Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)
ihm mitzuteilen: Wage es ja nicht, Aura in ihrem geschwächten Zustand aufzuregen, sonst bring ich dich um.
Ich kratzte an dem goldenen Aufkleber des Blumenladens, der auf dem Papier klebte, in dem die Rosen eingewickelt gewesen waren. »Du willst also mit mir Schluss machen …«
»Unsinn.« Zachary, der die Ellbogen immer noch auf die Knie stützte, verschränkte die Finger. »Außerdem, wie soll ich mit dir Schluss machen, wenn wir noch nicht einmal wirklich zusammen sind?«
Sind wir nicht? »Es ist eben alles nicht so einfach.«
»Ich weiß, Aura. Das habe ich in den letzten beiden Monaten hautnah mitbekommen, und ich bin bereit, dir die Zeit zu geben, die du brauchst, um herauszufinden, ob du mit mir – und nur mit mir – zusammen sein möchtest.« Zachary richtete sich auf und stützte sich auf die Lehnen seines Stuhls. »Die Zeit und den Freiraum.«
»Den Freiraum?« Wie aus dem Nichts kehrten die bohrenden Kopfschmerzen zurück. »Heißt das, dass wir uns noch nicht einmal mehr sehen können?« «
»Jedenfalls nicht bis zum Prozess. Danach kannst du dann deine Entscheidung treffen.«
»Aber ich habe mich doch schon entschieden!« Ich wühlte in den vernebelten Tiefen meines Geistes fieberhaft nach einem Beweis dafür. »Ich hätte das Bett gestern neu beziehen können, aber ich habe es nicht getan, Zachary. Weil ich mich für dich entschieden habe.«
»Nicht du hast dich entschieden. Die Umstände haben entschieden.«
»Das spielt doch keine Rolle! Ich bin froh, dass es so gekommen ist. Es ist besser so.« Ich hätte gern nach seiner Hand gegriffen, aber ich wusste, dass er sie wegziehen würde. »Wovor hast du Angst?«
Er hielt den Blick seiner grünen Augen fest auf mich gerichtet, während er seine Finger knetete. »Davor, dass du mich eines Tages dafür hassen könntest, dich viel zu schnell zu einer Beziehung mit mir gedrängt zu haben.«
»Ich bin über Logan hinweg und bereit für eine Beziehung mit dir.« Zumindest wollte ich bereit sein.
»Selbst wenn du wirklich über ihn hinweg wärst, was ich sehr bezweifle, bedeutet das nicht automatisch, dass du wirklich frei bist.« Er tippte sich auf die Brust. »Ich will nicht, dass du dich für mich entscheidest, nur weil ich zufälligerweise im richtigen Moment zur Verfügung stand und lebendig bin.«
»Aber Logan wird wahrscheinlich bald hinüberwechseln …«
»Wenn er jetzt gehen würde, würde er einen Teil von dir mitnehmen.«
Ich hatte das Gefühl, als würde mit einem Mal alle Energie aus mir heraussickern. Erschöpft ließ ich den Kopf ins Kissen sinken und schloss die Augen.
Zachary hatte recht. Ich wünschte mir, ich wäre schon bereit für eine neue Beziehung gewesen, doch dafür hing ich tatsächlich noch zu sehr an Logan.
»Aber dieser Teil von dir wird nicht für immer verschwunden sein.« Zachary stand auf. »Eines Tages wirst du bereit sein und wir werden es beide spüren, wenn es so weit ist.«
Mir entging nicht, dass er »wenn« sagte und nicht »falls«, und das erinnerte mich an seinen Lieblingssong und seine feste Überzeugung, dass er eines Tages mein Herz besitzen würde.
»Aber du wirst nicht für immer hierbleiben«, sagte ich schwach. »Im Juni gehst du doch schon wieder nach Schottland zurück, oder?«
Zachary beugte sich vor, griff nach meiner Hand und verschränkte seine Finger mit meinen. »Tja, sieht ganz so aus, als hättest du eine Deadline.«
Als ich ein paar Stunden später entlassen wurde und nach Hause zurückkehrte, unterhielt ich mich noch ein bisschen mit Gina in der Küche und humpelte dann ins Wohnzimmer, wo ich mich auf die Couch setzte, die mir vorübergehend als Bett dienen würde, bis ich beide Krücken benutzen konnte, um die Treppe hochzukommen. Auf dem Couchtisch lagen Stapel von Büchern für unser Projekt. In den beiden vor mir liegenden Ferienwochen würde ich endlich Zeit haben, mich eingehender mit dem Geheimnis von Newgrange zu beschäftigen. Seit der Unterhaltung mit Mr Moore wusste ich, dass ich auf der richtigen Fährte war. Zachary hatte mir angeboten, die Sternenkarte für Dezember allein anzufertigen. Ich ahnte, dass er das nicht nur aus Rücksicht auf meinen im wahrsten Sinn des Wortes »angeschlagenen« Zustand tat, sondern wohl auch, um mir aus dem Weg zu gehen.
Nachdenklich griff ich nach dem Ordner mit Moms Unterlagen und betrachtete zum tausendsten Mal die Fotos, deren Ecken Eselsohren hatten, weil ich sie mir schon so oft angeschaut hatte. Damit mein Lieblingsbild
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