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Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter

Titel: Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Bentele
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einmal.
    Das kannst du, eben!, sagt der Schultheiß langsam. Aber wir machen das unter uns.
    Schließlich hat er dir alles gesagt: Sie wussten nicht weiter. Der Herr hat hier erst vor einem halben Jahr das ganze Tal gekauft, von dem Kloster Niederbach. Das Dorf Hünhausen hat ihm aber schon gehört. Es ist das größte Dorf im Tal.
    Und was hat das mit meinem Onkel Bernger zu tun?, willst du wissen.
    Das Kloster hat von Herrn Georg von Hufen Ablösegelder verlangt für die Jagdrechte, für die Holzrechte, für die Grasrechte im Wald, für die Laubrechte, die zuvor ein anderer Ritter hatte, für die Geleitrechte auf der Landstraße und noch einiges andere. Und weil unser Herr von Hufen nie Geld hat, verlangt er alles wieder zurück als Abgabe vom Dorf - eigentlich vom ganzen Tal. Der Ritter hat getobt und geflucht, als wir ihn um Aufschub gebeten haben. Nichts zu machen. Und Hünhausen trifft es am meisten. Wir konnten das kaum aufbringen - die Ernte war schlecht. Scheißwetter, den ganzen Sommer über - wir haben keinen Halm trocken hereingebracht. Dann ist dein Onkel gestorben und wir haben seine Ernte von seinen Feldern geholt. Was sollten wir tun?
    Und -, setzt du an.
    Dann bist du gekommen. Die Ernte - wir können sie dir nicht geben. Sie liegt bei mir in der Scheune und wird gedroschen und verkauft. Lass es so.
    Aber -
    Du kommst nicht zu kurz, versprochen! Und um dir alles zu sagen: Wir haben gedacht, dass wir dich wieder aus dem Dorf hinausekeln - Löcher in die Dächer - und dass wir dann die Felder verteilen und so, da kommt einiges an Geld zusätzlich zusammen. Du bist ja noch jung und merkst es nicht und gehst gleich wieder.
    Und -
    Du hast es aber gemerkt und bist nicht gegangen, und gibst keine Ruhe, und jetzt sagst du es womöglich dem Herrn, und der braucht noch mehr Geld, weil er einen Turm an seinen Palas bauen will. Er wird die Frondienste erhöhen - das wirst du schon auch noch merken - keine kleine Sache, sag ich dir!
    Und du sagst: Und deshalb habt ihr mein -
    Darf ich vielleicht einmal zu Ende reden?
    Bei solchen Leuten bist du machtlos wie bei einem Wettersturz. Wenn Herr Georg von Hufen das Ganze erfährt, ist ihm das gerade recht. Er bestraft das Dorf, wahrscheinlich das ganze Tal, und kassiert dann noch mehr Geld - dann können wir verhungern in Hünhausen! Und du mit, dass das klar ist. Also Maul halten.
    Und die Äcker?
    Morgen gehe ich mit dir hinaus und zeige sie dir. Nimm einen Spaten mit, wir müssen die Grenzsteine wieder umsetzen. Mein Knecht kommt auch mit.
    Und der Pflug und mein Ochse und -
    Die Äcker, habe ich gesagt! Ist das deutlich? Mehr ist nicht drin.
     
    Aber es sind dann viele Äcker in der Winterzelge, die jetzt dir gehören. Und den guten Pflug von Onkel Bernger kriegst du auch wieder, samt den zwei Kummeten.
    Und die Bauern haben ein schlechtes Gewissen und geben dir sogar Saatgut ab, und Utz, der sich immer kratzt, hilft dir beim Pflügen und Eggen. Und von Wolf kriegst du Hühner, und die Hosen hängen ihm bis in die Knie, weil er so klapperdürr ist; und zwei Ziegen bekommst du von Karlmann und noch ein ganz mageres Kalb von Fritz.
    Und so wird alles gut. Roswitha hast du einen Strauß mit Trockenblumen zukommen lassen, sie hat dir einen Gruß ausgerichtet, und im nächsten Sommer wirst du mit ihrem Vater reden. Und sie bringt ja auch etwas mit -
    Aber Glück brauchst du, wenn du dein Recht willst, das kannst du sagen. Aber laut kannst du das sagen, sehr laut!

DER TOD IM FLUSS
    Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der »Rotbart«, verfolgte das Ziel, die Größe und Bedeutung des alten römischen Kaisertums wieder herzustellen. In zahlreichen Kämpfen festigte er deshalb seine Macht in Oberitalien und wurde schließlich die zentrale Herrschergestalt Europas im zwölften Jahrhundert. Als dies erreicht war, ging Barbarossa daran, eine weitere Etappe seines Ziels zu verwirklichen.
    Am elften Mai des Jahres 1189 brach der Kaiser in Regensburg auf zu einem der größten Unternehmen, zu dem Europäer sich jemals zusammengefunden hatten. Es ging um die Wiedereroberung der Heiligen Stadt Jerusalem von den Muslimen. Es ging um das Heil der Christenheit - die Erhaltung der Macht im Osten, diese Aufgabe war eins mit dem Gedanken an die Befreiung der heiligen Stätten von den Ungläubigen. Die Muslime bedrohten beides - die Macht der Christenheit im östlichen - dem byzantinischen - Reich und das ewige Heil, das von den heiligen Stätten ausging.
    So fand sich Europa zusammen.

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