Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)
aber seine Augen leuchten. Er hat meine Berührung gespürt.
Taylor steht zusammen mit ihren Eltern neben dem Sarg. Das Beerdigungsunternehmen hat sich um Gartenstühle für ihre Großeltern gekümmert, aber alle anderen stehen und halten eine langstielige rote Rose in der Hand. Auf der Beerdigung werden so viele nette Dinge über Taylor gesagt, dass ich michfrage, wo der Pfarrer seine Informationen herbekommt. Als er mit seiner Predigt fertig ist, lädt er alle ein, ihre Rosen auf den Sarg zu werfen. Der Sarg ist schon unter Lilien, Nelken, Chrysanthemen, Gänseblümchen und einigen aufgeregten Wespen begraben. Taylor sieht zu, wie alle an den Sarg gehen, und sie lächelt jeden an, dem Tränen über die Wangen laufen.
Natürlich wird sie zum Leichenschmaus ins Haus der Gleasons eingeladen, genau wie alle ihre Freundinnen. Ich ruckle am Handy in Reis Tasche. Er nimmt es heraus, klappt es auf und hält es fest, damit ich tippen kann.
Ich bleibe bei ihr.
»Okay. Ich gehe zur Schule. Lass mich wissen, wenn du mich brauchst.« Er steckt das Telefon wieder in seine Tasche und geht in Richtung Schule.
Taylor geht zum Haus der Gleasons und macht es sich gemütlich. Mr. und Mrs. Gleason haben bei einem Catering-Service ein kaltes Buffet und verschiedene Gerichte bestellt. Alles sieht unglaublich lecker aus, besonders das Tablett mit der dampfend heißen Lasagne. Gierig sauge ich den verlockenden Duft ein. Taylor bietet an, mit den Getränken zu helfen, und ich bemerke, wie sie etwas Wodka in ihre Diät-Cola gießt. Bevor Taylor sich in meinem Körper breitgemacht hat, habe ich noch nie Alkohol getrunken – nicht einmal einen Schluck Wein.
Na gut, ein einziges Mal habe ich aus Versehen ein bisschen Vanille-Likör getrunken, weil er so gut gerochen hat. Ich wusste nicht, dass Alkohol drin war, und es hat so furchtbar geschmeckt, dass ich mich übergeben musste. Ich glaube, das zählt nicht. Ich frage mich, wie viel Alkohol ich trinken kann,bevor ich mich danebenbenehme oder etwas noch Schlimmeres mache.
Taylor nimmt ihren Drink und setzt sich auf das plüschige Sofa neben Jason Trent – der sportliche Idiot, wegen dem ich letzte Woche beinahe mein Mittagessen fallen gelassen habe. Er ist ein bisschen größer als Rei, aber stämmiger. Er hat platinblondes Haar, eine rötliche Hautfarbe und eisblaue Augen, die aus den blonden Augenbrauen und Wimpern hervorstechen. Vielleicht bin ich voreingenommen, aber ich halte Reis Schultern und Arme für gut trainiert. Jason Trent sieht aus, als würde er Steroide nehmen. Ich habe mitbekommen, wie Jason Taylor angemacht hat, als sie die Getränke eingeschenkt hat. Jetzt gehen sie zu einer Art verbalem Vorspiel über. Als das Dessert auf dem Tisch steht, liegt Jasons breite Hand auf Taylors Oberschenkel. Auf meinem Oberschenkel! Ich würde ihm am liebsten seine Hand abhacken!
Gegen drei Uhr klingelt Taylors Handy. Sie gibt Jasons Hand zweimal einen freundlichen Klaps und muss sie dann tatsächlich zur Seite schieben, damit sie aufstehen kann. Sie schenkt ihm dieses Lächeln, das auf meinem Gesicht vollkommen lächerlich aussieht. Sie tänzelt zur Tür und nimmt den Anruf vor der Tür an. Ich rücke nahe an das Handy heran und höre, dass es Rei ist. Er fragt, ob er sie am Morgen mit in die Schule nehmen soll. Der Anruf scheint sie zu amüsieren. Dankend lehnt sie ab. Kein Bedarf. Vielleicht ein andermal.
Eine Sekunde später bin ich in Reis Zimmer. Er hält das Handy noch in der Hand und scheint nicht darüber verwundert zu sein, dass Taylor sein Angebot abgelehnt hat.
Sie flirtet mit Jason Trent.
»Jason Trent?« Rei rümpft die Nase. »Du machst Witze!«
Ich wünschte, es wäre so.
Am liebsten würde ich tippen:
Bitte lass nicht zu, dass Jason Trent mich entjungfert
. Aber das erscheint mir doch ein wenig zu dramatisch.
Er klopft mit den Fingern auf dem Tisch herum. »Einer von uns muss bei ihr bleiben, Anna. Und sie duldet mich anscheinend nicht mehr in ihrer Nähe und auch nicht in der Nähe ihrer Freundinnen.«
Warum? Ihre Freundinnen finden dich süß.
Er schüttelt sich. »Jetzt machst du mir Angst.«
Jason Trent macht mir Angst. Er berührt mein Bein. Verprügelst du ihn bitte dafür?
Ich hatte auf ein Lächeln spekuliert, aber Rei sieht verärgert aus. »Anna, falls es so aussieht, als ob er dich in eine miese Situation bringt, wie kannst du mir dann mitteilen, wo die beiden sind?«
Jason hat einen weißen Jeep.
»Das weiß ich.«
Ich werde wissen, wo Taylor
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