Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter
fast nur ein Bettler. Für mich wäre das nichts, kann ich dir sagen.
Berühmt! Seinen Namen habe ich schon wieder vergessen.
In Liebe,
Dein Reinald
Katharina an Reinald, der alte Martin hat sehr lange keinen Brief von Dir gebracht! Ihr wärt so sehr mit euren Waffenübungen beschäftigt auf Burg Falkenberg, hat er gesagt. Da bleibt wohl keine Zeit für einen Brief. Ich schreibe die Briefe an Dich, wann immer ich Zeit habe, hier ein paar Zeilen, da ein paar Zeilen, und so habe ich dann immer einen Brief für Dich bereitliegen, wenn der alte Martin kommt. Und ich schreibe Dir wieder wie sonst!
Sehr schön finde ich die Geschichte, die der fahrende Sänger vorgetragen hat. Und ich würde Dir gern erklären, was Du darin nicht verstehst. Auch ich würde alles für Dich tun.
Hier ist jetzt viel Aufregung.
Ich habe Dir von den Ohnmachten Mechthilds geschrieben. Als es das dritte Mal geschah, haben es wieder alle mit angesehen. Es war beim Mittagsmahl.
Sie war an diesem Tag Lektorin und sollte erst nach uns essen. Du weißt vielleicht nicht, dass Nonnen und Mönche nicht einfach essen wie die Laien, die ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Genuss der Speisen richten. Nahrung aber ist weltlich, deshalb wird im Kloster während der Mahlzeiten vorgelesen. Unser Genuss soll sich auf das geistliche Wort richten und nicht auf die Speisen.
Mechthild war an der Reihe zu lesen und empfing das Buch von Mutter Hanna, die unsere Bibliothek verwaltet. Da sank Mechthild auf den Boden.
Es ist das Alter, sagte die Mutter Äbtissin, in diesem Alter geschieht das oft. Aber ich hörte, wie Mutter Fredegunde sagte: Wenn es nur nichts anderes ist!
Was kann es denn anderes sein?, habe ich mich gefragt und bin nicht auf das Furchtbare gekommen.
Es wurde nun viel getuschelt im Kloster.
Ich habe gut gemerkt, dass wir Novizinnen nichts mitbekommen sollten.
Es ist der Teufel selbst! Ich habe gehört, wie das Mutter Fredegunde sagte, und sie schwieg, als sie mich sah.
Aber kurzum: Die Novizin Mechthild, Tochter eines Grafen, künftige Äbtissin, ist schwanger - sie trägt ein Kind unter dem Herzen!
Zuerst freute ich mich, unwillkürlich - dann aber war ich entsetzt! Sie ist ja nicht verheiratet! Ich habe es zuerst nicht verstanden - ohne Mann gibt es ja kein Kind! Ich weiß nicht, ob Du weißt, wie sich das verhält. Ich wusste es nicht, sondern nur dass man dazu verheiratet sein muss. Dass es auch ohne die heilige Ehe Kinder geben kann - das hat mir niemand gesagt. Ich will auch jetzt nicht mehr davon sprechen, denn es ist gegen die Scham. Und gegen die Scham verstoßen, das ist wohl die schlimmste Sünde!
Du weißt nun, wie vorsichtig man sein muss, und ich glaube, es ist besser, wenn wir uns vorläufig nicht sehen.
In Liebe,
Deine Katharina
Reinald an Katharina, ob Mechthild jetzt noch Äbtissin werden kann? Ich glaube es eigentlich nicht, wenn sie auch eine Gräfin ist. Aber der Herr Graf wird schon für sie sorgen. Da bin ich ganz sicher.
Du kannst ganz ruhig sein! Ich weiß über diese Dinge Bescheid, es gibt bei uns kein Unglück mit einem Kind. Ganz sicher nicht! Wir können uns also ruhig sehen, es passiert nichts, und ich kann es kaum erwarten!
Andererseits: Sie würden Dich nicht im Kloster behalten können, wenn -
Aber keine Sorge!
Und es gibt wirklich Krieg! Eine Fehde! Überall um die Burg wird Kampf geübt. Und wir schäften Pfeile und Spieße - nicht die Turnierspieße mit stumpfen Spitzen. Nein, scharf, dass du dir die Hand aufschneidest, wenn du darüber fährst.
Welche Art von Krieg? Das ist doch keine Frage. Der Lämmerschwanz begreift es nicht! Aber du musst nur die Augen offen halten: Lanzen und Spieße taugen nicht für eine Belagerung - nur für den offenen Kampf. Und die vielen Leitern, die sie anschleppen? Ganz einfach, die brauchen sie, um beim Stürmen die Mauern zu ersteigen. Und schleppen sie nun Lanzen oder Leitern?
Richtig, nur wenige Lanzen - aber jede Mengen von Leitern: Also!
Hast Du gewusst, dass der einen Preis bekommt, der sich als Erster auf der Mauer halten kann?
Diesen Preis hätte ich gerne!! Aber wir Knappen müssen im Kampf beim Ritter bleiben: Ihm den Schild halten oder den Spieß oder die Lanze oder den Morgenstern reichen, wenn er jemanden erstechen oder erschlagen muss. Auch müssen wir Knappen dem Ritter wieder auf das Pferd helfen, wenn er heruntergestochen wird. Oder ihn aus dem Kampf führen, wenn er verwundet ist.
Aber ich stelle mir jeden Tag vor, wie ich als Erster auf
Weitere Kostenlose Bücher