Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers
Kölner Cacherleben gefunden. Sobald er freigeschaltet war, machten sich die ersten Cacher auf den Weg, um ihn zu finden, und bisher haben wir durch die Bank gute Bewertungen erhalten. Wir sind auf drei Bookmarklisten (so was wie Favoriten) zu finden, und viele Cacher beobachten unseren Cache, lassen sich also regelmäßig per E-Mail die neuesten Log-Einträge schicken.
Wir sind ja so stolz, wie Eltern, deren Kinder nach der Schule ins Leben gehen und bald die ersten guten Noten in der Uni erhalten, auf die hier eine bestandene Prüfung und dort ein guter Abschluss folgen, bevor dann der Einstieg ins Berufsleben und schließlich eine Beförderung nach der nächsten anstehen. Stutzig sind wir nur bei der Formulierung «… für ein Erstlingswerk» geworden.
WENN EINER EINE REISE TUT
Kommen wir nun zu einer Geocaching-Erweiterung, an der ich persönlich unglaublich großen Gefallen finde: «Travelbugs». Das Prinzip ist recht einfach. Jemand legt einen bestimmten Gegenstand, zum Beispiel ein Stofftier oder eine Plastikfigur, in einen Cache. Das nennt man dann «Bug». Dieser ist eindeutig zu erkennen, und zwar an einer zertifizierten Plakette mit einem Käfer (englisch:
bug
) darauf. Jemand anders nimmt ihn später wieder raus, um ihn in den nächsten Cache zu legen, den er hebt. Außer er hat es vergessen, dann macht er es eben beim übernächsten. So geht das immer weiter, der Travelbug (kurz: «TB») kommt richtig herum, und damit hätten wir dann auch das «Travel» erklärt. Letztendlich trägt der Cachefinder seinen Besitz mit einem kleinen Kommentar auch noch im Internet ein. Dort kann man dann verfolgen, wo der Bug schon überall war und welche Strecke er bisher hinter sich gebracht hat. 58
Das Schöne ist, dass viele dieser TBs eine Aufgabe beinhalten. Manche sind ganz einfach: «Reise so weit herum, wie es geht.» Dann gibt es aber auch speziellere, etwa: «Ich bin Mausi und gehöre zu dem TB Teddy, wir wollen uns in Berlin treffen, und dann will ich weiter nach Ägypten, China und in die USA.
» Spätestens nach dem Wort «Mausi» wusste ich: Der Besitzer war ein Mädchen, auch wenn der Nickname 59 «MuscleKiller» lautete. Bei so was kommt er nämlich doch heraus, der wahre Charakter.
Berlin – Ägypten – China – USA, das fand ich interessant. Auf diese Weise hat man alle politisch möglichen Systeme zusammen. Ich hatte also diese Maus in einem Cache gefunden. Zuerst wunderte ich mich, was es war. Doch dann erinnerte ich mich und griff zu. Ich konnte sie zumindest schon mal nach Berlin mitnehmen, schließlich bin ich ja sowieso ab und an mal da.
Plötzlich geschah mit mir etwas Merkwürdiges. Ein unglaublich tiefes Gefühl von Verantwortung bemächtigte sich meiner. Wenn man nämlich so eine kleine, süße Stoffmaus in der Hand hält, die jemand zurückgelassen hat in der Hoffnung, ein anderer werde sich darum kümmern, ist das etwas ganz Besonderes. Es ist, wie wenn einem ein kranker Nachbar sein Kind vorbeibringt, damit man darauf aufpasst. Man sagt: «Ja klar, super, mache ich gerne.» Kurz nachdem man nicht mehr zurückkann, denkt man: Huch, da habe ich aber schnell zugesagt. Doch jetzt hat man die Verantwortung. Man passt auf, dass es ihm gutgeht.Liegt es bequem, oder braucht es vielleicht noch ein zweites Kissen? Wird es dreckig, und wenn, wie bekommt man es wieder sauber? Wer spielt mit ihm, und ist derjenige auch vorsichtig und macht es nicht kaputt? Wenn man unterwegs ist, stopft man es tief in einen Rucksack, damit ja nichts drankommt. Und man wartet auf die nächste Gelegenheit, es wieder loszuwerden. Genauso ist das auch mit dem Travelbug.
Aber diese Berlinfahrt gestaltete sich schwieriger als erwartet. Und so landete die Maus schließlich in einem Hotel.
So, und jetzt kommt es: Wenn ihr bisher dachtet, die Cacher, die sind zwar ziemlich albern, aber bescheuert sind sie nicht, dann werdet ihr merken: Leider sind sie sehr wohl bescheuert. Es gibt nämlich allen Ernstes Caches in der Nähe von Flughäfen, Autobahnkreuzen und Bahnhöfen, die nur dazu da sind, um TBs auf den Weg zu bringen. Der Sinn dahinter ist, dass Menschen, die unterwegs sind, so nebenbei noch schnell einen Cache heben können, um ihn mit auf die Reise zu nehmen.
Ich frage mich wirklich, wer so etwas macht: total gestresst, darauf hoffend, seinen Flieger überhaupt noch zu erwischen, mit 23 Rollkoffern bewaffnet durch den Wald stapfen, um eben mal kurz in einer Tupperdose nachzusehen, ob da jemand
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