Augenblicklich ewig
stimmen. Sam sah ihr erwartungsvoll entgegen und Polly glaubte schon, er würde dieses Mal nicht vor ihr zurückweichen. Doch kurz bevor sie ihn erreichte, griff Sam nach seiner Ausrüstung und brachte sie scheinbar zufällig wie ein Schutzschild zwischen sich und Polly. Sein Zurückweichen versetze ihr einen kleinen Stich in der Brust.
»Hi.« Sam klang unsicher. Er wusste, sie hatte seinen Rückzug bemerkt.
»Hallo.« Polly war entschlossen, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. »Wartest du schon lange?
»Eine gefühlte Ewigkeit«, war seine Antwort.
Polly wusste einen Moment lang nicht, was sie antworten sollte. Da sie sogar noch zehn Minuten vor der vereinbarten Zeit eingetroffen war, brauchte sie sich für sein Warten nicht zu entschuldigen.
Sams Augen hielten sie gefangen. Er sagte nichts, schien auch nicht auf etwas, das sie sagte, zu warten. Polly wurde warm und das Kribbeln in ihrem Magen breitete sich weiter aus. Plötzlich, vollkommen aus dem Nichts heraus, hatte sie das Gefühl, nicht richtig atmen zu können. Genau wie in ihrem Traum. Sie schnappte unvermittelt nach Luft. Sam erschrak.
»Polly! Alles in Ordnung?« Er streckte unwillkürlich die Hand nach ihr aus, als wolle er sie berühren, zog sie aber sofort wieder zurück.
Polly atmete zweimal tief durch. »Ja, alles in Ordnung.« Sie wusste nicht, wie sie ihm erklären sollte, was passiert war, deshalb sagte sie nichts dazu. Da sie sich nun wieder vollkommen normal fühlte, deutete sie auf die Eingangstür. »Sollen wir?«
Sam wirkte immer noch besorgt, antwortete aber: »Klar«, und drehte sich in Richtung Eingang. Polly öffnete ihm die Tür und ließ ihn mit seinen Koffern vorangehen.
Sie wurden von einer übereifrigen Managerin in eine atemberaubende Suite geführt, die selbst für die Maßstäbe eines Luxushotels riesig war. Die Managerin versicherte ihnen, während Sam sein Equipment aufbaute, dass die beiden Stars selbstverständlich nicht gemeinsam in der Suite lebten, sondern sie lediglich für das Interview nutzten. Polly lachte in sich hinein und sah, wie auch Sam mühevoll ein Grinsen unterdrückte. Sie war nicht so naiv, zu glauben, die Beziehung zweier erwachsener, wenn auch noch junger Stars, die wochenlang zusammen durch die Welt reisten, bliebe rein platonisch.
Obwohl weder ihre Musik noch ihre Filme Pollys Geschmack entsprachen, musste sie sich eingestehen, dass die beiden, die nun beinahe schüchtern vor ihr Platz genommen hatten, ihr auf Anhieb sympathisch waren. Da Polly das Gespräch lediglich aufzeichnete und kein Video gedreht wurde, lümmelten sie in den Ecken der großen Couch und beantworteten geduldig und natürlich gut gebrieft alle Fragen. Er war der Teeniestar seiner Generation. Sein Gesang war gut, aber nicht übermäßig brillant. Dafür sah er, wie Polly dachte, gut aus und wirkte bescheiden und freundlich. Vollkommen normal und nett und kein bisschen wie ein umschwärmter, millionenschwerer Star. Sein Outfit ähnelte dem von Sam. Jedoch trug er Sneakers zu Jeans und T-Shirt.
Sie gehörte zu den Schauspielerinnen, die im Kinderfernsehen erfolgreich gestartet waren und nun den Sprung in die Welt des großen Films schaffen wollten. Ob ihr dieser gelingen würde, wollte Polly nicht beurteilen. Auf Polly wirkte sie in ihrem engen Kleid und den Pumps zu erwachsen für ihr Alter.
Nachdem sie die obligatorischen Fragen zu den neuen Projekten abgehakt hatte, ging Polly zu den privaten Fragen, die für die Leser des Magazins am interessantesten waren, über.
»Wie ist es, als Paar zu reisen und den jeweils anderen bei seiner Arbeit zu unterstützen?«, fragte sie, wohl wissend, dass Managerin und PR-Agent sofort eingreifen würden, wenn eine ihrer Fragen zu privat oder kritisch wurde.
Er lächelte. »Es ist immer schön, wenn ich nicht allein unterwegs bin, sondern liebe Menschen an meiner Seite habe. Und ich freue mich, dass wir gemeinsam das tun können, was uns am wichtigsten ist.« Sie lächelte ihn an.
Polly stöhnte innerlich auf. Eine Standardantwort. Deshalb beschloss sie, mutiger zu werden, und hoffte, die Managerin würde ein Auge zudrücken.
»Habt ihr die Liebe eures Lebens gefunden?« Im Augenwinkel bemerkte sie, wie die Entourage die Ohren spitzte und einen prüfenden Blick auf ihre Schützlinge warf. Sam hob kaum merklich eine Augenbraue.
»Ja, das glaube ich. Wir beide sind füreinander bestimmt. Das versteht nicht jeder. Viele sagen, wir sind zu jung, um uns
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