Aureol: Nefilim KI 5 (German Edition)
Reste von allem Möglichen, unter anderem von einigen Körnern Sand, wie es ihn in dieser Zusammensetzung ausschließlich auf Fergoi gibt. Ich wusste also, dass du einmal dort gewesen sein musstest, zweifellos auf Aureols Eingebung hin. Ich kehrte nach Raronea zurück und fand deinen Grabstein. Der Rest ist sehr technisch. Es tut mir leid, das du so lange in der Wüste aushalten musstest, aber Aureol machte mir Probleme, die ich nicht so einfach meistern konnte. Ich war froh, als ich dich fand und endlich aus Raronea verschwinden konnte. Es wurde ein bisschen brenzlig.«
Sieraa führte mich auf ein Mosaik mit verschlungenen Mustern. Einen Augenblick später sackte es unter uns hinab und fiel in einen technisch anmutenden Schacht, den wir schwerelos hinunterschwebten, bis wir in einer Halle landeten, die sich drastisch von der Umgebung auf der Oberfläche unterschied. Hier herrschte eine Atmosphäre der Sachlichkeit vor. Nacktes Metall, weiß und steril, helles Licht, große Abmessungen, aber überall Wände und keine Fenster. Unzählige Türen und Korridore führten in Bereiche, die unbelebt wirkten.
»Ist hier sonst niemand?«
»Nein. Früher habe ich hier Forschung betreiben lassen. Das ist lange her. Ranupa ist nun verlassen. Diese künstliche kleine Welt wurde vor tausend Jahren von fast hunderttausend Kzistaha bewohnt, darunter auch Kalimbari, doch im Augenblick sind wir die einzigen intelligenten Lebewesen hier.«
»Warum?«
»Zeiten ändern sich. Es gibt niemanden mehr, der an irgendetwas forschen will. Hier entlang!«
Sie führte mich in einen Korridor, der vor einer automatischen Tür endete, die mit einem komplizierten Sicherheitsmechanismus verschlossen war. Dahinter lag ein von Geräten dominierter Bereich, in dem ein Dutzend Medi-Liegen mir unbekannter Bauart installiert waren. Maschinen und Vorrichtungen fremdartiger Funktion waren in die Wände eingelassen und ragten teilweise daraus hervor. Im hinteren Teil sah ich gläserne Tuben, die in ein schwaches, blaues Licht getaucht waren. Sieraa leitete mich dorthin. Ich starrte auf eine nackte Kopie ihres Körpers in einer der Röhren. Sie lächelte, als ich mir über den Mund rieb und zur Seite blickte. Weitere der leblos erscheinenden Sieraa-Körper waren in den anderen Röhren zu sehen. Zwei der Kammern waren leer.
»Ersatzkörper. In der letzten Kammer bist du erwacht, die davor war meine Geburtsstätte, als ich wiedererwachte.«
Ich runzelte die Stirn. »Garsun hat dich hier wiedererweckt?«
Sieraa verschränkte die Arme. »Nein. Das erledigte jemand aus der Bruderschaft, im Auftrag meines werten Gatten, der etwas anderes zu tun hatte.«
»Ernsthaft?«
»Er hat sich verändert. Es ist nicht so, das Tod und Wiedergeburt ein tägliches Spiel für uns sind. Früher waren wir füreinander da, wenn jemand erwachte. Stützten und trösteten ihn in einer Phase der Neuorientierung, die für niemanden leicht ist. Aber genug davon. Ich zeige dir, wie es funktioniert.«
Sie demonstrierte mir mit einem Simulationsprogramm, das als holografische Bedienungsanleitung gedacht war, wie man eine Wiedererweckung durchführte. Ich erhielt einen Einblick in die Vorgänge.
Sieraa deutete auf einen Sichtschirm. »Wie du erkennst, wird eine Kopie deines Körpers erstellt, so wie er existiert und damit auch von deinen Erinnerungen, die sich natürlich körperlich manifestieren und in deinen Gehirnzellen verankert sind. Es gibt keine Möglichkeit, diese Information von außen sichtbar oder erlebbar zu machen. Jedenfalls nicht für uns, weil wir nicht wissen, was ein Erleben überhaupt ausmacht. Ich kann dich zwicken«, sagte sie und stach mich mit einer ihrer einziehbaren Krallen in die Handfläche, »und du spürst einen Schmerz. Wir kennen die neuronalen, also chemischen und physikalischen Grundlagen, welche die Information »Schmerz« an dein Gehirn weiterleiten. Aber was ist es, dass diese Empfindung zu einem Erlebnis für dich werden lässt, das in dein Bewusstsein dringt und von dir als Schmerz empfunden wird? Das ist kein einfaches Problem. Aureol ist dazu in der Lage dieses zu lösen, aber wir wissen nicht, wie. Es gibt hier niemanden mehr, der sich dafür interessiert, auf dem Gebiet nach Lösungen zu suchen.«
»Wozu auch? Warum virtuelle Welten bauen, wenn man echte erschaffen kann?«
Sie nickte und atmete tief ein. »Du siehst also, es gibt niemanden, der deine Erinnerungen sondieren könnte. Ich habe deinen Körper exakt kopiert, aber das macht mich
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