Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)
meinen Wagen an, bis sein Frauchen ihn hochhob und mit ihm weiterging.
»Danke, dass du mich mitgenommen hast.« Zachary griff nach seinem Rucksack, machte aber noch keine Anstalten auszusteigen. Er sah mich besorgt an. »Alles okay?«
Als ich nicht antwortete, schüttelte er den Kopf und blickte aus dem Fenster. »Entschuldige. Blöde Frage.«
Ich beobachtete, wie die Frau ihren zappelnden Kläffer nach ein paar Metern wieder auf den Boden setzte. Er zerrte sie hinter sich her den Gehsteig entlang und blieb dann stehen, um aufgeregt an einer Parkuhr zu schnüffeln.
»Am Montag in der Schule«, begann ich zögernd, »wirst du wahrscheinlich jede Menge Gerüchte über mich hören. Ich will nur, dass du weißt, dass an den meisten nicht das Geringste dran ist.«
»Ich verspreche dir, kein Wort davon zu glauben. Sollte jemand anfangen, schlecht über dich zu reden, werde ich mit den Achseln zucken und sagen …« Er stieß ein paar gutturale und völlig unverständliche gälische Silben hervor.
»Und was bedeutet das?«
»Sorry, ich spreche leider kein Englisch.«
Mir entwischte ein winziges Lächeln, und plötzlich wurde mir klar, dass ich noch nicht nach Hause wollte, wo mich Gina und ihr mitleidiger Blick erwarten würden.
»Willst du wissen, was wirklich passiert ist?«, fragte ich leise. »Aber ich warne dich, es ist eine ziemlich lange Geschichte.«
Zachary griff nach dem Zündschlüssel und schaltete den Motor aus. »Ich habe Zeit.«
Siebtes Kapitel
Als ich am Montagmorgen mit fast vierzigminütiger Verspätung ins Klassenzimmer trat, richteten sich sofort alle Blicke auf mich, als wäre ich die Hauptverdächtige in einem Mordprozess, die gerade in den Gerichtssaal geführt wurde.
Mit zitternden Fingern legte ich Mrs Wheeler meine Entschuldigung aufs Pult.
»Danke, Aura«, flüsterte sie mir mit einem Nicken zu, da genau in diesem Moment eine Durchsage unseres Schulleiters aus dem Lautsprecher schallte.
Ich trug meine Haare offen, um mich besser dahinter verstecken zu können, übersah dadurch aber leider das Ende von Mrs Wheelers Gehstock, der unter ihrem Pult hervorlugte, stolperte darüber und wäre beinahe hingefallen. »Ups!«
Im Raum herrschte Totenstille. Es wäre mir lieber gewesen, sie hätten über meine Tollpatschigkeit gelacht und mit den Fingern auf mich gezeigt – alles wäre besser gewesen als diese kalten Blicke, die verrieten, dass meine Mitschüler der Meinung waren, ich sollte diejenige sein, die bald unter der Erde lag, und nicht Logan.
»Ach, du meine Güte, Aura! Alles in Ordnung?« Mrs Wheeler Stimme klang so besorgt, als hätte ich gerade einen Schlaganfall erlitten und mich nicht aus purer Ungeschicktheit zum Affen gemacht.
»Danke, nichts passiert.« Ich setzte die Brille wieder auf, die mir von der Nase gerutscht war, und hoffte, dass sie nicht so schief saß, wie es sich anfühlte. »Ähm … Wenn ich vielleicht trotzdem noch mal kurz rauskönnte? Ich müsste dringend auf Toilette.«
Bevor sie antworten konnte, ertönte zum Glück der Gong und die Stunde war zu Ende.
Megan wartete vor meinem Schließfach auf mich. Obwohl sie mir tapfer entgegenlächelte, sah ich ihr an, dass es ihr genauso mies ging wie mir. Wir hatten beide gebettelt, heute zu Hause bleiben zu dürfen, aber die McConnells und meine Tante waren der Meinung gewesen, dass es besser für uns war, uns nicht zu verkriechen.
»Hey«, begrüßte sie mich. »Wie fühlst du dich?« Megans eigener Gemütszustand spiegelte sich in ihren rot geweinten Augen und dem nachlässig zusammengebundenen Pferdeschwanz wider. Außerdem prangte auf ihrer rechten Wange ein blutiger Kratzer.
»Wie ist das denn passiert?«, fragte ich besorgt und deutete auf die Wunde.
Megan fasste sich ins Gesicht und wurde blass, als sie das Blut auf ihren Fingerspitzen sah. »Oh! Äh … das war Corrie. Sie war heute Morgen extrem schlecht gelaunt. Ich sage dir, schaff dir bloß nie eine Katze an.«
In diesem Moment kam Michele Lundquist, die Kapitänin der Volleyballmannschaft, mit ihrem Freund Steve Rayburn und ihrem Gefolge an uns vorbei. Ein paar von den Jungs zeigten kichernd auf Megan, miauten laut und fuhren mit den Fingern durch die Luft, als wären es Krallen.
Megan lief knallrot an, tat mir gegenüber aber so, als hätte sie es gar nicht mitgekriegt. Plötzlich sah sie über meine Schulter hinweg und schüttelte kaum merklich den Kopf. Als ich mich umdrehte, entdeckte ich Zachary, der ein paar Meter hinter mir stand und
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