Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Augenblick der Ewigkeit - Roman

Titel: Augenblick der Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Bewußtsein brachte. Das Wasser schimmerte flaschengrün und drückte auf das Gleichgewichtsorgan. Mit wachsender Panik versuchte er, sich zu orientieren, wo oben war, wo unten. Schwindel erfaßte ihn, und er strampelte mit allen vieren wie ein Tier. Er beruhigte sich erst wieder, als er merkte, daß er in die Höhe trieb.
    Die Kreiswellen, die sein Eintauchen hervorgerufen hatten, schwappten schon ans Ufer, da durchstieß er mit einem Schrei die Wasseroberfläche und rang nach Luft. Er drehte sich auf den Rücken und schwamm zurück zum Ufer. Taumelnd schüttelte er sich die Wasserreste aus den Ohren, rannte die Wiese hinauf und ließ sich neben Franziska ins Gras fallen. Sie warf sich auf ihn und rieb ihm mit dem Badetuch den Rücken trocken. » Gib zu, du hast da oben Angst gehabt.«
    » Und wie!« Karl drehte sich auf den Rücken und zog sie zu sich herunter. Ihre Haut fühlte sich vom Liegen in der Sonne wärmer an als sein ausgekühlter Körper. Sie schüttelte den Kopf und machte sich los. » Warte erst, und nicht bewegen.« Rittlings hockte sie auf seinem Bauch und richtete ihre Kamera auf ihn.
    » So, und so, und so…« Wie bei einem Kartenspiel klatschte der Hofrat die Fotos auf den Tisch. » …nackt zu baden, statt deinen Pflichten nachzukommen.«
    Mascha, das Luder, hatte nach den Fotos, die in den Sommerferien entstanden waren, fieberhaft gesucht. Sie war Karl und Franziska nachgeschlichen, als sie die Abzüge in der Bahnhofsdrogerie abgeholt hatten, und hatte in Franziskas Zimmer die Schublade aufgebrochen, um die Fotos den Eltern auszuhändigen.
    » Tut mir leid, aber nach dem, was ihr die ganze Zeit miteinander getrieben habt…«
    Das Blut schoß Karl vor Scham ins Gesicht. Ihm wurde schwarz vor Augen, daß er den Hofrat kaum noch wahrnahm.
    » …was…wieso… was sollen wir getrieben haben?« Er stammelte, seine Stimme wurde immer leiser, er preßte die Lippen aufeinander und blickte schließlich stumm auf seine Schuhe. Es war zwecklos, sich zu verteidigen.
    Als Franziskas Mutter die harmlosen Fotos gesehen hatte, hatte sie einen hysterischen Anfall bekommen und darauf bestanden, ihn wegen Verführung ihrer Tochter arretieren zu lassen. Keine Nacht länger mehr dulde sie diesen minderjährigen » Mädchenschänder«, wie sie ihn nannte, unter ihrem Dach. Sie hatte Franziska in ihrem Zimmer eingeschlossen und den Schlüssel an sich genommen. Sie tobte wie eine Furie und machte dem Hofrat die Hölle heiß, wie er es hatte zulassen können, diesen hergelaufenen Taugenichts überhaupt aufzunehmen. Dem Hofrat blieb keine andere Wahl. » …du mußt das Haus verlassen.«
    » Und was geschieht mit ihr?«
    » Das laß nur unsere Sorge sein.«
    Madame hatte schon ein Mädchenpensionat ausfindig gemacht, in das Franziska mit Anbruch des neuen Schuljahrs einrücken sollte.
    » Was ich deiner Mutter versprochen habe, werde ich natürlich halten. Ich habe sie darüber informiert. Denn nach wie vor bin ich von deinem künstlerischen Talent überzeugt. Du erhältst aus dem gemeinsamen Künstlerfonds der Musikfreunde ein monatliches Stipendium, bis du dein Klavierstudium abgeschlossen hast und auf eigenen Füßen stehen kannst. Ich habe dir einen Studienplatz am Prager Musikkonservatorium verschafft. Du kommst dort in die Klasse von Professor Tschryska, einem sehr gestrengen, aber hervorragenden Klavierpädagogen. Er hat dich seinerzeit in Karlsbad gehört und hält große Stücke auf dich…«
    Karl biß sich auf die Lippen und schüttelte den Kopf. » Nein…«
    » …und wird dich in Kost und Logis nehmen und deine Finanzen verwalten.«
    » Ich sagte, nein!«
    Er stand vor dem Schreibtisch des Hofrats wie damals vor dem Direktor der Kadettenanstalt, die Hände an der Hosennaht und den Blick trotzig auf ein Ölbild an der Wand gerichtet, einem Gemälde von Gustav Klimt, das in einem goldenen Jugendstilornament den streng frisierten Kopf einer stolzen Frau zeigte, die ebenso kalt auf ihn herabblickte wie Fanny Wertheimer, als sie ihn mit ihren obszönen Unterstellungen gedemütigt und so beschämt hatte, daß er um Franziskas willen wünschte, er wäre auf der Stelle tot umgefallen.
    » Was soll das heißen, nein?«
    » Ich will nicht mehr…« Sein ganzer Kummer brach aus ihm heraus » …ich kann nicht mehr«, und er bekannte, was ihn seit langer Zeit gequält hatte. Als er mit seinem Geständnis zu Ende war, fühlte er sich wie befreit.
    Der Hofrat schwieg lange, so daß Karl schon hoffte, ihn überzeugt zu

Weitere Kostenlose Bücher