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Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter

Titel: Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Bentele
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lache! Da brauchst du schon eine Axt!
    Beten, sagt mein Herr Ritter - für alte Leute, Bettler und Kinder.
    Es gibt Wichtigeres als diese dumme Gans Mechthild. Soll sie eben besser aufpassen - ist doch so! Wahrscheinlich hat sie auch so einen Lämmerschwanz gehabt. Da passe ich schon anders auf, auf uns beide! So einfach ist das!
    Du weißt, dass wir uns seit Wochen rüsten. Schießen mit dem Bogen, Schießen mit der Armbrust, Stechen mit dem Spieß, Stechen zu Pferd mit der Lanze. Ich habe jetzt eine Armbrust, ganz für mich alleine, was sagst Du dazu? Gehört natürlich immer noch dem Ritter, aber ich darf sie tragen und sie benutzen. Denn beim Schießen hat nicht der Lämmerschwanz getroffen, sondern ich! Herr von Gülten hat mir auf die Schulter geklopft und gesagt, dass aus mir einmal ein prachtvoller Ritter wird und wir zusammenhalten sollten, wenn ich einmal mein väterliches Erbe antrete. Das hat er gesagt!
    Ist ja auch ganz schön fett, mein Erbe!
    Und da ist es mir ganz gleichgültig, kann ich dir sagen, was Deine Eltern meinen - Du wirst entführt, ob aus dem Kloster oder eurem Stadthaus: Das weiß ich gewiss, und Du wirst meine Frau, mit der ich eine Menge Kinder habe! Da ist nichts mit Nonne und Beterei! Und meinem Vater ist das nur recht, denn Dein Vater, der Stadtmensch, hat viel Geld, der steuert Dich schon aus und kauft einen anderen Dummen, der für die Familie betet. Aber nicht meine Braut! Und Du bist so schön, dass sie alle das Maul halten, wenn ich Dich durch die Brautpforte führe. Das sage ich Dir - keine Angst! Wir schaffen das!
    Jetzt muss ich schon wieder aufhören, weil der alte Martin los-will. Ich schreibe Dir das nächste Mal, was ich für uns weiß, und das ist das Beste, das Du je gehört hast!
    In Liebe,
    Dein Reinald

    Katharina an Reinald, das wird leider nur ein ganz kurzer Brief, weil der alte Martin darauf wartet.
    Dabei hätte ich Dir so viel zu schreiben!
    Nur schnell wenige Worte: Deine Briefe versetzen mich immer mehr in Angst. Ich kenne Dich nicht als einen Jungen, der nur von Schießen, Stechen und Raufen weiß. Du warst einst sanft und gutmütig. Du warst doch der Junge, dem ich die Haare aus der Stirne gestrichen habe, weißt Du noch? Du warst der Junge, der nicht bei jedem Prügeln dabei sein musste. Weil Du der Stärkere bist, so hast Du immer gesagt. Es war Dir nicht wichtig. Selbst wenn es auch einmal Angst gewesen sein sollte, weil es zu viele gab, mit denen du zu gleicher Zeit hättest fertig werden müssen - mir hat es gefallen. Und jetzt gibt es für Dich nur noch Hauen und Stechen!
    Da ist so viel, was mir nicht gefällt, so viel, wo wir vielleicht nicht zusammenpassen. Ich sehe es immer mehr. Es tut mir auch so weh, wenn Du das ungeborene Kind meiner Freundin Mechthild einen Bastard nennst! Sei mir nicht böse.
    Es tut so weh, was Du mir sagst.
    Da, ich muss schon wieder aufhören!
     
    In Sorge, aber auch in Liebe - die heilige Jungfrau möge Dich behüten!
    Deine Katharina

    Reinald an Katharina, ich weiß genau, wie Dir das gefallen hat, wenn wir uns geprügelt haben. Ich habe eigentlich immer mitgemacht und Du hast nie etwas gesagt. Einmal habe ich ausgelassen, ja - da waren die anderen stärker, und ich bin nicht dumm! Und als ich einmal einen Gegner blutig geschlagen habe, weil er schlecht über Dich redete - ich weiß es genau: Da warst Du stolz auf mich. Und Du warst mehr bei uns Jungen, als sich das für Mädchen schickt! Weil Du keine Mutter gehabt hast, die auf Dich aufgepasst hat.
    Nicht ich habe mich verändert, sondern Du! Und ein Kind, das keinen Vater hat, wenn es auf die Welt kommt, ist ein Bastard, sagt jeder - was sonst?
    Es gibt Wichtigeres als Bastarde und Haare aus der Stirne streichen. Das kannst Du mir glauben. Natürlich war es auch schön: Haare aus der Stirn von einem Mädchen - so schön, wie Du es bist!
    Aber jetzt bin ich ein Mann. Und ich weiß, dass mich Andreas von Gülten nach dem Feldzug zum Ritter schlägt! Er hat es gesagt. Und dann gehört die Welt uns und nicht so Lämmerschwänzen, wie Du wohl gerne einen hättest. Aber Du wirst schon zufrieden sein mit mir - da kannst Du Gift drauf nehmen.
    Und jetzt zur Sache, denn es geht bald los. Ich weiß nun, warum der alte Martin in letzter Zeit so oft zwischen Falkenberg und Gotteszell hin und her geritten ist - es hat seinen Grund, den binden sie Novizinnen nicht auf die Nase.
    Es geht wirklich und wahrhaftig um das Kloster Gotteszell! Andreas von Gülten hat Recht, und das

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