gleich bei meiner ersten Erfahrung als Cacher am eigenen Leib erfahren durfte, geben hier die Koordinaten nicht die Stelle an, an welcher der Cache versteckt liegt, sondern diejenige, an der ein erster Hinweis zu finden ist. Der führt einen dann zur zweiten Station (oder, wie wir Cacher auf Englisch sagen, «stage»). So geht es immer weiter von Station zu Station, bis man … aufgibt.
Tja, genau das ist das Problem beim Multi: Man muss nicht nur einmal geschickt sein, sondern gleich mehrmals. Dafür wird einem allerdings nie langweilig, denn die Aufgaben sind sehr unterschiedlich. Am einfachsten ist es, wenn die Koordinaten der nächsten Station genau so aufgeschrieben sind, wie man sie ins GP S-Gerät eingeben muss. Manchmal ist an der ersten Station jedoch nur eine Ziffer zu finden, zum Beispiel 28 A = 5. Mit dieser Ziffer, zum Beispiel 29 5 , muss man dann irgendeinemathematische Operation 30 ausführen, um die Koordinaten der nächsten Station herauszufinden. Dort wartet dann die nächste Aufgabe oder vielleicht sogar schon der Cachebehälter.
Die Ziffer kann natürlich auch anders versteckt sein: «A = zähle die Säulen des Kirchenportals» oder «Auf dem Stein befinden sich 3 Zahlen. A ist die 1. Ziffer der 2. Zahl, B ist die
3. Ziffer der 1. Zahl, C ist die 3. Zahl». Ihr seht, schon das Zäh len kann zunehmend komplex werden – und einen sogar fast in den Wahnsinn treiben. So ging es mir mal mit den Backsteinen einer Mauer, die gezählt werden sollten. Ich wette, die Dinger haben sich zwischendurch versteckt oder sonst wie ihre Anzahl geändert. Nur so ist es zu erklären, dass die Zahl 248 erst nach mehrmaligem Kontrollieren als sicher feststand. Oder waren es 284? Nein, 428. Ach, egal.
Ganz hinterhältig ist (und wer jetzt gemeint ist, der weiß genau, wen ich meine), wenn an einer Station plötzlich die Aufgabe auftaucht:
«Wie viele Brücken hast du bisher überquert? Die Anzahl sei A.»
Damals dachte ich: Woher soll ich das im Nachhinein wissen? Hab ich etwa nichts Besseres zu tun? DerWeg war schon schwer genug, immerhin hatte er einen rechten und einen linken Rand, das war, was die Komplexität anging, schon absolut am Limit. Da ich dieses A jedoch brauchte, um die nächste Station zu finden, blieb mir nichts anderes übrig. Also: umdrehen, zählen, wieder herkommen, dabei nochmal zählen, eine Differenz feststellen und so weiter und so fort …
Bis ein anderer Cacher vorbeikam, mich in den Arm nahm, ein wenig tröstete und sagte: «Das haben am Anfang alle, aber ab dem Zehnten wird man cool …»
«Ich hab inzwischen 50, und ich BIN COOL!!!»
Meist stehen die Aufgaben und die Anzahl der Stationen bereits in der Cachebeschreibung drin. Manchmal jedoch nicht. Spätestens dann bekommt die Suche eine weitere, sozusagen eine vierte Dimension. Oft weiß ich nicht nur nicht, wo , sondern auch nicht wann ich am Cache ankomme. Das kann dann schon mal zu Problemen führen, wenn sich etwa die Sonne spontan entscheidet, an einer anderen Stelle der Erde weiterzuscheinen. Deshalb versuche ich immer vorab herauszufinden, wie lange die Tour in
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