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Auge des Mondes

Titel: Auge des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Mühe, aufmerksamer zuzuhören.
    » Am Abend sprach der Schneider darüber mit seiner ältesten Tochter. Die schwieg dazu, und die Nacht ging vorbei. Der Schneider kehrte in seinen Laden zurück und erzählte die Sache seiner zweiten Tochter, die auch keinen Rat wusste. Schließlich erzählte er alles seiner jüngsten Tochter.
    Die antwortete: ›Wenn morgen der junge Mann kommt, dann sag ihm, dass man für ein Gewand aus Rosen natürlich Schere, Fingerhut und einen Faden aus Rosen braucht. Wenn er dir alle drei Dinge bringt, nähst du ihm sein Gewand. ‹
    Am nächsten Tag schloss der junge Mann aus diesen Worten, dass der Schneider drei Töchter hatte, von denen die beiden älteren nichts verstanden, die Jüngste aber so klug geantwortet haben musste. Ohne sie jemals gesehen zu haben, verliebte er sich in sie und schickte jemanden, der in seinem Namen um ihre Hand anhalten sollte …«
    »Wieso eigentlich drei Töchter?«, entschlüpfte es Mina.
    »Wo du doch nur eine einzige hast?«
    Etwas Seltsames ging bei ihren Worten mit Numis Gesicht vor. Plötzlich schien er innerhalb weniger Augenblicke um Jahre zu altern. Seine Augen verloren jeden Glanz, die Haut wirkte auf einmal traurig und stumpf.
    »Es waren drei kleine Mädchen«, sagte er. »Nach meinem Augenstern waren uns einige Jahre später noch Zwillinge geboren worden. Sie kamen zwei Monate zu früh, wollten nicht richtig atmen und wurden uns wieder genommen, noch bevor wenige Tage verstrichen waren. Nur sie ist uns geblieben, sie, die Einzige! Verstehst du jetzt, weshalb ich stets so um sie besorgt bin? Es war eine harte Zeit damals, voller Schmerzen und Leid. Ich hab es nicht fertiggebracht, die beiden winzigen Körper zu den Türmen des Schweigens zu bringen, sondern sie mit meinen eigenen Händen im Garten begraben.«
    Schmerzerfüllt sah er Mina an.
    »Niemals haben wir uns ganz von diesem entsetzlichen Verlust erholt, weder ich noch Newa …« Seine Stimme versagte.
    Mina umschlang ihn sanft.
    »Lass sie ruhig kommen, deine Tränen!«, flüsterte sie.
    »Ich kenne die Trauer und werde mit dir weinen, mein Liebster.«

    »Nicht so laut!«, sagte Asha, als Ameni sie lachend auf das Bett drängen wollte. »Sonst wird man uns überall im Haus hören. Und ich bin nicht hier, um das mit dir zu tun!«
    »Wozu sonst?«, entgegnete er frech. »Ich spüre doch, wie sehr du dich nach mir gesehnt hast. Wie gut du riechst!« Er schnupperte an ihrem Hals, und sie begann vor Vergnügen zu quietschen. »Keinen einzigen Tag hätte ich es länger ohne dich ausgehalten!«
    »Und wenn deine Tante uns hier überrascht?«
    »Meine Tante? Die hab ich neulich selbst …« Er biss sich gerade noch rechtzeitig auf die Lippen. Mina hatte es nicht verdient, dass er ihr Geheimnis preisgab, nicht einmal der Herzallerliebsten. »Die hat immer jede Menge zu tun und denkt gar nicht daran, sich auch noch um uns zu kümmern!«
    Er küsste Ashas rosige Lippen, vergrub seine Hände in ihrem Haar. Der Schleier war längst zu Boden gefallen; beide kümmerten sich nicht darum. Ashas Atem ging schneller, während er sie küsste und koste, als aber seine Hände zu ihren Brüsten glitten, schob sie sie sanft, doch nachdrücklich beiseite.
    »Unten am Ufer warst du weniger scheu«, beklagte er sich. »Wieso auf einmal so bedenklich, jetzt, wo wir endlich ungestört sind?«
    »Da hatten wir auch weniger Zeit.«
    »Heißt das, du kannst die ganze Nacht bleiben?« Er begann über das ganze Gesicht zu strahlen.
    »Jedenfalls eine ganze Weile. Das haben wir meinem Vater zu verdanken und dem seltsamen Auftrag, den ihm der Satrap aufgehalst hat.« Asha fuhr mit dem Finger behutsam über Amenis Schlüsselbein. »Weißt du eigentlich, dass ich diese Stelle hier ganz besonders liebe? Sie ist so zart, so verletzlich. Immer wenn ich sie spüre, habe ich das Bedürfnis, dich zu beschützen.«
    »Dabei bin ich es doch, der dich beschützt!« Ameni zog sie ganz eng an sich. »Deinetwegen hab ich mich sogar einsperren lassen. Das würde ich für keine andere Frau tun.«
    »Ich weiß«, sagte Asha. »Und ich weiß auch, dass wir bei allem noch großes Glück gehabt haben. Dieser Aryandes …« Sie setzte sich auf, während er versuchte, ihren Gürtel zu lösen, was ihm schließlich auch gelang. »Er macht sich nichts aus Frauen, kannst du dir das vorstellen? Vater hat mir erzählt, dass er Männer bevorzugt. Doch auch dazu braucht er entsprechende Mittel: geriebene Edelsteine, Düfte, Öle - und das Fell einer

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