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Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter

Titel: Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Bentele
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Sohn wollte ihn unterbrechen, aber der Vater redete weiter, fast feierlich: »Helmbrecht, niemand kann gegen seinen Stand leben. Deine Bestimmung ist der Pflug! Hofleute gibt es schon zu viele, und die lachen dich aus, du gehörst dort nicht hin.«
    »Mit dem richtigen Ross ist das Hofleben leicht.«
    »Jetzt warte doch erst -«
    »Ach, Gewäsch! Wenn sie mich mit meiner Haube sehen und mit meinen schönen Kleidern, da schwört doch jeder tausend Eide, dass ich nie einen Pflug in den Grund gestemmt habe.«
    Der Vater fasste nach dem Arm seines Sohnes: »Helmbrecht, langsam!«
    Helmbrecht schüttelte ihn ab: »Und meine Schuhe aus feinem Ziegenleder, da denkt doch niemand an Mistfahren oder Zäunemachen - kannst du mir glauben. Sobald ich den Hengst habe, sieht der Meier Ruprecht seinen Schwiegersohn von hinten. Ich versaure doch nicht wegen einer Frau!«
    »Sohn, ganz ruhig. Hör mir einfach zu: Wer folget guter Lehr, gewinnet immer Nutz und Ehr! Wer Vaters Rat schlägt in den Wind, der steht am Ende arm und blind! Du weißt genau - wir Bauern sind gegen die Herren vom Hof im Nachteil! Sie bekommen Recht vor jedem Gericht, so ist es und so bleibt es, und du stehst für jedes Unrecht. Und wenn dich einer vom Adel totschlägt, ist er immer noch im Recht. Helmbrecht - heirate und bleib da.«
    Helmbrecht wurde immer lauter: »Vater, komme, was da wolle, ich schwöre dir: Ich gehe dorthin, wo ich hingehöre, zu den Herren - du müsstest mich schon an den Pflug binden! Lass andere sich abrackern! Und ich sage dir: Wenn ich im Leben noch einmal eine Kuh brüllen höre, dann nur, wenn ich sie gerade stehle. Wenn ich ein Pferd hätte, wäre ich längst weg!« Seine Stimme war nun voller Hass: »Die Bauern sollte man alle an den Haaren durch die Hecken schleifen! So denke ich! Schlimm, dass ich nicht schon dabei bin! Drei Jahre Plagerei, nur um ein Fohlen oder ein Kalb großzuziehen - pfui Teufel! Das halte ich nicht aus. Und das nennt ihr Wohlstand! In Henkers Namen: Geh an den Hof, armer Mann, dort ist ein anderer Reichtum. Ich kann Armut nicht ausstehen!« Er reckte sich hoch: »Ich will rauben alle Tage! Davon kann ich gut leben - besser als du mit deiner Anständigkeit! Ich will gestohlene Kühe verkaufen! Mach, Vater - kauf mir den Hengst! Dann bin ich weg!«
     
    Kurzum: Der Vater kaufte den Hengst schweren Herzens. Dreißig Ellen Lodenstoff musste er für ihn hergeben und vier gute Kühe, zwei Ochsen, drei Stiere und vier Scheffel Korn!
    Das war teuer bezahlt. Ach, und wofür?
    Zehn Pfund gute Heller waren das zusammen. Der Hengst hätte beim Verkauf keine drei gebracht. Sieben Pfund vergeudet für nichts!
     
    Schließlich war es so weit. Helmbrecht hielt seinen Hengst am Zügel, schüttelte seine Locken und sah auf beide Schultern hinab. Das Herz hob sich ihm gewaltig: »Ich könnte einen Stein durchbeißen, ich kann mich vor Wildheit kaum zähmen. Hei! Am liebsten fräße ich Eisen!«, sagte er zum Vater. »Und wenn ich den Kaiser selbst und noch ein paar Herzöge und Grafen dazu in die Finger bekomme - sie können froh sein, wenn ich sie nicht bis aufs Blut ausnehme! Was soll ich hier! - Ich will über die Felder jagen und in die Welt hinaus! Ich muss fort! Gib mich frei, Vater. Von nun an will ich so werden, wie ich will. Einen wilden Sachsen würdet Ihr leichter aufziehen als mich.«
    »Sohn«, sagte der Vater mit harter Stimme, »wenn du es nicht anders haben willst, so entlasse ich dich hiermit aus meiner Ob-hut. Und das Erbe - es geht an den Nächsten in der Erbfolge!«
    Der Sohn antwortete nicht, er griff nach den Zügeln. Aber der Vater hielt Helmbrecht am Arm zurück, der Hengst schnaubte ungeduldig und scharrte auf den Steinen, dass es Funken gab: »Helmbrecht, weil ich nichts ausrichten kann gegen diese verfluchte seidene Haube und gegen deine protzige Haartracht, trotzdem, hör jetzt gut zu - ich warne dich: Pass auf, dass sich nicht einmal einer vergreift an der Haube oder an deinen Haaren und sie dir übel zurichtet. Pass auf, dass du nicht eines Tages am Stock gehst und einen kleinen Jungen als Führer brauchst.« Seine Stimme wurde dann plötzlich ungewohnt weich: »Ach, Helmbrecht, lass dir raten: Bleib und trink Wasser, bevor du mit gestohlenem Geld Wein bezahlst; iss den Brei, den dir deine Mutter kocht, bevor du aus Dummheit ein geraubtes Pferd für eine Gans hingibst oder eine Kuh für ein Huhn!«
    Helmbrecht, der unmerklich gezögert hatte, lachte laut.
    Der Vater presste dann plötzlich wieder

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