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Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Titel: Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoëcker
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kanadischer Geocoin (mit Flagge), aber auch speziellere Themen tauchen auf: Mountainbiken, der eigene Hund und Jesus. Genau, Jesus: ein Fisch, ausgemalt mit bunten Farben und dem Wort Jesus. Ob auch der in den Himmel soll – wer weiß.
    Unser Problem hatte also mit den Coins zu tun, kann aber auch bei normalen Travelbugs vorkommen.
    Es war ein schöner Herbsttag, und Tobi und ich verbanden unsere Anreise zu einem Auftritt mit einem kleinen Multicache. Tobi hatte ein paar Tage vorher den Coin 60 aus «Mikey’s First» im Cache «Moonstay River» gefunden und wollte ihn jetzt ganz brav wieder ablegen. Und zwar in den « A-Cache », denn da war laut Cachebeschreibung kein anderer drin. Ich wollte ihn dort direkt wieder herausholen, damit der Coin auch bei mir in der Statistik auftauchte. Damit man den Sinn der Coins, das Hineinlegen und Besuchen eines Caches, auch nicht vernachlässigt, und vor allem auch, um nicht durcheinanderzukommen, machen wir das meistens auch real so. Also, Tobi würde «Mikey’s First» aus dem Rucksack holen und ihn in den Cache legen. Ich würde ihn gleich wieder rausnehmen und ihn mir in die Tasche stecken. Das war der Plan, bis wir den Deckel des Caches öffneten   …
    Da lag nämlich schon ein anderer Coin drin: «Jeepers MTJ». Dabei sollte der da laut Cachebeschreibung gar nicht drin sein. Was tun? Tobi legte seinen TB hinein, ich holte zwei heraus,sagte: «Nein, warte, wir kommen durcheinander», legte wieder einen hinein, und dann nahmen Tobi und ich jeweils einen heraus. Wir schauten uns an, stutzten und tauschten die Coins. Schauten uns wieder an und fingen nochmal von vorne an. Nach einer Weile, genau genommen nach kürzester Zeit, hatten wir das Chaos beseitigt und wussten: Ein Coin lag in der Dose, jeder von uns hatte einen in der Tasche, und einer sollte gar nicht da sein. Machte insgesamt vier Münzen. Das waren eindeutig zwei zu viel. Wir sahen nach und stellten fest, dass in der Dose gar kein Coin drin war. Jeder von uns hatte also einen dabei. Auch der, der unterwegs sein sollte, war da. So lief es.
    Zwei Tage später legte ich meinen Coin dann in den Cache «Diewodaso», und auch Tobi hatte seinen inzwischen irgendwo deponiert. Wir waren unserer Verantwortung gerecht geworden.
    Wieder ein paar Tage später bekam Tobi eine nette Mail von einem sympathischen Cacherkollegen, der ihn freundlich fragte: «He, du Kasper, klär das mal, in dem Cache, den ich heute gefunden habe, ist keine Münze drin. Du hast die da aber laut Logbuch reingelegt. Hab dein Hirn mal unter Kontrolle, wenn es schon umgekehrt nicht klappt!»
    Tobi strahlte erst vor Verzückung. Dass er endlich mal eine E-Mail bekommen hatte, machte ihn ganz froh. Sollten da doch Freunde in der großen, weiten Welt des Internets auf ihn warten? Das ging so lange, bis ich ihm erklärte, das seien jetzt keine klassischen Komplimente im traditionellen Sinne, sondern da war was schiefgelaufen und irgendjemand war deshalb sehr, sehr böse auf ihn.
    Wir überlegten hin und überlegten her, dann änderten wir unsere Strategie und dachten nach. Auch das half nichts, folglich schalteten wir unser Hirn ein, grübelten, analysierten. Schließlich entwarfen wir ein übersichtliches Diagramm, um das Problem zu lösen:

    Dann sah Tobi im Rucksack nach, fand den Coin und alles war gut.
    Quasi im selben Moment verlor er wieder einen Freund aus dem großen, weiten Internet, nämlich mich.

DER MENSCH IM CACHER
    Wie fast jedes Säuge- und vor allem Jagdtier haben auch wir Menschen im Laufe der Zeit ein gewisses Rudelverhalten entwickelt. Leider handelt es sich eher um ein Schwarmverhalten, denn ein Rudel geht gezielt einem gemeinsamen Ziel entgegen, während der Schwarm scheinbar zufällig mal von dem einen, mal von dem anderen Einzelwesen unbewusst in eine bestimmte Richtung gelenkt wird. Ich habe schon seit langem vor, Schwarmverhalten am Computer zu simulieren und ein entsprechendes Programm zu schreiben, nur leider habe ich nicht genügend Ahnung davon. Aber da man auch ohne Ahnung ganze Bücher schreiben kann, sollte ich mich ruhig auch mal ans Programmieren wagen.
    Wir Cacher sind im Grunde nicht wesentlich anders als andere Menschen mit merkwürdigen Hobbys. Im direkten Umfeld ist es oft schwer, jemanden zu finden, der genauso ist wie man selbst. Da haben es Fußballer wesentlich leichter. Von denen gibt es nicht nur sehr viel mehr, auch der Ball ist erheblich einfacher zu finden als die Tupperdosen, selbst wenn sich die Spieler

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