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Auge des Mondes

Titel: Auge des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Empfindungen und Gefühle tobte. »Du weißt ja, wie die jungen Menschen so sind, immer ein bisschen leichtsinnig, stets den Kopf in den Wolken.«
    Sie streifte ihr Kleid ab, legte sich wieder ins Bett und schmiegte sich an ihn.
    »Es klang, als sei etwas umgefallen …« Er schien noch immer nicht ganz überzeugt.
    »Allerdings - meine schönste Lampe! Aber er ist ein guter Kerl, und er wird sie mir ersetzen. Willst du mir nicht dein Märchen weitererzählen?«
    Numi schüttelte den Kopf.
    »Ein anderes Mal«, sagte er. »Vorhin war ich zu traurig dazu, und jetzt bin ich dafür zu müde. Wir sollten schlafen, Mina. Ich werde meine Kräfte in den nächsten Tagen dringend brauchen.«
    »Weshalb?«, fragte Mina, um ihn abzulenken, und hoffte dabei inständig, Asha und Ameni seien längst unbehelligt aus dem Haus. »Was hast du vor?« Ich liebe dich, dachte sie. Wie ich es hasse, dich zu belügen!
    »Der Satrap!«, seufzte Numi. »Hunderte der allerschönsten Edelsteine hab ich vor ihm ausgebreitet. Weißt du, was sein einziges Begehren war? Ein weißes Katzenfell hat er von mir gefordert! Ein Katzenfell, das ich ihm schleunigst besorgen soll, angeblich, um seine Manneskraft zu stärken.«
    Sie hatte sich halb aufgesetzt. Im Schein der Öllampen schimmerte der Perltropfen milchig zwischen ihren Brüsten.
    »Dann hast du ihm doch sicherlich geantwortet, dass das unmöglich ist.«
    »Glaubst du vielleicht, Aryandes würde sich um so eine Antwort scheren? Nicht einmal ausreden lässt er einen! Du hast doch selber mit ihm gesprochen und weißt …«
    Mina saß inzwischen ganz aufrecht. »Du willst doch damit nicht andeuten, dass du dieser ungeheuerlichen Aufforderung tatsächlich nachkommen wirst?«
    »Von Aryandes kommen keine Aufforderungen«, sagte Numi. »Sondern lediglich Befehle.«
    »Aber er befindet sich nicht bei euch zu Hause, sondern in Kemet, hier, bei uns in Per-Bastet, wo alle Katzen der Göttin heilig sind!«
    Da waren sie wieder, die bärtigen Männer mit ihren Käfigen, von denen Scheri angstvoll geflüstert hatte, das tote Auge Benias, das sie angestarrt hatte, der Rest des Hanfstricks, den sie nur unter allergrößter Mühe von Bastets Hinterlauf hatte entfernen können - und diese seltsamen, diese zutiefst verwirrenden Fragen, die Aryandes ihr über die Große Göttin und ihre Geschöpfe gestellt hatte. Seine Stimme hatte so abfällig dabei geklungen, so getränkt mit kaum verhohlenem Hass. Nein, ihn kümmerte wahrlich nicht, woran sie glaubten!
    Etwas Schreckliches war im Gange, Mina spürte es plötzlich mit jeder Faser ihres Körpers. Etwas Schreckliches, an dem zu allem nun auch noch der Liebste beteiligt sein würde.
    »Was ist denn auf einmal mit dir?«, fragte Numi. »Du bist ja ganz grün im Gesicht, und ansehen tust du mich, als sei ich ein garstiger Dämon!«
    »Und wenn du das wirklich wärst?« Die Worte waren ihr einfach herausgerutscht.
    »Bist du verrückt geworden, Mina?« Er wurde mit jedem Wort wütender. »So mit mir zu reden, nur weil ich dir erzählt habe, dass der Satrap …«
    »Ein Perser wie du. Ein Fremder, der sich um nichts schert, was uns hier heilig ist! Aber wir leben hier, seit Tausenden von Jahren, und ihr seid die, die zu uns gekommen sind und die uns alles wegnehmen wollen - unsere Geschäfte, unsere Kinder, sogar unseren Glauben. Das jedoch werden wir niemals zulassen, hast du das verstanden?«
    »Das muss ich mir nicht länger anhören, Mina, auch nicht von dir! Was immer es sein mag, das dich auf so hässliche Weise verwandelt hat, sieh zu, dass du es so schnell wie möglich loswirst! Du kannst mir einen Boten schicken, wenn du wieder bei klarem Verstand bist. Dann werde ich gerne zurückkommen.«
    Er sprang aus dem Bett, griff nach seinem Gewand und wollte es sich gerade über den Kopf streifen, als er es plötzlich mit dem Ausdruck größten Ekels fallen ließ.
    »Was ist?«, fragte Mina.
    »Pitschnass ist es!« Seine Stimme war dunkel vor Wut.
    »Dein dreistes Katzenvieh. Sie hat es vollgepinkelt.«

    Die schlimmste aller Nächte!
    Der Schlaf spielte ein hässliches Versteckspiel mit ihr, ließ sie die meiste Zeit im Stich und gestattete allenfalls, dass sie manchmal zwischendrin vor Erschöpfung kurz einnickte, um schon beim allerkleinsten Geräusch erneut hochzuschrecken. Dazu kam das Verhalten von Bastet, die sich höchst sonderbar benahm. Zuerst suchte sie Minas Nähe, legte sich zirpend und gurrend ganz dicht neben sie, als gehe es darum, den alten Platz aufs

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