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Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Titel: Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoëcker
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Tobi, ich bitte dich! Wir haben eine Verantwortung, das ist unser Job, die Leute warten auf uns. Es wäre respektlos, später zu kommen, wobei 18.00   Uhr auch nicht sooo spät wäre.»
    Daraufhin zog er besagten Multi aus dem Stapel: «Sunset Rock», mitten im Taunus gelegen. In der Beschreibung hieß es schon: «Klettern nicht nötig» , was sehr vielversprechend klang, und am Ende sollte man auch noch einen schönen Ausblick haben. Wir versuchten abzuschätzen, wie lange wir dafür wohl brauchten: Anfahrt etwas weiter als der «Rastplatzcache», weil «mitten im Taunus» nicht «neben der Autobahn» war. Dann versuchte Tobi die Zeitangabe zu finden – leider ohne Erfolg.
    Ich folgte den Anweisungen der netten Dame im Armaturenbrett und verließ schon mal die Autobahn. Tobi durchsuchte inzwischen die Logs. Die waren da schon ein wenig aufschlussreicher. Er las vor:
    «…   abgebrochen, doch recht weit   …» 
Was für ein Weich ei – ganz im Gegensatz zu uns.
    «…   über zwei Stunden durch die Pampa gelatscht   …» Na ja, wer mit dem GP S-Gerät nicht umgehen kann, ist selbst schuld.
    «…   im zweiten Anlauf nur noch den Final gehoben   …»
Okay, wer nicht plant, der nichts erreicht.
    «…   nach langer Suche gefunden   …» Na schön, die Suche war noch nie unser Problem.
    «…   schöner Spaziergang   …» Ah, das war doch mal eine Information, mit der wir etwas anfangen konnten.
    Wer das als Spaziergang bezeichnete, konnte sich natürlich nicht mit uns vergleichen. Das wäre, als müsste jemand bei der Seepferdchen-Prüfung den Ring aus ein Meter tiefem Wasser hochholen, der schon zweimal den Weltrekord im Apnoetauchen gewonnen hat. Daran bin ich übrigens immer gescheitert. Am Seepferdchen.
    Alles klar, den machen wir, da waren wir uns schnell einig. Jetzt nur noch kurz im Theater anrufen: «Sorry, wir stecken im Stau, ja, schon vor der Abfahrt. Es wird wohl ein bisschen später.» Als Tobi auflegte, rutschten die Reifen des Wagens gerade die letzten paar Zentimeter über den Kies. Ich hatte gebremst, weil wir angekommen waren. Dachte ich.
    Leider standen wir etwa einen Kilometer vor unserem Ziel auf einer Zufahrtsstraße, vor uns ein Schild mit der Aufschrift «Durchfahrt verboten», außer zu ganz komplizierten Uhrzeiten. Wir entschieden, erst mal auszurechnen, wie hoch das Risiko wäre, erwischt zu werden, falls wir diesen Weg doch nutzten, kamen aber nicht dazu, weil wir andauernd durch das nervtötende Hupen und Bremsen und Beschleunigen der um uns herumkurvenden Freizeitfahrer gestört wurden. Sie alle nutzten diese Straße, um zu dem Restaurant zu kommen, von wo auch wir startenmussten. Bevor Tobi auch nur «Feigling!» flüstern konnte, gab ich Gas und fuhr los.
    Damit kommen wir zu einer äußerst schwierigen Stelle dieser Geschichte: Um den Unterhaltungswert in die Höhe zu schrauben, müsste sie jetzt so weitergehen: «…   gab ich Gas und fuhr los, um dann zehn Meter weiter von einer Polizeistreife angehalten zu werden.»
    Aber nichts dergleichen passierte. Wir fuhren einfach los und   … kamen an. Kein schimpfender Anwohner, keine uns kontrollierenden Staatsbeamten, kein Zeuge Jehovas, der uns einen «Wachturm» anbieten wollte. Gut, wir waren jetzt Mitglieder im «Verein zum Schutze einheimischer Wild- und Wandervögel des mittleren Taunus», jedoch nur, weil wir versehentlich den Dackel des Vorsitzenden   … na ja, mit Allradantrieb merkt man eben nicht alles   …
    Zwei Minuten später standen wir auf dem Wanderparkplatz, unserem Ausgangspunkt. Es war genau 16.00   Uhr, alles im grünen Bereich, zumindest fast. Das Ganze hatte doch irgendwie länger gedauert, davon abgesehen hatten wir völlig falsch eingeschätzt, dass die Strecke zum Theater von diesem Ort um einiges länger war als von dem anderen Cache, der quasi auf dem Weg, weil direkt an der Autobahn lag. Ich also schnell nochmal in Frankfurt angerufen und gesagt, dass der Stau irgendwie aus der Stadt herausführe, nein, wir hätten wirklich keine Ahnung, wie wir den umfahren sollten, ja, auch wenn man in dieser Stadt seit 26   Jahren wohne und, ja, auch wenn es Sonntagnachmittag sei, wenn es eigentlich kein Verkehrschaos gebe. Warum mitten auf der Autobahn Kindergeschrei, tollende Hunde und Vogelgezwitscher zu hören seien, wisse ich auch nicht, da solle er doch den Vorsitzenden des Vereins zum Schutze einheimischer Wild- und Wandervögel des mittleren Taunus fragen. Aufgelegt.
    Ich atmete kurz durch

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