Aureol: Nefilim KI 5 (German Edition)
und eine Zweite für mich bereitzustellen.
Sie drehte sich zu mir um. »Guinaa? Nie gehört.«
»Wir haben uns dort niedergelassen. Odin baut an der Charybdis ... ach. Damit ist er bestimmt schon fertig. Wir werden sehen.«
Sieraa führte mich derweil auf die Brücke des hell und bequem eingerichteten Schiffes. Es wirkte neuwertig, zeigte aber im Detail Spuren vorherigen Gebrauchs. Ein Gegenstand hier, eine offene Klappe dort.«
»Ist das hier dein Lieblingsschiff? Du hast ja eine ziemlich beeindruckende Auswahl da stehen«, sagte ich und wies durch das Sichtfenster auf den Hangar, wo eine kleine Armada unterschiedlichster Raumschiffe bereitstand.
»Es ist bequem, zweckgemäß und zuverlässig. Vor allem Letzteres. Es verfügt auch über Reparaturdrohnen, die es instandhalten und reparieren können. Es ist die beste Wahl, für unsere Reise.«
»Und?«
»Und was?«
Ich sah sie ungläubig an. »Gebt ihr euren Schiffen keine Namen?«
»Es hat eine ID.«
»Zeichen in beliebiger Reihenfolge?«
»Was anderes ist ein Name?«
»Ein Name hat Bedeutung. Er gibt dem Schiff einen Charakter, verbindet die Crew mit der leblosen Materie seiner Hülle.«
Sieraa lächelte mich an. »Dann gib ihm doch einen!«
Es schien ihr egal zu sein, aber ich wollte nicht auf einem Schiff reisen, das ungetauft war.
»Das ist deine Aufgabe. Wir müssen eine Flasche auf seinen Rumpf werfen.«
»Was?«
»Tradition.«
»Ich habe keine Flasche.«
»Dann denk dir wenigstens einen Namen aus!«
Sieraa gab Befehle in Konsolen ein und machte eine jener ruderartigen Schulterbewegungen, die Kalimbari zeigten, wenn sie unschlüssig waren.
»Mir fällt nichts ein.«
»Mit welchen Gefühlen verbindest du unsere Reise?«
Sie hielt inne und warf mir einen langen Blick zu. »Es gibt da diese Geschichte. Eine Sage aus der archaischen Vergangenheit eines frühzeitigen Kzistaha-Stammes, auf dessen Errungenschaften die Geschichte meines Volkes aufbaut. In letzter Zeit musste ich oft daran denken.« Sie sah aus dem Fenster und ihr Blick schweifte in die Ferne, doch sie sagte nichts.
»Nun?«
»Dilisa. Der Name scheint passend.«
Nach dieser unprätentiösen Taufzeremonie ließ Sieraa die Dilisa abheben und steuerte uns aus dem Hangar heraus in einen ungeheuren Sternenhimmel. Aus Gründen, die meine Kenntnisse der Astrophysik nicht aufklären können, war der Anblick hier im Opial atemberaubender als üblich. Wir stießen hinaus in ein fesselndes Firmament, ein Panorama des Weltraums, wie ich es bisher nur hier gesehen hatte.
Sieraa steuerte uns auf die eigenartige Sonne zu. Ein Manöver, das mir vollkommen ungeeignet schien, um den kürzesten Weg zur Heliopause zu finden.
»Haben wir noch was zu erledigen?«
»Ja. Wir müssen das Opial verlassen und nach Raronea zurückkehren.«
Ich starrte auf den eigentümlich geformten Ball aus blauem Feuer, der viel zu schnell größer wurde. »Zum Metaraum geht´s da lang«, sagte ich und zeigte mit dem Daumen über die Schulter.
»Hier nicht. Setz dich bitte!«
Ich hielt die Klappe und kam ihrer Aufforderung nach, indem ich den Sessel neben ihr besetzte. Ein Gurt legte sich um meine Hüfte und eigenartige Klammern ergriffen meine Schultern. Sieraa wurde auf ähnliche Weise an ihren Sitz gebunden.
»Sind die Andruckabsorber hinüber?«
»Es wird immer ein bisschen ruppig, wenn wir die Photosphäre durchstoßen.«
»Photosphäre?«
»Den »Mantel« meiner Sonne.«
Ich schluckte. »Geht das hier nur so rum?«
»Ein Zugeständnis an die Lage Opials im Void.«
»Ich verstehe nichts.«
»Lies es nach!«
»Wenn ich es überlebe.«
Sieraa lachte. »Sei nicht albern!«
Sie schien die Beschleunigung des kleinen Schiffes noch zu erhöhen, was wenig zu meiner Beruhigung beitrug. Ein schimmernder Schutzschirm glühte immer stärker auf und erste Vibrationen rumpelten durch den Schiffsboden. Akustische Signale ertönten und auf den Sichtschirmen, die mich an dunkle Aquarien erinnerten, erschienen bunte Zeichen.
»Ist das normal so?«
Sieraa warf mir einen eindeutig spöttischen Blick zu. »Angst?«
»Nein! Angst? Wieso?«
Natürlich hatte ich eine Scheißangst. Man fliegt nicht in die Sonne.
Niemals.
Das Beben des Schiffs nahm zu, mein Gehörsinn spielte kurzzeitig verrückt, dann waren wir plötzlich in einer tiefschwarzen Brühe, die die kleine Dilisa zu allen Seiten zu umgeben schien. Die Gurte am Sitz lösten sich und ich beugte mich nach vorn, mit zitternden Fingern über mein Gesicht
Weitere Kostenlose Bücher