Augenzeugen
Baufirmen zu tun hat?»
«Wir werden es herausfinden», erwiderte er ruhig.
«Warum sprichst eigentlich nicht du mal mit ihr?» Sie hob herausfordernd das Kinn. «Schließlich kennst du sie von früher und kannst sie am besten einschätzen.»
«Das wag ich zu bezweifeln.»
Der Montag begann mit einer kleinen Sensation: Peter Cox kam zu spät zum Dienst!
«Ich wollte nur kurz durch die Waschstraße fahren, aber das hat länger gedauert, als ich dachte.»
«Waschstraße?», staunte van Appeldorn.
«Na ja», druckste Cox, «eigentlich wollte ich gleich ganz lässig fragen, ob einer bei mir mitfahren will, aber jetzt hab ich’s versaubeutelt. Ich habe mir nämlich ein Auto zugelegt! Wollt ihr mal gucken?»
Bereitwillig folgten sie ihm alle auf den Parkplatz und bewunderten das gute Stück gebührend. Aber als sie ihre kurze Frühbesprechung abgehalten hatten, war ihre Laune wieder gedämpft, und der restliche Tag verlief zunächst einmal mehr oder minder unerfreulich.
Toppe traf sich mit dem Staatsanwalt und erfuhr, dass Günther 1991 noch gar nicht in Kleve gewesen war und Geldeks Fall nicht kannte. Aber er hatte sich, wie gewünscht, die Prozessakte angesehen, und Toppe musste sich belehren lassen, dass das Strafmaß «völlig im Rahmen des zu Erwartenden» gewesen sei. Er spürte Missbilligung, aber das wunderte ihn nicht. Was maßte er es sich als kleiner Kripomann, der nie eine Universität von innen gesehen hatte, auch an, etwas von Jura verstehen zu wollen?
Van Appeldorn und Cox durften sich Kurt Kortens mit Leidensmiene vorgetragene Lebensgeschichte anhören: Er wäre ohne Vater aufgewachsen, hätte mit fünfzehn Jahren Eugen Geldek kennen gelernt, der ihn von Anfang an wie einen Sohn behandelt hätte. Sicher hätte er krumme Dinger gedreht, manchmal auch in Geldeks Auftrag, und dafür riss er jetzt hier seine Zeit runter. Aber Geldek habe ihn niemals fallen lassen. Im Gegenteil, seit Korten im Knast war, hätte Geldek seine Mutter unterstützt, ihr eine schöne Wohnung besorgt, in der sie mietfrei wohnte, und ihr auch sonst finanziell unter die Arme gegriffen, damit sie sich ein ruhiges Leben machen und was Anständiges auf den Tisch bringen konnte, wenn ihr Sohn auf Urlaub kam.
Sie nahmen Korten ganz schön in die Mangel, besonders van Appeldorn war da nicht zimperlich, aber er blieb bei seiner Geschichte und verhielt sich vollkommen glaubwürdig. Norbert van Appeldorns Laune sank bis nahe an den Gefrierpunkt. Eugen Geldek – der barmherzige Samariter!
Astrid blieb im Präsidium, weil frühmorgens das DNA-Ergebnis der Speichelprobe aus der Bisswunde an Geldeks Hand gekommen war. Schon seit Jahren machte man bei Gewalt-, besonders bei Sexualdelikten, DNA-Analysen, seit 1998 gab es eine DNA-Datei. Astrid setzte sich also an den PC, um einen Abgleich zu machen, war aber bei den gespeicherten Personen noch nicht fündig geworden, als Toppe zurückkehrte.
Sie spürte, dass er wütend und frustriert war, ging jedoch nicht darauf ein, sondern erklärte, sie müsse für eine Weile vom Bildschirm weg und überredete ihn zu einem Besuch bei Martina Geldek.
Toppe, dem das Gewissen schlug, weil er sich an der alltäglichen Ermittlungsarbeit so wenig beteiligt hatte, willigte schnell, wenn auch halbherzig, ein. Wie er erwartet hatte, öffnete die Geldek ihnen nicht, obwohl sie zu Hause sein musste, denn die Hunde liefen frei, gebärdeten sich wie Furien, und die Überwachungskamera summte.
Erst als Cox und van Appeldorn von ihrem Ausflug nach Pont zurückkamen, schien der Tag eine neue Wendung zu nehmen. Im Flur vor dem Büro wartete nämlich ein Mann.
«Ach, toch! Ich dachte schon, du hättest Feierabend gemacht.»
Van Appeldorn stöhnte nur, schloss die Tür auf und ging voraus ins Büro. Ein Holländer der besonders freundlichen Art!
«Feierabend?» Cox zog die Augenbrauen hoch. «Um halb zwölf mittags?»
«Ja gut, ich weiß nicht so viel von die Arbeitszeit von die duitse Beamten. Was war es dann? Ein – wie nennst du das – ein Frühstückspause?»
Bei Cox fiel der Groschen recht langsam. «Was können wir denn für Sie tun?», fragte er aufgeräumt und überhörte van Appeldorns neuerliches Stöhnen.
«Du für mich? Das ist gewaltig! Ich hab in die Zeitung gelesen, dass du Hilfe nötig hast und da bin ich natürlich meteen – warte mal – da bin ich natürlich sofort gekommen.»
Van Appeldorn hielt die Tür weit auf. «Stap maar naar binnen, meneer! Wij zijn heel dankbaar,
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