Aureol: Nefilim KI 5 (German Edition)
nicht zu einer Gedankenleserin.«
Wir waren seit ein paar Stunden beschäftigt gewesen und es musste inzwischen tief in der Nacht sein. Sie wirkte müde und ließ die Augenlieder hängen. Ich war davon überzeugt, dass sie die Wahrheit sprach.
Ich erhob mich. »Kannst du mir ein Schiff geben? Ich will nach Raronea zurückkehren und meine Gefährten finden.«
Sie sah mich kurz an, verschränkte die Arme und nickte. »Sicher. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass du hierbleiben würdest. Ich ...«
Was auch immer sie sagen wollte, behielt sie für sich und ich atmete erleichtert auf. Wir kehrten zurück auf die Oberfläche und ich begleitete Sieraa zu ihrem Haus.
Sie blieb vor der Tür stehen. »Wir sehen uns morgen.«
»Gute Nacht!«, sagte ich und ging davon.
Ich war noch nicht müde, sondern aufgeregt. Ich wollte so schnell wie möglich ein Raumschiff haben und von hier verschwinden. Der Gedanke machte mich nervös und hielt mich den Rest der Nacht hindurch wach. Dabei kreisten meine Gedanken häufig um die Frage, wie man auf meine Rückkehr reagieren würde. Es mochte ein Schock sein, ganz besonders für Susannah.
Erst am Vormittag kehrte ich zu Sieraas Haus zurück, da ich die langen Ruhezeiten der Kalimbari nicht vergessen hatte. Ich fand sie auf einer rückwärtigen Terrasse, wo sie einige langsame Übungen machte, die mir ihre katzenhafte Beweglichkeit deutlich vor Auge führten.
Sehr deutlich.
Ich setzte mich mit dem Rücken zu ihr auf eine Bank in einiger Entfernung und räusperte mich. Sie begrüßte mich und fuhr scheinbar unbeeindruckt mit ihrer Gymnastik oder was auch immer es war, das ihren Körper so beweglich hielt, fort.
»Soll ich später wiederkommen?«
»Nicht nötig. Ich habe diese letzte Figur vollendet. Ich komme gleich zu dir.«
Ich hörte danach nichts mehr und eine Viertelstunde später gesellte sich Sieraa zu mir. Ein schwebendes Tablett begleitete sie und hielt Getränke bereit. Sie bot mir einen Kaffee an. Ich nickte und nahm die Tasse entgegen. Sie hatte sogar Milch und Zucker bereitgestellt und ich gab einen Schuss Milch in meinen Kaffee.
»Woher wusstest du, dass ich gerne Kaffee trinke?«
»Das Protokoll des Replikators in deinem Rekonvaleszenz-Raum ...«
»Verstehe.« Über uns baumelte der Planet im Weltraum.
Ich deutete darauf. »Ist der bewohnt oder nur Dekoration?«
»Eher Dekoration.«
Wir schwiegen und nippten an unseren Tassen.
»Wann bekomme ich mein Schiff?«
»Du hast es schon. Unter einer Bedingung.«
»Welche?«
»Ich komme mit.«
Ich stöhnte. »Sieraa. Ist ja toll, das wir so zivilisiert miteinander umgehen und alles, aber ... verdammt wir sind uns schon einmal an die Kehle gesprungen und ich habe dich getötet, wenn auch mehr aus Versehen.«
»Aus Versehen?«
ich stellte den Becher ab. »Der Hieb war mächtiger, als ich beabsichtigt hatte. Du wolltest mich mit einem Schwert in Stücke hauen. Wie kann man das einfach beiseiteschieben und ignorieren?«
Sie starrte mich mit einem Ausdruck an, den ich als Entsetzen deutete. »Ich bin mit einem Schwert auf dich losgegangen?«
»Warum hätten wir sonst miteinander kämpfen sollen?«
Sie stand hastig auf und verschüttete ihr Getränk. Sie warf die halbleere Tasse achtlos auf das Tablett, so dass das hauchzarte Porzellan zerbrach.
»Entschuldige mich bitte!«
Hastig ging sie fort und verschwand im Haus. Ich blieb perplex sitzen, wo ich war und wartete geduldig ab, während der Rest ihres Tees vom Tablett tropfte und die Kieselsteine auf dem Boden benetzte. Als ich Schreie aus dem Haus hörte, sprang ich auf und lief leise in das Gebäude hinein. Ich hielt inne, sobald ich sah, dass Sieraa mit einem holografischen Garsun redete. Die beiden wechselten Worte in ihrer für mich unverständlichen Sprache. Gestik und Lautstärke waren jedoch unmissverständlich, auch wenn sie Kalimbari waren. Ich zog mich wieder zurück und wartete auf der Bank, bis Sieraa nach einiger Zeit aus dem Haus herausschaute. Als sie mich erblickte, war sie offensichtlich nicht sehr erfreut. Sie gab sich einen Ruck und kam zu mir. Ich wartete geduldig, bis sie das Wort ergriff.
»Es tut mir leid. Ich meine - einfach alles. Ich wusste nicht, wie weit Garsuns Ehrgeiz in dieser Sache vorangeschritten ist. Und wozu ich in der Lage sein könnte. Vor allem das. Ich verstehe im Moment eine ganze Menge nicht mehr. Ich muss darüber nachdenken. Lass uns morgen nochmal sprechen.«
»Das Schiff ...«
»Morgen!«, sagte sie mit
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