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Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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diese Orkannacht überstehen würde, wusste sie nicht. Ihre Muskeln zuckten. Fortwährend knallte sie mit Knien, Schultern oder dem Kopf gegen das Holz, weil sie keine Kraft mehr fand, die sie den unerschütterlichen Gewalten des Meeres entgegensetzen könnte.
    Als sich das Boot schräg legte und ein Schwall kaltes Meerwasser ins Innere schwappte, sodass sie nun in einer Wasserlache saß, schrie sie verzweifelt auf. Finsternis krallte sich wie eine Kreatur der Hölle in ihr Herz. Sie hatte keine Wahl mehr. Mit gefühllosen Fingern knotete sie das Hightechband von ihrem Schuh. Wenn es durch die Feuchtigkeit kaputt gegangen war, oder wenn ihre eisigen Finger es fallen ließen, war sie endgültig verloren. Piri war ihre allerletzte Hoffnung.
     
    *
     
    Ein Piepton schrillte durch das Schlafzimmer. Braxton schreckte aus dem Tiefschlaf hoch. Er riss die Augen auf und starrte auf den erhellten, großen Monitor an der Wand gegenüber. Ein Signal von View! In Sekunden überflog er ihre Daten, wusste, wo sie sich aufhielt und wie es ihr physisch ging.
    View hatte ihn nach sechs Tagen wieder aktiviert. Sofort überzog eine kalte Schweißschicht seinen Körper.
    Verflucht, der lang befürchtete Augenblick war gekommen. Der Moment, in dem er entscheiden musste, wessen Leben er riskieren sollte. Das seiner Tochter Ruby oder das von View.
    Braxton rieb sich über das Gesicht. Er hatte inständig gehofft, nein, gebetet, dass diese Situation niemals eintreten würde. Doch hatte er gleichzeitig gewusst, dass er bald eine Entscheidung treffen musste, als View geflohen war. Nicht allein, wie sich später herausgestellt hatte.
    Hätte er bei ihrem letzten Gespräch vor einigen Tagen gekonnt, hätte er ihr viel Glück gewünscht, von Herzen. Stattdessen hatte er View mit dem rüden Befehl, nach Hause zu kommen, von sich geschoben. Sie hasste Befehle. View war so harmoniebedürftig, dass sie alles tat, wenn man sie darum bat. Genau deshalb hatte er es ihr befohlen – um sie dazu zu bringen, weiter in ihre Freiheit zu laufen. Er hatte gewusst, dass sie so reagieren würde, er hatte es im Laufe der Jahre gezielt probiert, um für diesen Fall vorbereitet zu sein. Eines Tages, so hatte er vorhergesehen, musste er View dazu bringen, ihn zu verlassen.
    Niemand kannte sie besser als er. Er liebte View wie seine Tochter, sie war seine Tochter, die er belügen musste, in Sicherheit wiegen musste, um seinem eigen Fleisch und Blut nicht zu schaden. Ruby, sein kleiner, zarter Engel. Ein Wunder der Natur. Ein Kind, dessen gustatorische Wahrnehmung außergewöhnlich feinsinnig war. Ihr Geschmackssinn war bereits in jungen Jahren so außerordentlich sensibel, dass sie vielleicht sogar einigen Menschen mit ihrer Fähigkeit das Leben gerettet hatte. Wenn er sich jetzt an damals zurückerinnerte, war dies wohl der Moment, der ihr Schicksal verändert hatte.
    Ruby war gerade mal fünf Jahre alt, als sie beide einen Ausflug in die Te Anau Caves unternahmen. Sie hatten sich einer Gruppe von Eltern mit Kindern angeschlossen und bestaunten die »Höhle mit wirbelndem Wasser«. Zuerst flüsterte Ruby ihm nur zu, sie würde sich unwohl fühlen und sie meinte, etwas Seltsames ginge vor sich. Ihre Unruhe wuchs mit jeder Minute und sie redete nun laut davon, dass etwas Schlimmes passieren würde. Immer wieder holte sie tief Luft und meinte bestimmt, sie würde ein schweres Erdbeben schmecken. Die Luft würde vibrieren. Sie atmete, als hätte sie Asthma. Sogar er war unsicher, obwohl er ihre Gabe kannte. Kleinere, für den normalen Menschen nicht oder kaum spürbare Erdbeben waren in Neuseeland normal, noch nie hatte seine Tochter ihm Derartiges erzählt. Ruby wurde hysterisch und schrie die Menschen förmlich aus den Höhlen. Sie schaffte es, die Eltern so in Panik zu versetzen, dass sie dem Ruf eines kreischenden, fünfjährigen Mädchens folgten und die Höhle verließen.
    Zum Glück. Wenig später erschütterte das Fiordland-Erdbeben mit einer Stärke von 7,2 Momentenmagnituden die Westküste der Südinsel Neuseelands.
    Ob jemand gestorben wäre, war beinahe nebensächlich. Ruby wurde zur Heldin erklärt, zwei Reporter berichteten von der ungewöhnlichen Leistung des kleinen Mädchens mit dem besonders feinen Gespür, seines Mädchens.
    Schon damals arbeitete er als selbstständiger Kinderpsychologe. Sein Traumberuf, den er erlernt, sich weitergebildet und ihn ausgeübt hatte, seit er ein umfangreiches Programm an einen neuseeländischen Konzert gegen gutes

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