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Auge um Auge - Ein Verehrer schuettete mir Saeure ins Gesicht Jetzt liegt sein Schicksal in meiner Hand

Titel: Auge um Auge - Ein Verehrer schuettete mir Saeure ins Gesicht Jetzt liegt sein Schicksal in meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ameneh Bahrami
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den Vorschuss wieder zurück? Nun, auch das klärte sich schnell – ich wurde in eine andere Abteilung versetzt und sollte die Qualität aller Kabel kontrollieren.
    »Wir haben mehrere Gründe für unsere Entscheidung: Erstens sind wir mit Ihrer Arbeit zufrieden, möchten zweitens aber, dass Sie in eine Abteilung wechseln, in der fast ausschließlich Frauen eingesetzt sind. Wir organisieren die Arbeit künftig für Frauen und Männer getrennt. Und drittens übernimmt der Kollege, den Sie ersetzen, die Leitung der Montageabteilung.«
    Das klang überzeugend.
    »Wie sieht es eigentlich mit der Uni aus?«, wollte Herr Erschadmanesch wissen.
    »Die erneute Aufnahmeprüfung an der Staatlichen habe ich nicht bestanden, weil ich der Arbeit hier den Vorzug gegeben habe«, erklärte ich ein wenig bedrückt. »Arbeit und Studium sind schwer miteinander zu vereinbaren.«
    »Frau Bahrami, bleiben Sie beharrlich, Sie dürfen nicht zu schnell aufgeben.«
    Er hatte gut reden. Sein Studium lag ja längst hinter ihm, er hatte einen sicheren Arbeitsplatz und musste nicht zusehen, wie er seine Studiengebühren zusammenbekam.
    »Ich habe ähnlich angefangen wie Sie, Frau Bahrami. An alle vier Wände meines Zimmers hatte ich damals geschrieben: ›Ich will studieren!‹, um mich täglich zu motivieren.«
    Genau das war auch mein größter Traum …

10. Perspektive – Der Plan für eine bessere Zukunft
    Meine Freundin Mardschan und ich warteten schon seit Tagen auf die Ergebnisse unserer Aufnahmeprüfung für die Freie Universität Teheran. Nach der Ablehnung durch die staatliche Hochschule hing unsere gesamte Zukunft von der Freien Universität ab. Diese eine Prüfung war gleichsam die entscheidende Weggabelung. Von hier aus ging es in zwei Richtungen. Die eine, die akademische, versprach uns Freiheit, die andere würde mit hoher Wahrscheinlichkeit in Abhängigkeit münden. Abhängigkeit von einem Mann.
    An einem Nachmittag saß ich mit meiner Cousine Massi zusammen, als meine damalige Kollegin Bahar anrief. Sie studierte später Medizintechnik und lebt heute in London.
    »Salam, Ameneh, rate mal, warum ich anrufe.«
    Sie klang fröhlich.
    »Hast du dir endlich die Schuhe gekauft, die dir seit Wochen nicht aus dem Kopf gehen?«
    »Aber nein, wo denkst du hin, Ameneh. Es hat nichts mit mir zu tun.«
    »Keine Ahnung, Bahar, ich komme nicht drauf. Sag dus mir.«
    »Also gut, aber halt dich fest, Ameneh! Die Freie Uni Teheran hat dich ange–«
    Ich weiß nicht, ob Bahar diesen Satz damals zu Ende gesprochen hat. Auf einen Schlag war ich wie von Sinnen. Es war geschafft. Mein größter Traum war in Erfüllung gegangen. Die Universität hatte mich tatsächlich angenommen, und ich war endlich Studentin.
    Ich suchte hastig nach meinen Schuhen, warf mir mein Kopftuch über und stürmte los zum nächsten Zeitungsstand. Das musste ich mit eigenen Augen sehen! Und tatsächlich, als ich die Zeitung aufschlug, stand es da: Zum Studium der Elektrotechnik und Elektronik an der Freien Universität Teheran zugelassen, Bahraminava, Ameneh. Das war ich. Ich selbst. All die harten Jahre in der Schule, die Paukerei für die Prüfungen, die Ungewissheit, die Erschöpfung und die Enttäuschungen fielen in diesen Minuten von mir ab wie der gesamte Berg Damawand – immerhin der höchste in unserem Land. Und zum Vorschein kam ein neuer Mensch: Ab heute war ich stolze Studentin der Fachrichtung Elektronik an der Freien Universität Teheran!
    In diesem Moment musste ich an meinen Onkel Asghar denken. Ob er mich wohl sehen konnte? Ob er sich mit mir freute? Ob er vielleicht in diesem Augenblick stolz auf mich war? Stolz darauf, dass ich den Weg gehen würde, den er so gerne gegangen wäre? Das Telefon klingelte. Wer auch immer das war, worum auch immer es ging – er oder sie würde sich jetzt mit mir freuen müssen. Und so war es auch. Ich konnte kaum verstehen, was meine Freundin Mardschan glückselig in den Hörer kreischte. Aber eines war mir sofort klar: Auch sie hatte es geschafft. Wir beide hatten es endlich geschafft.
    Die Flügel, die Mardschan und mir vor Begeisterung gewachsen waren, halfen uns leider wenig auf dem recht beschwerlichen Weg zum neuen Campus im Süden der Stadt. Er lag in einem neu erschlossenen Neubaugebiet – die Hauptstraße zum Campus war über weite Strecken noch unbefestigt und holprig und die Gegend karg und kahl. Doch von diesem Süd-Campus sollten bald, so hofften die Stadtplaner, Impulse zur Entwicklung des gesamten Umlandes

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