Augenblicklich ewig
duschte sie, frühstückte ausgiebig und verabredete sich mit Lea für den Nachmittag im Café. Diese hatte ihren Kater inzwischen ebenfalls unbeschadet überstanden.
Als Polly das Café betrat, wartete Lea bereits. Wie immer war sie im Gegensatz zu Polly, die Jeans, das Shirt einer noch völlig unbekannten Band und ihre Haare offen trug, tadellos schick und hatte sogar ihre dunklen Haare zu einer kunstvollen Frisur arrangiert.
Gerade als Polly fröhlich auf ihre Freundin zusteuern wollte, erschrak sie. Nur einen Tisch weiter, genau dort, wo sie am Donnerstag gesessen hatten, saß Sam, vertieft in eine Zeitung. Er sah genauso gut aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte, vielleicht noch besser. In seiner Jeans und seinem schwarzen T-Shirt, an den Füßen die schwarzen Boots, wirkte er lässig, über der Stuhllehne hing genau wie zuvor seine abgewetzte Lederjacke.
Lea winkte, weil sie Pollys Zögern missdeutete und glaubte, ihre Freundin habe sie noch nicht entdeckt. Polly blieb nichts anderes übrig, als auf den Tisch zuzusteuern. Lea würde Sam treffen und ihm wahrscheinlich gehörig auf den Zahn fühlen.
Sams Kopf fuhr sofort in die Höhe, als Lea sie mit ihrem Namen begrüßte. Polly fing seinen Blick auf. Sie wurde rot und brachte kein Wort heraus und auch Sam sagte nichts. Ihre Knie wurden weich, als sich seine Lippen zu einem Lächeln verzogen.
»Polly?« Lea blickte verwundert zwischen ihr und Sam hin und her.
Polly musste blinzeln, um den Blick von Sam loszureißen. »Lea, das ist Sam. Sam, das ist Lea, meine Freundin.« Die Worte holperten unbeholfen über ihre Lippen.
»Freut mich sehr.« Sam stand auf und streckte Lea seine Hand entgegen. Polly war überrascht. Er ergriff Leas Hand, ohne zu zögern, während er jede Berührung mit ihr vermied, ja sogar regelrecht vor ihr zurückschreckte.
»Sam! Schön dich kennenzulernen. Polly hat mir schon viel von dir erzählt.«
»Tatsächlich?« Sam zog fragend eine Augenbraue nach oben und sah zu Polly.
Am liebsten hätte sie sich geschüttelt, um wieder klar denken zu können. Stattdessen räusperte sie sich. »Ja, Lea arbeitet in der Redaktion des Magazins, für das ich die Teenies interviewe.« An ihre Freundin gewandt fuhr sie fort: »Sam wird die Fotos machen.« Polly hoffte, Lea würde ihren geschäftsmäßigen Tonfall richtig interpretieren.
Lea verstand. »Nichts anderes habe ich gemeint. Deine Fotos sollen sehr gut sein, wie ich höre. In der Redaktion sind wir schon sehr gespannt.«
Sam lachte. »Dann werde ich mein Bestes geben.«
»Polly, willst du dich nicht endlich setzen?«
»Klar, natürlich.« Polly hatte immer noch Mühe, sich zwanglos und normal zu verhalten. Sie fürchtete, die hoffnungslose Romantikerin in Lea würde sie vor Sam in Verlegenheit bringen. Der Gedanke, aus Sam und Polly ein Traumpaar zu machen, musste ihre Freundin reizen.
»Setz dich doch zu uns, Sam«, forderte Lea ihn keine zwei Sekunden später auf.
»Gerne.« Sam drehte seinen Stuhl mit einer gekonnten Bewegung um und saß nun neben Polly. Ihr wurde warm.
»Erzähl doch mal, Sam. Was machst du so, wenn du nicht gerade Fotos für Polly schießt?«
»Lea! Er arbeitet nicht für mich, sondern mit mir zusammen.«
»Weiß ich doch.« Lea tätschelte Polly liebevoll die Hand. »Also?«, fragte sie wieder an Sam gerichtet.
»Du scheinst spezialisiert auf Verhöre zu sein.« Sam lachte. »Ich bin gerade aus Berlin hergezogen und wohne gleich um die Ecke.« Er machte eine vage Armbewegung in Richtung Straße. »Ich bin, wie du weißt, Fotograf. Wenn ich nicht gerade für Polly arbeite«, er betonte das ‚für‘, »ziehe ich mit meiner Kamera auf der Suche nach Motiven umher. Ich plane eine Ausstellung.«
»Tatsächlich?«, fragte Lea begeistert.
»Ja, ich habe bereits ein paar Bilder in Berlin ausgestellt, und wie es aussieht, mögen die Leute meine Fotos.«
»Und wie findest du Köln?«
»Sehr gut. Bisher habe ich zwar noch nicht alles gesehen, aber was ich gesehen habe, gefällt mir.« Sam sah Polly an. Ein wohliger Schauer rieselte durch ihren Körper.
Lea seufzte verträumt und holte Polly in die Realität zurück. Sie stieß ihre Freundin unter dem Tisch mit dem Fuß an und warf ihr einen strengen Blick zu.
»Was denn?«, fragte Lea.
Polly verdrehte die Augen. »Nichts, Lea.«
Sam schmunzelte, sagte aber nichts. Natürlich hatte er ihren Versuch, Lea zum Schweigen zu bringen, bemerkt.
»Das heißt also, du bleibst in Köln?« Lea ließ nicht
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