Augenblicklich ewig
Blech in den Ofen schob und den Timer an ihrem Smartphone einstellte, öffnete Lea den Wein.
»Und?«, fragte sie. »Hast du schon alles für den Termin am Montag?«
»Klar. Du kennst mich doch.«
»Auch einen Fotografen?« Lea zwinkerte ihr zu.
»Ja, auch einen Fotografen.« Polly übertrieb absichtlich, indem sie ihrer Stimme einen leicht genervten Unterton verlieh und die Augen verdrehte.
Lea lachte und reichte ihr ein Glas Wein.
Er duftete köstlich.
»Mensch, Polly, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen. Hast du den Fotografen gefragt, der dir so gut gefällt?«
»Wer sagt denn, dass er mir gut gefällt? Ich kenne ihn doch kaum«, antwortete Polly wahrheitsgemäß und hatte trotzdem das Gefühl, ihre Freundin anzuflunkern.
»Ich sehe doch, wie rot du wirst. Du magst ihn!«
»Okay, er ist wirklich nett«, gestand Polly. »Aber er ist auch ein bisschen sonderbar.«
»Sind nicht alle Männer sonderbar?«
»Da ist natürlich was dran.« Polly hob zustimmend ihr Glas.
»Wie sieht er denn aus? Ach, erzähl schon. Ich habe niemanden in Aussicht. Lass mich an deinem Glück teilhaben.«
»Du kannst ganz schön nerven, aber das weißt du, oder?« Polly stellte ihr Glas ab und nahm ihre Freundin kurz in den Arm. »Er sieht gut aus. Sehr sogar. Er ist größer als ich, schlank, aber sehr athletisch, hat dunkle Haare und die dunkelsten Augen, die ich jemals gesehen habe.«
»Das klingt irgendwie düster«, stellte Lea fest und sah unterdessen im Backofen nach der Pizza.
»Die ist noch längst nicht fertig,« kam Polly ihrer Freundin mit einem Blick auf den Timer zu Hilfe.
»Alles klar. Ist dieser Mann nun düster oder nicht?« Lea ließ sich nicht so leicht vom Thema ablenken. Da war sie ganz Journalistin.
»Der Mann heißt Sam. Und nein, er sieht kein bisschen finster aus. Er ist vielleicht etwas geheimnisvoll, aber auf die positive Art, nicht auf die Serienmörderart.«
»Wenn das so ist, hast du meinen Segen.«
Polly lachte. »Na dann ist ja alles klar.« Sie hoffte, dass Leas Großinquisition nun beendet wäre und sie sich wieder etwas entspannen könnte. Sie wusste ja nicht einmal selbst, was an Sam so interessant war, geschweige denn, dass sie es jemandem hätte erklären können. Von ihren sonderbaren Träumen wollte sie erst gar nicht anfangen. Dieses Thema würde Lea sicher den ganzen Abend beschäftigen. Noch bevor ihre Freundin den Faden wieder aufnehmen konnte, fragte Polly nach dem neusten Redaktionsklatsch. Ein Thema, das immer ergiebig war und unweigerlich weiter zu den neusten Gerüchten über die angesagten Promis und Stars führte.
Sie schnitt die Pizza in vier große Stücke und verteilte je eines davon auf ihren und Leas Teller. Das Essen roch hervorragend und schmeckte ebenso gut. Als sie aufgegessen hatten, schoben sie die Teller einfach beiseite und Polly öffnete die nächste Flasche Wein.
»Hast du es nicht auch manchmal satt, allein zu sein?«, fragte Lea und klang dabei hörbar deprimiert. Sie stützte ihr Kinn auf die Hand.
»Vielleicht solltest du aufhören zu trinken, der Wein macht dich viel zu trübsinnig.«
Lea schüttelte entschieden den Kopf. »Im Ernst, wünschst du dir keine Beziehung?
»Eigentlich nicht.«
»Nein?« Lea schien sichtlich erstaunt zu sein. »Nie?«
»Manchmal«, gab Polly zu, weil sie ihre Freundin nicht ihrem Trübsinn überlassen wollte. »Aber wie du weißt, hatte ich bisher nicht gerade viel Glück mit Beziehungen. Deshalb bin ich momentan lieber allein, als mit dem Falschen zusammen. Ich habe meinen Job und dich«, sie zwinkerte Lea zu, um ihre Freundin aufzuheitern.
»Ich wünsche mir einen Mann.« Lea seufzte.
»Ach Lea, du findest doch überall einen Mann. Du bist clever, warmherzig, siehst gut aus und stehst auf eigenen Beinen. Was sollte ein Mann mehr wollen als das? Du brauchst nur mit den Fingern zu schnippen, und schon liegt dir eine Handvoll Männer zu Füßen.«
»Ich will aber nicht irgendeinen Mann. Ich will den Mann.«
»Oh, nein.«
»Ja, meinen Traummann. Keine Affäre, keinen Übergangsmann, keine lockere Beziehung. Ich will den Richtigen finden. Ich hab die Nase voll davon, meine Zeit mit den Falschen zu verschwenden. Ich bin bereit für den Richtigen.«
»Wie im Märchen.«
»Na und? Ich glaube eben, es gibt für jeden von uns den einen, den absolut perfekten Partner. Du etwa nicht?«
»Ich weiß es nicht.« Polly grübelte kurz und wickelte sich dabei eine ihrer Locken um den Finger. »Ich denke, wir
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