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Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter

Titel: Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Bentele
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Teufel!
     
    Am Abend sitzt du trübselig vor deinem Herdfeuer und schaust in die Flammen. Du wirst verhungern, denkst du. Du kannst machen, was du willst, du wirst verhungern, unweigerlich! Es wird dunkel, und du hörst, wie es draußen wieder anfängt zu regnen.
    Dann klopft es an deine Türe, und zwei Nachbarn und noch drei andere Bauern, die du alle schon gesehen hast, kommen herein.
    Du kriegst kein Wort heraus. Dein Herz schlägt wie ein Dreschflegel. Die Axt holen und ihnen damit auf die unverschämten Schädel hauen!
    Sie sind stehen geblieben und drehen ihre Kappen in den Händen. Keiner fängt an.
    Da wirst du auf einmal mutig: Gut, dass ihr kommt. Es gibt da etwas zu bereden -
    Aber du weißt nicht recht weiter. Schließlich kannst du nichts beweisen, kein Krümelchen Boden kannst du ihnen zeigen, das sie dir weggenommen haben.
    Dafür fängt jetzt einer der Bauern an. Er lacht und ist sehr freundlich, sodass du ganz überrascht bist, er grinst bei jedem Wort: Wir wollen dir einiges sagen, was für dich wichtig ist -
    Und auch für das Dorf wichtig ist, fährt ein Dritter fort. Zuerst wollen wir dir aber unsere Namen sagen. Wir wissen ja, dass du Bernger heißt wie dein Onkel. Hildebrand kennst du schon, sagt er weiter und zeigt auf den dicken Bauern mit dem blau-roten Gesicht. Dann deutet er mit dem Kinn auf die anderen. Das hier ist Wolf. Weiter, das ist Karlmann, und das ist Fritz, und da drüben steht Utz. Und ich, er sieht dich jetzt an, heiße Konrad.
    Alle haben breite Fäuste. Karlmann hat einen wüsten Grind im Gesicht und Utz kratzt dauernd an seinem Hintern herum. Konrad, der geredet hat, ist ein massiger Mann mit einer auffallend großen Knollennase. Und Wolf, einem storchdürren Bauern, hängt die Hose fast bis an die Knie.
    Was wollt ihr?, fragst du und denkst nicht daran, sie zum Sitzen einzuladen.
    Doch die fünf setzen sich grinsend von selbst auf die Bank hinter deinem Tisch. Und du weißt: Trotz allem - sie sind Gäste.
    Also, sagt Hildebrand, wir fünf sind die Dorfältesten.
    Sie haben alle auf einmal ganz ernste Gesichter. Aber dann grinsen sie schon wieder.
    Sechs Dorfälteste müssen es sein, denkst du; in deinem Dorf waren es immer sechs Dorfälteste. Die sechs Bauern mit den größten Äckern.
    Der Schultheiß wird dann noch mit dir reden.
    Ja, fährt Wolf fort, aber was zu sagen ist, können auch wir dir sagen.
    Eben, ergänzt Hildebrand und die anderen nicken.
    Die Äcker in der Winterzelge, fährt es dir heraus.
    Eben, eben, sagt Fritz.
    Nein. Es geht um deinen Onkel Bernger!, sagt Hildebrand streng und rotzt durch die Finger auf deinen Boden, dass noch etwas am Tischbein hängen bleibt.
    Und du machst dein Maul zu, damit du etwas erfährst, obwohl es dich schier zerreißt.
    Dein Onkel Bernger war, wie soll man sagen -
    Rückständig war der!, fährt Utz grob dazwischen und kratzt sich.
    Kein Kummet hatte der, sagt Konrad, keinen vernünftigen Pflug. Mit dem Joch ist er noch gefahren wie sein Urgroßvater.
    Kannst du im ganzen Hof suchen - findest du nichts, sagt Fritz.
    Keinen Acker in der heurigen Winterzelge, sagt jetzt Hildebrand und heftet seine Augen fest auf dein Gesicht.
    Und du sagst es nicht laut: Keinen Acker im besten Boden!
    Mit der Sichel hat er noch gemäht, mischt sich Wolf wieder ein.
    Nicht einmal das Heu mit der Sense. Utz kratzt weiter.
    Er hatte gar keine, brummt Konrad dazwischen.
    Sie reden jetzt alle durcheinander.
    Schau dir seinen Pflug an, bringt keine einzige Unkrautwurzel nach oben, dass sie erfriert.
    Und ganz verrostet. Der fliegt beim nächsten Mal auseinander.
    Die Äcker hättest du sehen müssen, Unkraut neben Unkraut, Distel neben Distel, ist kaum etwas Rechtes darauf gewachsen.
    Das wollten wir dir sagen, sagt Hildebrand und steht auf. Der Bernger hat nicht mitgemacht, als wir die drei Zelgen eingeführt haben - braucht er nicht, hat er gesagt. Äcker in zwei Zelgen reichen ihm. Er wechselt die Frucht jedes Jahr mit der Brache wie sein Vater, sein Großvater und sein Urgroßvater! Und eine Sense braucht er auch nicht. Alle nicken.
    Das war’s schon. Bloß damit du niemand verdächtigst, brummt Konrad. Jetzt stehen alle auf und setzen ihre Kappen wieder auf den Kopf. Utz kratzt sich noch immer.
    Und wovon hat er gelebt? Du kriegst dein Maul endlich wieder auf.
    Konrad legt dir seine Faust auf die Schulter, groß wie ein Sack: Hier ein Hälmchen, dort mit der Grenze nicht genau genommen, da ein Ei aus einem fremden Nest, dort eine

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