Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)
gefunden«, verkündete Zachary. »Im Zwilling.« Er deutete nach Südosten, ohne mich dabei anzusehen. »Siehst du den orangeroten Punkt da? Er ist gerade erst aufgegangen.«
»Ja, ich sehe ihn.« Ich schlug mit nervösen Fingern in unserem Buch einen neuen Himmelsquadranten auf. So hatte ich mich seit dem Abend nicht mehr gefühlt, an dem Logan und ich uns zum ersten Mal geküsst hatten … nach dem ersten Konzert der Keeley Brothers vor einem Jahr, am … Oh Gott, morgen war ja unser Einjähriges! Ich konnte kaum glauben, dass ich tatsächlich kurz davor gewesen war, ein paar Stunden vor unserem ersten Jahrestag einen anderen zu küssen, und schämte mich so, dass mir ganz heiß wurde.
Jedenfalls nahm ich an, dass es daran lag, dass ich mich schämte.
Nachdem ich Zachary zu Hause abgesetzt hatte und gerade wieder losgefahren war, sagte neben mir jemand: »Bisschen spät dafür, dass du morgen Schule hast, oder?«
Ich trat erschrocken auf die Bremse. »Verdammt, Logan! Nicht beim Autofahren!«
»Tut mir leid.« Er sah zum Seitenfenster hinaus. »Ich habe mir Sorgen gemacht.«
»Ach, du auch? Gina hat mich sogar auf dem Handy angerufen, weil sie Angst gehabt hat, ich könnte von Rüsselkäfern aufgefressen worden sein.« Ich fuhr wieder an. »Dabei ist es da draußen wahrscheinlich viel ungefährlicher als hier im Straßenverkehr.«
»Ich wette, auf dem Land ist es total schön.«
»Es ist traumhaft. Echt unglaublich, wie still es dort ist.«
Logan schnaubte. »Dein Mr Ed redet anscheinend nicht viel, während ihr an eurer Sternenkarte malt.«
Ich sah ihn stirnrunzelnd an. »Mr Ed? Meinst du den aus dem Film? Was hat Zachary mit einem sprechenden Pferd zu tun?«
» Mr Red . Ich rede von deinem Freund oder was auch immer er ist.«
»Er heißt Zachary. Warum nennst du ihn Mr Red?«
»Ich kann den Typen nicht anschauen, ohne dass mir kotzübel wird«, knurrte Logan. »Als würde ein einzelnes rotes Kleidungsstück nicht reichen – warum muss sich jemand von Kopf bis Fuß rot anziehen? Ich hoffe echt, dass die Farbe irgendwann aus der Mode kommt, aber da kann ich wahrscheinlich lange warten.«
»Wovon redest du? Zach trägt nie rote Sachen. Muss er auch gar nicht, weil er Prä-Shifter ist. Das habe ich dir doch schon gesagt.«
»Ach, jetzt nennst du ihn schon ›Zach‹? Mir hast du nie einen Spitznamen gegeben.«
Mir fielen spontan ein paar Spitznamen ein, die ihm aber ganz bestimmt nicht gefallen würden. »Hör auf damit, Logan. Diese Eifersuchtsnummer ist wirklich überflüssig.«
»Ich weiß überhaupt nichts über diesen Typen. Wenn du mir mehr über ihn erzählen würdest, würde ich mich vielleicht nicht so … ich weiß nicht …«
»Bedroht fühlen?«
»Ich fühle mich nicht bedroht«, widersprach Logan heftig. Seine Konturen flackerten und verblassten für einen Moment. Der Anblick jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Ich musste ihn unbedingt beruhigen. »Da gibt es nicht viel zu erzählen«, sagte ich, als ich auf den Parkway einbog, auf dem um diese Uhrzeit kaum Verkehr herrschte. »Er ist in der Elften, ich kenne ihn aus meinem Geschichtskurs und Mrs Richards hat ihn mir als Partner zugeteilt. Ach so, und er kommt aus Schottland.«
»Wusstest du, dass der Dudelsack ursprünglich in Irland erfunden wurde?«
»Nein, wusste ich nicht.«
Logan kicherte. »Ist aber so. Wir haben ihn den Schotten geschenkt, um sie zu verarschen. Sie haben es aber nicht kapiert und halten die Quietschtröte immer noch für ein echtes Musikinstrument.«
Ihm zuliebe lachte ich über den lahmen Scherz. Dass er eifersüchtig war, konnte ich ihm nicht verdenken – schließlich konnte Zachary etwas, wozu Logan nie wieder in der Lage sein würde: mich berühren. Er wusste genau, dass ich nur in eine der kleinen Nebenstraße abbiegen musste, in der er noch nie gewesen war, um ihn zum Verschwinden zu bringen. Es war kein Wunder, dass er sich hilflos und bedroht fühlte. Ich wäre an seiner Stelle wahrscheinlich so frustriert, dass ich vor Wut und Verzweiflung platzen würde.
Als wir an einer Kreuzung anhalten mussten, fragte ich: »Hast du eigentlich irgendwelche Pläne, Logan?«
»Was für Pläne?«
»Na ja, für die Zukunft. Pläne, die über nächste Woche oder nächsten Monat hinausgehen.«
Er schwieg und antwortete erst, als die Ampel wieder auf Grün schaltete.
»Doch, ja«, sagte er. »Einen Plan habe ich.«
Als er nicht weiterredete, fragte ich leise: »Verrätst du ihn mir?«
»Ich
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