Augenblicklich ewig
locker.
Polly stöhnte. »Vielleicht zieht Sam auch heute noch nach Berlin zurück, weil er deinen Fragen entkommen möchte.«
»Keine Sorge. Ich bleibe erst einmal in Köln. Und wenn ich Fernweh bekomme, bleiben mir immer noch die Papageien«, entgegnete Sam lachend.
Lea riss die Augen auf. »Sag nicht, du hast auch eine Schwäche für die Schreihälse? Polly ist ganz verrückt nach den grünen Viechern.«
»Das macht zwei gegen einen, Lea. Das heißt, die Papageien sind toll.« Sie stupste ihre Freundin leicht an der Schulter an.
»Da kann ich nur zustimmen.« Sam grinste und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn.
Lea verzog scheinbar schmollend den Mund. »Siehe da, schon habt ihr eine Allianz gegen mich formiert.«
Polly legte ihr den Arm um die Schulter und drückte sie. »Niemand würde sich je gegen dich stellen, Lea.«
»Genau.«
Sam beobachtete sie und Lea scheinbar amüsiert. Dann winkte er den Kellner heran und griff nach seinem Portemonnaie.
»Willst du schon gehen?«, fragte Polly.
»Ja, ihr wollt sicher unter euch sein und ich wollte ohnehin nur einen kurzen Kaffeestopp einlegen.« Er deutete auf seine Kamera und gab dem Kellner einen Fünf-Euro-Schein. »Ich habe vor, die Schlösser auf der Hohenzollernbrücke zu fotografieren.« Er zwinkerte Polly zu.
»Schade, dass du nicht bleiben kannst.« Lea klang aufrichtig enttäuscht.
Sam stand auf und reichte Lea die Hand. »Es hat mich gefreut, dich kennenzulernen. Ich schieße morgen ein paar tolle Fotos für euch. Versprochen.«
»Davon bin ich überzeugt.« Leas Stimme war beinahe schmachtend.
»Polly.« Sam nickte Polly zu. Ein eigenartiger Ausdruck huschte über sein Gesicht.
»Sam.« Mehr konnte sie nicht antworten. Ihre fröhliche Stimmung war plötzlich verflogen. Sie streckte ihm nicht wie Lea ihre Hand entgegen. Sie wusste, er würde sie nicht ergreifen.
»Wir sehen uns morgen.«
Sie nickte und Sam verließ das Café.
»Was war das denn?«, brach es unmittelbar aus Lea heraus.
»Was?«
»Na das gerade. Ihr beide. Was läuft da?«
»Nichts, das habe ich dir doch schon gesagt. Wir kennen uns kaum.«
»Da ist definitiv etwas zwischen euch. Ich bin doch nicht blind. Du kannst kaum deine Augen von ihm lassen und er sieht dich an, als könnte er keine Sekunde ohne dich überleben.«
»So ein Unsinn.«
»Polly«, ermahnte Lea sie streng.
»Ich schwöre dir, es gibt nichts zu erzählen. Wir haben uns das erste Mal bei dem Interview mit dem Politiker gesehen. Danach haben wir wegen der Fotos miteinander telefoniert und einen Kaffee zusammen getrunken. Heute treffe ich ihn hier vollkommen zufällig. Mehr ist nicht passiert.«
»Selbst wenn ich taub und blind wäre, hätte ich gespürt, dass da etwas zwischen euch vorgeht. Da muss mehr sein.«
»Ist es aber nicht. Er sieht gut aus ...«
»Definitiv«, fiel Lea ihr ins Wort.
»... und ist irgendwie geheimnisvoll.«
»Finde ich überhaupt nicht. Er war doch sehr nett und hat alle meine Fragen beantwortet. Du allerdings warst am Anfang ziemlich eigenartig. Vielleicht ist er deshalb so schnell verschwunden.«
»Ich weiß. Irgendwie war ich nicht ganz ich selbst. Aber du warst mir auch nicht gerade eine große Hilfe.» Polly funkelte Lea halb im Ernst böse an.
»Wusste ich es doch. Du magst ihn.«
Ein Seufzer entfuhr Polly. »Na schön, ich mag ihn. Wie könnte man Sam nicht mögen? Er sieht gut aus, ist interessant und unheimlich nett. Aber manchmal verhält er sich ... na ja, irgendwie merkwürdig.«
»Ich finde, du denkst viel zu viel nach. Genieße es doch einfach. Du hast einen Mann getroffen, der dich offensichtlich äußerst interessant findet.«
»Wenn das so einfach wäre.«
Lea lachte und tätschelte einmal mehr Pollys Arm. »Ist es, glaub mir.«
Wenn Lea nur recht hätte. Aber ihre Freundin wusste nichts von Pollys Träumen und Sams Stimmungsschwankungen und hatte auch nicht bemerkt, dass Sam zwar ihr, aber nicht Polly die Hand gegeben hatte.
In einem Punkt stimmte Polly ihrer Freundin allerdings zu. Irgendetwas ging zwischen Sam und ihr vor. Nur was genau das war, wusste Polly selbst nicht.
Wie zu erwarten war, ließ Lea auch den Rest des Nachmittags nicht locker und spekulierte darüber, wie sehr Polly Sam mochte und dass sie ihm im Gegenzug ganz sicher gefiel. Als Polly am späten Abend, nachdem sie und Lea sich bei ihrem Lieblingsitaliener jede eine große Portion Nudeln gegönnt hatten, wieder in ihrer Wohnung eintraf, hatte sie das Gefühl, der
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