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Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)

Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)

Titel: Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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waren riesige Tolkienfans.«
    Ich fand, dass sie tatsächlich ein bisschen Ähnlichkeit mit der Eowyn aus der Verfilmung hatte.
    »Es hätte schlimmer kommen können.« Sie zwinkerte mir zu. »Wenn ich ein Junge geworden wäre, hieße ich jetzt Gandalf.« Ich versuchte ihr Lächeln zu erwidern, was mir jedoch nicht sonderlich überzeugend zu gelingen schien, denn sie runzelte besorgt die Stirn und fragte: »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja … das heißt, nein, nicht wirklich. Es hat aber nichts mit dem Projekt zu tun.«
    »Alles hat etwas damit zu tun. Du bist das Projekt.« Ihr Lächeln wurde noch eine Spur wärmer und ihre blauen Augen strahlten. »Was ich damit sagen will, ist, dass die fertige Arbeit euch und eure Persönlichkeit widerspiegeln wird.« Sie sah zwischen mir und Zachary hin und her und nickte dann zufrieden. »Ich spüre, dass ihr euch sehr ähnlich seid. Möglicherweise seid ihr unter den gleichen Sternen geboren.«
    Oh nein. Bitte fragen Sie uns jetzt bloß nicht nach unseren Sternzeichen , betete ich stumm . Ich wollte auf keinen Fall, dass Zachary erfuhr, dass wir mit nur einer Minute Abstand voneinander auf die Welt gekommen waren. Und falls er es ohnehin schon wusste, wollte ich nicht, dass er wusste, dass ich wusste, dass er es wusste. Aber zum Glück ging Eowyn nicht weiter darauf ein, sondern klatschte tatkräftig in die Hände. »Wunderbar. Dann lasst uns sofort loslegen.«
    »Und womit?«, fragte Zachary.
    »So wie man jedes vielversprechende Vorhaben beginnen sollte.« Eowyn deutete hinter uns. »Mit einer schönen Tasse Tee.«
    Als ich mich umdrehte, entdeckte ich einen niedrigen Tisch, der mit einer auf einem Stövchen stehenden Teekanne und zwei weißen Porzellanbechern eingedeckt war. Die Kanne war so Veilchenblau wie ein Himmel in der Abenddämmerung.
    »Setzt euch«, sagte Eowyn. »Ich hole schnell einen dritten Becher aus dem Schrank.«
    Zachary und ich gingen zu dem Tisch, vor dem zwei längliche weiße Sitzkissen lagen.
    »Bitte schön.« Er deutete galant auf eines der Kissen. »Ich kann auch auf dem Boden sitzen.«
    »Unsinn«, sagte Eowyn, die in dem Moment mit dem dritten Becher zurückkam. »Ihr werdet im Laufe des Jahres noch so oft die Köpfe zusammenstecken, da könnt ihr ruhig schon mal damit anfangen, euch ein Sitzkissen zu teilen.«
    Wäre ich vor Trauer nicht so betäubt gewesen, hätte ich wahrscheinlich verlegen gekichert, aber im Moment hatte ich nur einen Wunsch: über das Projekt zu sprechen, meine Fragen beantwortet zu bekommen und danach so schnell wie möglich wieder nach Hause zu fahren, um endlich allein zu sein und meinen Tränen freien Lauf lassen zu können. Es strengte mich allmählich an, mich die ganze Zeit zusammenzureißen und Haltung bewahren zu müssen.
    Zachary und ich versuchten uns mit ein paar Zentimetern Abstand zwischen uns auf das Kissen zu setzen, das in der Mitte jedoch so durchgesessen war, dass wir sofort aufeinander zurutschten. Eowyn ließ sich in einer einzigen fließenden Bewegung gegenüber von uns nieder, ohne sich mit den Händen abzustützen – vermutlich machte sie Yoga –, und stellte dann die drei weißen Becher vor uns auf den Tisch. »Sucht euch einen aus.«
    Für mich sahen sie identisch aus, aber als ich das erwartungsvolle Glitzern in ihren Augen sah, ahnte ich, dass das so eine Art Test werden sollte.
    Ohne nachzudenken, griff ich nach dem, der links vor mir stand. Zachary nahm den daneben. Mir kam der Gedanke, dass Logan bestimmt nach dem rechten Becher gegriffen hätte, gerade weil er am weitesten entfernt stand. Der Gedanke versetzte mir einen so schmerzhaften Stich, dass ich unwillkürlich die Hand auf mein Herz presste.
    Als Eowyn uns Tee einschenkte, fiel mir auf, dass sie einen Ring mit einem großen ovalen Obsidian trug. »So, jetzt bin ich gespannt«, sagte sie.
    Zachary warf mir mit gerunzelter Stirn einen Blick von der Seite zu. Wahrscheinlich fragte er sich genau dasselbe wie ich: Würde Eowyn gleich aus den Teeblättern unsere Zukunft lesen? Und was hatte das alles mit jungsteinzeitlichen Steinkreisen zu tun?
    Plötzlich begannen auf den Bechern rote Längs- und Querstreifen sichtbar zu werden, die ein Muster bildeten.
    »Die irischen Ogham-Runen sind nur zu sehen, wenn die Gefäße mit einer heißen Flüssigkeit gefüllt werden«, erklärte Eowyn lächelnd. »Die Rune auf meinem Becher steht für ur – übersetzt Heidekraut. Es ist das Symbol für Heilung. Du, Zachary, hast die Rune duir , das ist das

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