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Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter

Titel: Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Bentele
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Kloster Gotteszell hat Unrecht, da kann Frau Äbtissin beten, so viel sie will. Das ändert nichts. So einfach ist das!
    Natürlich erhält ein so reiches Kloster wie Gotteszell Hilfe - da kannst du ganz schön fett werden, wenn die Pfaffen Schwierigkeiten haben. So sagt es der Schwager unseres Ritters. Und es wird schon stimmen, da kannst Du Dich drauf verlassen. Ich habe es schon gesagt - es sind Erbschwierigkeiten, die ich nicht kenne und die mich auch nichts angehen. Zur Sicherheit seiner Ansprüche jedenfalls wird mein Herr Andreas von Gülten - und jetzt halt Dich fest - das Kloster Gotteszell, in dem seine Tante Äbtissin ist, besetzt halten, bis alle seine Ansprüche befriedigt sind.
    Wohlgemerkt - wir greifen das Kloster nicht an. Unser Herr von Gülten ist doch nicht blöd und riskiert den Kirchenbann! Wir besetzen es nur! Niemandem wird ein Härchen gekrümmt!
    Es sei denn, es kommt jemand, den die Äbtissin herangejammert hat und den sie dafür bezahlt, dass er meinem Herrn streitig macht, was ihm zusteht - dann gibt es Hauen und Stechen! Aber es wird sich keiner getrauen. Wir sind stark!
    Und wer gehört zur Besetzung, die ins Kloster gelegt wird? Nun? Ich freue mich unbändig. Der Hans von Weiden jedenfalls gehört nicht dazu - der Schlappschwanz ist nach Hause geritten!
    Übrigens solltest Du mir die Befestigungen von Gotteszell bis in jede Einzelheit beschreiben. Die gebe ich dann meinem Ritter -
    Und wir können uns jeden Tag sehen und noch viel mehr. Es wird eine herrliche Zeit. Und dann - Ritter Andreas von Gülten schlägt mich in eurer Kirche zum Ritter! Hat er fest versprochen! Und was Dich betrifft: Er wird mit Deinem Vater über Dich sprechen, Du hast das Gelübde ja noch nicht abgelegt. Herr von Gülten ist sehr reich, und wenn er sein Ziel in Gotteszell erreicht, noch viel reicher. Er trägt zu Deiner Ausstattung bei: Er und ich, wir werden starke Verbündete.
    Und wir beide heiraten noch in diesem Jahr!
    Es wird Zeit, dass die Geschichte mit dem alten Martin endlich aufhört. Der Kerl maßt sich was an! Ein ganzes Schaf will der. Für das Seitherige mit, hat er gesagt. Na, den habe ich ganz schön fertig gemacht. Was hatte er denn groß zu schleppen an einem Stück Birkenrinde oder einem Fetzen Pergament!
    Die Gefahr, erwischt zu werden? Schlimme Strafen stehen darauf, sagt er. Er hätte es ja nicht zu machen brauchen! Was wird er denn Bote, wenn er die Hosen voll hat? Das habe ich ihm alles gesagt!
    Du musst nicht glauben, dass ich das Schaf nicht gerne bezahle für unsere Briefe. Aber so ein Bote muss seinen Platz kennen.
     
    In Liebe und voller Erwartung,
    Dein Reinald

    Katharina an Reinald, wie kannst Du Dich über etwas freuen, vor dem das ganze Kloster zittert! Mutter Äbtissin hat zusätzliche Gebete und Fastentage angeordnet, und das Weinen nimmt kein Ende. Du weißt, was das bedeutet, wenn ein Kloster besetzt wird! Da wird Wein und Bier getrunken, und es werden die heiligen Stätten entweiht. Da werden die Vorräte des Klosters aufgebraucht. Kriegsknechte sind roh, auch wenn ein Ritter dabei ist oder ein ungehobelter Knappe. Werden sie die Keuschheit der Nonnen achten?
    Ich kann mich nun nicht mehr freuen, wenn ich mir Dich in unseren heiligen Klostermauern vorstelle. Unser Kloster heißt Gotteszell, hier wird gebetet und gearbeitet, und es gehört Gott. Unsere Mauern bergen Stille und Frieden. Beides wird uns genommen! Und wer hilft dazu? Du! Und Du freust Dich darüber. Das ist die schrecklichste Nachricht, die ich jemals erhalten habe. Schrecklicher als die vom Tod meines kleinen Bruders vor vier Jahren. Auch für ihn soll ich ja hier beten.
    Mechthild wird das Unglück, das über uns hereinbricht, nicht mehr hier erleben. Ihr Vater, der Herr Graf, hat sie zu sich geholt.
    Wie hat sie geweint und geweint!
    Ich weine auch.
    Katharina

    Katharina an Reinald,
    Du bist durch unser Klostertor geritten, und ich habe Dich gesehen. Meinen lieben Reinald habe ich wiedergesehen! Aber es war nicht mehr mein Reinald.
    Du sahst so stolz aus auf deinem Ross, mit deinem Kettenhemd, das Du trugst wie ein Ritter, mit Deinem Helm, der Dein Gesicht fast verdeckte, mit Deiner Lanze und mit dem bunten Schild und dem Schwert für Deinen Herrn.
    Ich habe Deinen Blick gesehen, wie er an den Fenstern entlang-glitt, um mich zu finden. Aber Du hast in der falschen Richtung gesucht.
    Ich habe Dich ebenfalls gesucht. Ich habe Dein Gesicht nicht mehr wiedergefunden! Es war ein fremdes, hartes Gesicht, das

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