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Augenzeugen

Augenzeugen

Titel: Augenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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8. August, zwischen vierzehn und achtzehn Uhr?»
    «War das der Tag, an dem Geldek getötet wurde?»
    Toppe nickte knapp.
    Escher schüttelte den Kopf. «Sie verdächtigen mich? Was geht nur in Ihnen vor? Aber gut, vom 6. bis zum 8. August war ich auf einer Fachtagung in Heidelberg. Am Mittwoch bin ich gegen 23 Uhr wieder auf dem Düsseldorfer Hauptbahnhof eingetroffen, zusammen mit einem Kollegen übrigens. Ich gebe Ihnen gern Namen und Telefonnummer, dann können Sie ihn sofort anrufen.»
    «Das ist nicht nötig, es reicht, wenn Sie mir das aufschreiben. Ich bin aber noch einer anderen Sache wegen hier. Ich möchte mit Ihnen über Alinas Entführung sprechen.»
    Eschers Gesicht wurde grau. «Und ich möchte mit Sicherheit nicht darüber sprechen!»
    Toppe beugte sich vor. «Herr Escher, ich habe mir die Akten wieder vorgenommen. Da sind so viele offene Fragen …»
    Escher schlug die Hände vors Gesicht. «Also werde ich jetzt wieder einmal verdächtigt, mein eigenes Mädchen entführt und vielleicht sogar getötet zu haben.»
    «Nein, ich verdächtige Sie nicht.» Toppe sprach eindringlich. «Ich bin sicher, dass Sie mit der Entführung nichts zu tun hatten! Ich habe selbst eine kleine Tochter», fügte er hinzu, als Escher nicht antwortete.
    Escher sah gequält auf. «Können Sie sich unser Leben vorstellen, seitdem Alina verschwunden ist? Benjamins Leben? Sie mussten meiner Frau das Kind aus dem Leib schneiden. Sie bekam keine Wehen, sie wollte das Kind nicht mehr, sie wollte Alina. Fast ein Jahr lang war sie danach in der Psychiatrie, Suizidgefahr, und bis heute hat sie trotz starker Medikamente Depressionen. Wenn es ganz schlimm ist, kommt meine Schwiegermutter aus Kleve und kümmert sich um Benny, weil Maren ihn dann überhaupt nicht wahrnimmt.» Er stand auf und ging zum Schrank. «Möchten Sie auch einen Whisky?»
    «Ja, gern.»
    «Sie haben also die Ermittlungen wieder aufgenommen.»
    «Nicht offiziell.»
    Mehr als eine Stunde lang redeten sie über Alina, den Tag ihres Verschwindens und über die Ermittlungen.
    «Dieser Entführeranruf», meinte Toppe, «darüber bin ich gestolpert. Was gibt es für Möglichkeiten? Wäre Alina von Kinderhändlern verschleppt worden, hätten die nicht angerufen. Und wenn jemand durch die Entführung Ihres Kindes wirklich Geld von Ihnen erpressen wollte, wieso dann diese lächerlich niedrige Summe?»
    «Die Soko hat Rache als Motiv zugrunde gelegt.»
    «Ja, ich weiß», sagte Toppe. «Und die Soko hat gut gearbeitet. Sie hat über vierzig Leute überprüft, die einen Grund gehabt haben könnten, sich an Ihnen zu rächen. Ich hatte noch keine Zeit, mir die Ermittlungsakten im Einzelnen anzuschauen, aber das mache ich noch.»
    «Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie da etwas Neues entdecken werden», antwortete Escher bedrückt.
    «Vielleicht nicht, vielleicht muss ich erst einen neuen Ansatz finden …»
    «Einen anderen als Rache?»
    «Ja, aber darüber muss ich noch nachdenken. Ich weiß, dass ich die ganze Zeit ein Puzzleteil vor der Nase habe, das nicht richtig passt, aber mein Blick gleitet immer noch darüber hinweg.»
     
    Als Toppe ins Auto stieg, klebte ihm das Hemd am Rücken, er hatte bohrende Kopfschmerzen und unerträglichen Durst.
    Er hielt an der Bahnhofskneipe, in der man offensichtlich seit den siebziger Jahren nichts verändert hatte, und setzte sich an den einzigen Tisch, der noch frei war.
    Freitagabend – am Stammtisch in der Ecke wurde Skat gekloppt, die Theke war voll besetzt, der Wirt kam mit dem Zapfen kaum nach. Er bestellte sich ein Altbier und einen Doppelkorn, den er eigentlich nicht mochte, aber das hier war nicht die richtige Umgebung für Calvados oder Grappa.
    Hier im Ort war er zur Schule gegangen. Er sah sich um, die Leute waren zum größten Teil in seinem Alter, aber keiner kam ihm bekannt vor, keiner schenkte ihm auch nur einen zweiten Blick.
    «Dasselbe nochmal!»
    Nun denn, er hatte selten rausgedurft. Seine Mutter mochte es nicht, wenn er mit den anderen auf der Straße spielte. «Da lernst du nur das Rüpeln.» Und er war brav gewesen, ein ganz braver Junge. Sein Vater war trotzdem gestorben.
    Er kippte den nächsten Doppelkorn. Der wievielte war das gewesen?
    Es wurde Zeit, nach Hause zu fahren. Nach Hause?
    «Zahlen, bitte!» Er stemmte sich hoch, der Boden schwankte. Scheiße, er war völlig hinüber. Schwerfällig setzte er sich wieder hin, die Kellnerin kam, nahm seinen Deckel in die Hand und rechnete.
    «Nein, warten

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