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Auge um Auge (German Edition)

Auge um Auge (German Edition)

Titel: Auge um Auge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han , Siobhan Vivian
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du draufhast!« Er prustet vor Lachen. »Also, ich würde mich nicht mit dir anlegen.«
    Benzin tropft aus dem Stutzen, und mit zitternden Händen knalle ich das Ventil zurück in die Aufhängung. Bloß weil Rennie mit Lillias Familie in die Ferien fährt, nach St. Barth oder an welchen verdammten Ort auch immer, bildet sie sich ein, zur selben Schicht zu gehören. Irrtum. Sie lebt mit ihrer allein erziehenden, berufstätigen Mutter in einer Dreizimmerwohnung. Sie kellnert im Bow Tie, weil sie es muss . Und den Jeep, mit dem sie rumfährt, hat ihr der verheiratete Freund ihrer Mutter abgetreten. Rennie versucht vielleicht, sich und anderen was vorzumachen, aber wir wissen es beide: Wenn ich asoziales Gesocks bin, dann ist sie es auch.
    Ich bin wieder zurück in meinem Zimmer, als mein Handy summt. Alex.
    NOCH WACH? WENN DU REDEN
    MAGST – BIN DA.
    Ich pfeffere mein Handy quer durchs Zimmer. So ein Idiot! Als ob ich je wieder mit ihm reden würde! Er hat es nicht verdient, mit mir rumzuhängen, und schon gar nicht hat er es verdient, mit mir rumzuknutschen. Jemand, der sich mit solchen Drecksäcken wie Rennie und Reeve zusammentut. Er findet die klasse, und aus meiner Sicht macht ihn das genauso mies wie die. Ich könnte kotzen, wenn ich die sehe. Jeder einzelne von denen ist ein Brechmittel. Die können sich hier auf der Insel wirklich alles leisten. Sie tun, was sie wollen, alle anderen und alles andere interessiert sie einen Scheiß.
    Heute habe ich zu dem Mädel auf der Toilette gesagt, dass Reeve sein Fett schon noch wegkriegt und dass das Karma ein raffiniertes Biest ist. Als ich das gesagt habe, habe ich es auch geglaubt, aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.
    Wann musste Rennie denn je bezahlen für irgendetwas von all den Gemeinheiten, die sie mir angetan hat? Noch nie. Es stinkt mir, immer nur auf das Karma zu warten. Das Karma kann mich mal.

10 MARY  Ich sitze im Chemieraum, und mir ist schon ganz schwindlig von dem Versuch, das zu entwirren, was da an der Tafel steht. Jede Menge Zahlen und Buchstaben hat Mr. Harris hingeschrieben, um uns die wissenschaftliche Notation zu erklären. Das soll wohl so eine Art Kurzschrift sein für den Umgang mit unendlichen Zahlen. Ich blicke allerdings überhaupt nicht durch. Ich hatte gedacht, ich hätte Naturwissenschaften belegt, nicht Mathe.
    Alle anderen scheinen Mr. Harris’ Ausführungen mühelos folgen zu können. Sie nicken eifrig und schreiben mit. So geht das schon den ganzen Tag, außer in Sport. Anscheinend sind die Juniors an der Jar Island alle schlauer als ich. Dabei wäre ich ja theoretisch schon ein Senior, und an meiner alten Schule hatte ich immer zu den Guten gehört, bis dieser ganze Mist passierte, diese Sache mit Reeve, seitdem bin ich nie mehr richtig mitgekommen. Was, wenn die Schule beschließt, mich noch mal zurückzustellen? Dann wäre ich achtzehn und immer noch ein Sophomore? Kommt nicht in Frage!
    Am liebsten würde ich den Kopf aufs Pult legen und nie mehr aufwachen. Ich werfe einen Blick hinüber zu dem Jungen neben mir. Jedes Mal, wenn Mr. Harris sich zur Tafel dreht, ritzt er mit dem spitzen Ende eines Schlüssels etwas in die Tischplatte. Ich lehne mich ein Stück rüber und lese: Leck mich.
    ···
    Nach Reeves erstem Tag an meiner Schule habe ich versucht, ihm aus dem Weg zu gehen. Was gar nicht so leicht war, schließlich fuhren wir jeden Tag mit derselben Fähre hin und zurück. Reeve saß immer unter Deck bei den anderen Passagieren, ich blieb oben. Selbst als es kalt wurde, blieb ich draußen, das war okay für mich. Ich sitze gern draußen, immer schon.
    Doch dann, an einem verregneten Tag sah er mich oben herumlaufen und rief mir von unten zu: »Hey, Big Easy, komm mal kurz her.«
    Big Easy war der Spitzname, den Reeve mir verpasst hatte. Wir hatten in Sozialkunde über New Orleans gesprochen, über den Mardi Gras und auch darüber, dass die Stadt oft The Big Easy genannt wird. Meine Mitschüler haben das sehr schnell übernommen. Der einzige Mensch, der mich noch bei meinem richtigen Namen nannte, war mein Lehrer. Für alle anderen an der Montessori war ich nur noch Big Easy.
    Wer wollte mit Big Easy am Tisch sitzen? Oder Laborpartner von ihr sein? Oder sie zum Übernachten einladen? Niemand.
    Ich selbst wäre auch nicht gern mit mir befreundet gewesen. Wie konnte ich dann Anne einen Vorwurf machen, dass sie mich im Stich ließ? Ich konnte es nicht, aber weh tat es trotzdem.
    Ich erinnere mich noch genau an seine

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