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Augenblicklich ewig

Augenblicklich ewig

Titel: Augenblicklich ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Neuberger
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haben Glück, wenn wir uns irgendwann Hals über Kopf verlieben, so richtig hoffnungslos. Vielleicht hält die Beziehung dann, vielleicht sogar sehr lange. Aber an den perfekten Mann, nein, an den glaube ich nicht.«
    »Nein?« Leas Stimme klang beinahe enttäuscht. »Wie traurig.«
    »Aber du bist doch diejenige, die traurig ist. Mir hingegen geht es gut.« Polly knuffte ihre Freundin. »Wieso soll ich auf einen Mann warten, den ich nicht kenne und von dem ich noch nicht einmal weiß, ob es ihn gibt? Stell dir vor, er lebt irgendwo am anderen Ende der Welt. In Indien, Afrika oder meinetwegen auch Kalifornien. Wie soll ich dort einen bestimmten Mann finden und dann auch noch erkennen? Oder ist diese Traummannsache lokal begrenzt?« Polly grinste. Lea verzog kurz schmollend den Mund, dann hellten sich ihre Gesichtszüge auf. »Schicksal!«
    »Schicksal?«
    »Ja, du findest den Richtigen, weil das Schicksal euch füreinander bestimmt hat. Einfach so. Ganz egal, wo auf der Welt er lebt. Zumindest hoffe ich das.«
    Polly lachte. »Na dann brauchen wir ja nichts weiter zu tun, als zu warten. Wenn das Schicksal es so vorherbestimmt hat, werden wir ihn ohnehin finden, egal ob wir suchen oder nicht.« Sie erhob ihr Glas.
    »Ich habe nur leider keine Lust mehr, noch länger zu warten.« Lea stieß mit ihr an, auch wenn sie mit dem Ausgang des Gesprächs nicht zufrieden zu sein schien.
    Polly selbst war froh, dass Lea nicht wieder auf Sam zu sprechen gekommen war, um in ihm womöglich auch noch Pollys potentiellen Traummann auszumachen. Sie glaubte nicht an diese Theorie von Schicksal und Bestimmung. Sie hatte sich schon immer um Unabhängigkeit bemüht, von ihren Eltern, von Auftraggebern und auch von Männern. Einen solchen nun verantwortlich für ihr Glück zu machen, erschien ihr absurd.
    Den Rest des Abends unterhielten sie sich über fröhlichere Themen und der Wein tat sein Übriges zur ausgelassenen Stimmung. Als Lea sich schließlich auf den Weg nach Hause machte, obwohl Polly ihr angeboten hatte, bei ihr zu übernachten, tat ihnen beiden vor Lachen der Bauch weh.
    hinter ihrer Freundin geschlossen hatten, fiel Polly müde ins Bett. Es war bereits weit nach Mitternacht und sie schlief sofort ein.

 
    Pollys Spiegelbild blitzte vor ihr auf. Sie trug ein traumhaft schönes Kleid, das ihr gerade bis über die Knie reichte. Es war überall mit Perlen bestickt, die sogar in kurzen Fäden am Saum befestigt waren. Sie trug Seidenstrümpfe und hübsche schwarze Schuhe mit einem kleinen Absatz und einem Lederriemen, der mit einem Knopf an der Seite befestigt war. Ihre Haare waren kürzer als üblich und in Wellen an den Kopf angelegt. Das Make-up war viel kräftiger, als sie jemals verwenden würde. Sie stand in einer Art Waschraum vor dem Spiegel. Im Hintergrund konnte sie gedämpfte Musik hören.

 
    Ihr Handy riss Polly aus ihrem Traum. Lea hatte ihr eine SMS geschrieben, um ihr mitzuteilen, dass sie wohlbehalten zu Hause angekommen war. Das war eine Vereinbarung zwischen ihnen beiden, die sie getroffen hatten, als ihnen auffiel, dass ihr Verschwinden womöglich erst am nächsten Arbeitstag bemerkt werden würde, selbst wenn sie schon freitags verschwänden. Einer der Nachteile des Alleinlebens, bemerkte Polly in Gedanken an ihr Gespräch mit Lea.
    Noch bevor sie über ihren Traum nachdenken konnte, schlief sie wieder ein.
    Am nächsten Morgen spürte sie nur allzu deutlich, dass sie zu viel Wein getrunken hatte. Sie erinnerte sich wieder daran, warum sie gewöhnlich vorsichtig mit Alkohol war. Sie büßte die wenigen Gelegenheiten, bei denen sie sich das eine oder andere Glas zu viel gönnte, doppelt und dreifach. Sie hatte Kopfschmerzen, ihr war übel und ihre Arme und Beine schmerzten außerdem. Mühevoll rollte sie sich aus dem Bett und kam ächzend auf die Beine. So elend hatte sie sich seit Jahren nicht mehr gefühlt. Nach einem kurzen Besuch im Bad wankte sie in die Küche, nur um festzustellen, dass sie noch nicht einmal mehr Kaffee im Haus hatte - von Orangensaft, den sie für das beste Mittel gegen einen Kater hielt, einmal ganz abgesehen. Unfähig, sich selbst aus ihrer Misere zu helfen, legte sie sich einfach wieder ins Bett.
    Sie dachte an ihren letzten Traum. Warum sie in letzter Zeit ständig von Kostümierungen aller Art träumte, war ihr vollkommen schleierhaft. Obwohl sie in der Hochburg des Karnevals lebte, hatte sie für Verkleidungen noch nie viel übrig gehabt. Warum also träumte ausgerechnet sie

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