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Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter

Titel: Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Bentele
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Kleidung eine prachtvolle Haube geschenkt. Eine entlaufene Nonne hatte sie zusammen mit ihren Mägden genäht und bestickt und dafür Käse, Schinken und Eier bekommen, wovon sie lange Zeit ein gutes Leben hatte. Die lebenslustige Nonne war auf solche feinen Arbeiten angewiesen; sie war aus ihrer Klosterzelle weggelaufen, weil sie sich für etwas Besseres hielt als ihre Mitschwestern. Wie dieser Nonne geht es vielen: Sie verraten ihr irdisches Dasein zum Verderben ihrer Seele!
    Gotelinde hatte ihr sogar eine Kuh gegeben, damit die Haube für den Bruder nur ja recht schön würde.
    Und wirklich - noch nie erblickte man ein solches Prunkstück auf dem Schädel eines Bauern. Vögel sah man darauf gestickt, Sittiche, Tauben, Spielleute und tanzende Paare, Sagen aus dem Trojanischen Krieg und vom Helden Äneas, auch Bilder der Sagen von Dietrich von Bern und der Geschichten von Kaiser Karl und seinem Knappen Roland waren darauf und vieles andere, von dem die entlaufene Nonne wusste. Helmbrecht aber hatte noch nie von diesen Geschichten gehört und freute sich nur an den Bildern, wenn er sie morgens und abends betrachtete. Aller Zierrat und alle Figuren waren mit Seide auf die Haube gebracht, Platz war reichlich vorhanden - die Haube fasste ja sein ganzes Haar, sie reichte bis zum Boden.
    Diese Haube steht am Anfang und am grausigen Ende unserer Geschichte.
     
    Der aufgeblasene Narr stolzierte in dieser ganzen Pracht zwischen Ställen und Hühnern herum. Er sah die Bauerngeräte, als wäre er fremd auf dem Meierhof, und die Arbeit, als wäre er blind. Er trat nach den Hühnern, überdrüssig und wütend: Was hält mich hier? Worauf warte ich noch? Hält mich Rücksicht auf den Vater? Ganz bestimmt nicht! Die Mutter? Nein! Meine Schwester Gotelinde? Die würde ja selbst gerne fortgehen! Aber sie ist nur ein Mädchen, ich bin ein Mann! Ich kann es tun, und ich muss es tun. Ich brauche nur noch ein gutes Pferd! Hält mich etwa die Arbeit hier? Pfui Teufel!
    So trat Helmbrecht eines Tages auf seinen Vater zu und sagte großspurig: »Mein Wille trägt mich an den Hof!«
    Der Vater kniff die Augen zusammen.
    »Die Mutter hat mir mein Erbteil schon gegeben, und Gotelinde hat mir Geschenke gebracht. Nun brauche ich nur noch mein Erbteil von dir. Dann bist du mich los!«
    Der Sohn trug seine reichste Kleidung, drei große Kristallknöpfe prangten ihm mitten auf der Brust, dazu unzählige Knöpfchen in allen Farben, Gelb, Blau, Grün, Violett, Schwarz, Weiß und Rot. Wo die Ärmel am Wams ansetzten, waren sie mit kleinen Schellen besetzt, die klingelten, wenn er beim Tanzen Sprünge machte.
    Die Frauen und Mädchen sahen ihm nach mit schmachtenden Blicken.
    Der Vater schwieg und musterte den Sohn mit unbewegtem Gesicht, dann seufzte er: »Gut. Ich will dir zu deiner Ausstattung einen Hengst kaufen.« Nach einiger Zeit setzte er hinzu: »Einen, der über Hecken und Zäune springt und ausdauernd ist.« Dann überlegte er, seine rechte Faust öffnete sich, und in die grauen Augen trat etwas wie Wärme: »Ach Helmbrecht, schlag dir das Leben bei Hofe aus dem Kopf! Es ist dort hart für einen, der sich nicht aus-kennt. «
    Helmbrecht sah über den Vater hinweg und schaute den Schwalben nach.
    Der Vater sprach nun lauter: »Lieber Sohn, hilf du mir bei der Arbeit, oder andersherum: Ich helfe dir. Und wir tun die Arbeit auf unserem Meierhof gemeinsam, und du stirbst einmal so recht-schaffen wie ich. Ich bin ein Mensch, der seine Abgaben zahlt, keine verbotenen Dinge tut, und kann sagen, dass ich ein Leben in Frieden und Anstand führe.«
    Der Sohn, dem das ungewohnt lange Reden des Vaters nach kurzer Verwunderung lästig war, aber zugleich auch Mut machte, warf den Kopf in den Nacken: »Ich will selbst sehen, wie das Hofleben ist! Und wenn’s mit dem Teufel zugeht - was weißt denn du!« Er trat ganz nah heran an den Vater: »Und das sag ich dir - kein schwerer Sack von dir zerdrückt mir mehr den Kragen, und keinen einzigen Karren Mist fahre ich mehr für dich!« Schließlich fügte er hinzu: »Das passt nicht zu meinem blonden Haar und meinen schönen Locken und auch nicht zu meinen schönen Kleidern. Aber davon verstehst du nichts. Und erst recht nicht passt es zu meiner Haube mit den seidenen Tauben, die Frauen darauf genäht haben. Nein, ich gehe!«
    »Halt!«, sagte der Vater. »Bleib da, Helmbrecht. Ich weiß: Der Meier Ruprecht will dir seine Tochter geben und Schafe, Schweine und Rinder. Bei Hof hast du ein Hungerleben.«
    Der

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