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Augenblicklich ewig

Augenblicklich ewig

Titel: Augenblicklich ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Neuberger
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unbedingt sehen wollen und nun war er aus der Leitung verschwunden. Sie wurde einfach nicht schlau aus diesem Mann.
    Da es inzwischen schon Mittag war, rappelte Polly sich auf und kochte sich eine große Kanne Tee. Mehr als ein bisschen Müsli brachte sie nicht herunter, bevor sie sich wieder ins Bett verkroch. Sie würde sich einfach einen faulen Samstag mit einem guten Buch gönnen. Den Kater kurieren und sich erholen.
    Polly schaute durch den Stapel noch ungelesener Bücher auf dem Boden. Es waren vornehmlich Biografien oder Romane, die das Leben einer Person oder besser noch einer ganzen Familie verfolgten. Sie freute sich darauf, all diese Bücher zu lesen, weil sie ihr genau wie ihre Interviewpartner die Geschichte eines Lebens erzählten.
    In Anbetracht ihres derzeitigen Zustandes hielt Polly es für eine Verschwendung, einen neuen Roman zu beginnen, und nahm deshalb eines ihrer Lieblingsbücher zu Hand. Sie konnte ihre Bücher immer wieder lesen und jedes Mal Neues darin entdecken, da sie, anders als Krimis, nicht von Spannung lebten, die verpuffte, sobald das Rätsel gelöst war.

 
    Am frühen Abend fühlte sie sich beinahe wieder gut und entschied sich daher, zu duschen und im Supermarkt an der Ecke ein paar frische Zutaten für einen Salat und natürlich neuen Kaffee zu kaufen. Während sie wenig später Tomaten und Gurke schnippelte, rief sie ihre Mutter an. In Chicago war es mittlerweile ein Uhr mittags und ihre Mutter war an einem Samstag sicher zu Hause. Wie vermutet nahm sie bereits nach dem zweiten Klingeln ab.
    »Mum, ich bin’s, Polly.«
    »Oh, hi, meine Süße. Wie geht es dir?« Wie so oft sprach ihre Mutter die ersten Worte auf Deutsch mit einem starken englischen Akzent. Es dauerte ein paar Sätze, bis ihre Stimmbänder sich ans Deutsche gewöhnten.
    »Gut. Na ja, ich habe gestern mit Lea ein kleines bisschen zu viel Wein getrunken. Es wird aber langsam wieder.«
    »Ach Liebes, du weißt doch, Trinken steht einer echten Lady überhaupt nicht.« Ihre Mutter lachte.
    »Ich weiß, ich weiß.« Auch wenn sie es scherzhaft vortrug, wusste Polly von der strikten Abneigung, die ihre Mutter gegenüber betrunkenen Frauen hegte. »Niemand außer Lea hat mich gesehen und die verrät es keinem. Wir Mädels müssen uns doch auch amüsieren dürfen.«
    »Da sollte euch doch Besseres einfallen, als Wein zu trinken«, tadelte ihre Mutter sie nur halb im Ernst. »Ihr seid jung und hübsch. Geht aus, tanzt und flirtet mit Jungs!«
    »Ach Mum, wir wollten unter uns sein, Klatsch und Tratsch austauschen. Da stören Männer doch nur.«
    »Da hast du natürlich vollkommen recht. Ich wünschte nur, du wärst nicht so allein da drüben.«
    »Bin ich nicht. Ich habe doch Lea, und wenn ich jemandem zum Reden brauche, rufe ich einfach dich an. Außerdem kann ich jederzeit ins nächste Flugzeug nach Chicago steigen.«
    »Wir sehen uns viel zu selten. Weißt du, ich habe gehört, Jane arbeitet jetzt für die Chicago Tribune «, wechselte ihre Mutter unvermittelt das Thema.
    Das Bild ihrer rothaarigen Sitznachbarin im Schreibkurs an der Highschool erschien vor Pollys innerem Auge. »Das ist toll. Jane war schon immer eine gute Autorin!«
    »Du bist besser. Du würdest sicher leicht einen Job dort bekommen.«
    »Danke, Mum. Ich weiß genau, worauf du hinaus willst. Ich vermisse euch auch, aber mein Leben ist hier. In Köln habe ich meinen Job, gute Kontakte und inzwischen auch ein paar liebe Freunde und Kollegen. Ich wünschte nur, ich könnte euch und ein paar meiner alten Freunde besuchen, wann immer mir danach ist, aber leider seid ihr alle so weit weg.
    »Ich weiß, Schatz. Du fehlst uns jeden Tag.«
    »Ihr mir auch. Was gibt es Neues in der alten Heimat?«, fragte Polly, um ihre Mutter auf andere Gedanken zu bringen.
    Diese berichtete bereitwillig von den Erlebnissen mit Nachbarn, den Hochzeiten und Kindern alter Freunde aus der Highschool und von den Fortschritten mit der Verschönerung des Hauses. Sie hatte sich vorgenommen, den kompletten Garten umzugestalten. Sie plauderten lange, und nach dem Telefonat mit ihrer Mutter war Polly beinahe wieder fit. Ihre Mutter bewirkte auch über die Entfernung Wunder, wenn es darum ging, Polly aufzumuntern.

 
    Am Sonntag erwachte Polly nach einer ruhigen Nacht. Sie war dankbar, nicht wieder aus einem verwirrenden Traum aufgeschreckt zu sein, und fühlte sich erholt und entspannt. Sie beschloss, noch vor dem Frühstück zu joggen. Nach einer guten Stunde in ihren Laufschuhen

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