Augenblicklich ewig
aufhören, an ihn zu denken. Aber zunächst würde sie Sam die Daten für das Treffen mit den Teeniestars per SMS schicken.
Ihr Telefon fand sie, ohne zu suchen, auf dem Esstisch, genau dort, wo sie es bei ihrer großen Aufräumaktion gestern hatte liegen lassen. Überhaupt gefiel ihr die Wohnung so aufgeräumt und ordentlich viel besser als chaotisch. Ein Chaos, das sie gerne als genial betitelte, das tatsächlich aber einfach nur unordentlich war und sie ständig zu nervenaufreibenden Suchaktionen zwang. Schade nur, dass sie ihrer Erfahrung nach keine zwei Tage brauchen würde, um die neue Ordnung wieder zunichte zu machen.
Schnell tippte sie eine Nachricht mit Datum, Uhrzeit und dem Namen des Hotels an Sam. Sie war sich nicht sicher, was sie sonst noch schreiben sollte. Wie nahe sie sich nach dem gestrigen Tag tatsächlich standen und wie viel der neuen Nähe Produkt ihrer Emotionen aus dem Traum war. Deshalb beließ sie es bei einem Viele Grüße, Polly am Schluss der SMS. Da sie sich trotz der unruhigen Nacht frisch und ausgeruht fühlte, angelte sie sich einen Muffin aus der Packung und machte sich sofort an die Arbeit. Mit voller Konzentration ging sie noch einmal die Fragen für die kommenden Interviews durch. Da es sich um einen Artikel für eine Jugendzeitung handelte, war es für den Erfolg der Story natürlich besonders wichtig, den aktuellen Beziehungsstand der Jungstars und ihre Vorlieben in Bezug auf Mode, Filme und Musik herauszufinden. Ihr künstlerischer Anspruch und ihre Ziele in Bezug auf ihre Arbeit waren den Lesern wahrscheinlich gleichgültig, obwohl genau das Polly wirklich interessiert hätte. Auch wenn es vielleicht unfair war, sie fragte sich bei jedem Künstler, der als Teenager schon mehr verdiente, als sie es in ihrem gesamten Leben tun würde, ob es die Eltern, der Drang nach Prominenz oder die Liebe zur Kunst waren, die sie antrieben, ihre Ausbildung, ihre Freunde, Beziehungen, ihr gesamtes Leben zu vernachlässigen, um von Bühne zu Bühne oder Set zu Set zu ziehen und zu arbeiten. Nicht dass sie den einen oder anderen Grund verurteilt hätte.
Für Pollys derzeitige Arbeit spielte aber nur eine Rolle, ob die Stars ihre derzeitige Beziehung für die Liebe ihres Lebens hielten und Turnschuhe von Nike für den neusten Trend.
Am Spätnachmittag ließ eine SMS von Lea Polly wissen, dass ihre Freundin in einer Stunde gut ausgerüstet mit Rotwein und den Zutaten für selbstgemachte Pizza bei ihr eintreffen würde. Polly freute sich auf den Abend mit Lea und machte sich daran, ihren Arbeitstisch wieder in einen Esstisch zu verwandeln, indem sie alle Arbeitsmaterialien und ihren Laptop auf einer Seite des Tisches stapelte.
Dabei fiel ihr auf, dass Sam bisher nicht auf ihre Nachricht geantwortet hatte. Bis zu diesem Moment war ihr überhaupt nicht klar gewesen, wie sehr sie auf seine Antwort wartete. Obwohl sie selbst ihren Text neutral verfasst hatte, war sie neugierig darauf gewesen, ob Sam andeutete, er würde sich freuen, sie wiederzusehen oder zumindest wieder mit ihr zu arbeiten. Von seiner Seite aus herrschte jedoch Funkstille. Das war wohl kein Zeichen von allzu großem Interesse.
Sechzig Minuten später klingelte Lea an ihrer Tür und Polly rannte ihr, nachdem sie die den Öffner für die Haustür gedrückt hatte, auf der Treppe entgegen, um beim Tragen zu helfen.
»Hi«, begrüßte Lea sie außer Atem mit zwei offensichtlich schweren Leinenbeuteln in der Hand. »Danke fürs Helfen. Nimm die hier. Das ist der Wein. Der muss gut sein, ich habe ihn bei meinem letzten Besuch zu Hause von meinem Vater bekommen.«
Polly nahm ihr die Tasche mit den beiden Weinflaschen ab, und gemeinsam stiegen sie die letzten Stufen zu ihrer Wohnung hinauf.
In der Tür blieb Lea plötzlich stehen. »Wie sieht es denn hier aus? Bist du beklaut worden?« Sie grinste.
Polly verdrehte die Augen. »Sehr witzig, Lea. Nein, ich habe aufgeräumt.«
»Extra für mich?« Lea hielt sich übertrieben dramatisch die Hand vor die Brust und lachte.
»Keine Sorge, du kennst mich doch. Die Ordnung übersteht wohl kaum das Wochenende. Komm lass uns mit der Pizza anfangen. Ich habe riesigen Hunger.« Da ihre Küche viel zu klein war, um darin vernünftig zu kochen oder überhaupt zwei Personen Raum zu bieten, bereiteten sie die Pizza am Esstisch vor. Sie schnitten die Tomaten und den Büffelmozzarella in Scheiben und belegten mit den Zutaten den Fertigteig, den Lea mitgebracht hatte. Während Polly das
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