Aureol: Nefilim KI 5 (German Edition)
zur Tür.
Ich stampfte wütend nach draußen und eilte zurück zur Brücke, wo ich vor der Konsole der Funkstation vor mich hinbrütete. Wir sahen einander nicht bis zum nächsten Tag, als wir allmählich nahe genug an Guinaa heran waren, dass wir mit den Fernsensoren den Orbit abtasten konnten. Während unserer Annäherung entdeckten wir mehrere Satelliten. Wir tauschten uns einsilbig über diese Neuigkeiten aus und wechselten keinen einzigen Blick. Die eigentümliche Situation zwischen uns trat damit zum ersten Mal in den Vordergrund. Mir war das im Moment lieber, als die Hilfsbereitschaft und die Fürsorge, die Sieraa mir gegenüber zuvor gezeigt hatte. Ich schuldete ihr vielleicht sehr viel, aber das machte uns nicht zu Freunden. Sicher war sie nicht die Sieraa, die mich mit einem Schwert attackiert und die ich daraufhin getötet hatte. Aber sie war Sieraa. Wie konnte ich ihr vertrauen?
Endlich erreichten wir Guinaa, doch die Sensordaten ließen meine Hoffnung sinken.
Sieraa ließ sich im Pilotensessel nieder. »Ich werde uns dort hinunterbringen, wo die Quelle dieses Signals ist.«
»Das ist der Ort, wo wir uns niedergelassen haben. Die Lage stimmt.«
Trotz der wenig positiven Sensordaten, die wir erhalten hatten, war ich voller Hoffnung, dort jemanden zu treffen.
Hoffnung ist ein irrationales Biest.
Kaum, dass die Landestützen den Boden berührten, ließ ich die Rampe ausfahren und sprang im aufgewirbelten Staub hinaus. Ich eilte zu Odins Werkhalle hinüber, die sich leer und verlassen im kalten Licht des Morgens vor mir erstreckte. Von Staub und Vogelkot bedeckte Arbeitstische und verwaiste Regale zeigten mir, dass hier seit geraumer Zeit niemand tätig gewesen war. Ich verließ die Halle im Laufschritt, sah beiläufig zu den Stützkonstruktionen hinüber, die für den Bau der Charybdis errichtet worden waren und die jetzt sinnentleert in den Himmel ragten. Immerhin wusste die heimische Flatterfraktion etwas damit anzufangen und hatte zahlreiche Nester zwischen den Streben angelegt.
Kein einziger Mechanoid regte sich auf den Straßen, als ich zu unserem Gemeinschaftshaus eilte und die Tür aufriss. Hier war nur wenig zurückgeblieben, was von unserem Aufenthalt kündete. Ein bisschen Unrat hier, ein schnell gebauter Tisch dort. Ich verließ das Gebäude, rannte an Demis vermaledeitem Gemüsebeet vorbei, das nichts als vertrocknete Zweige und heimisches Unkraut offerierte, und blieb vor dem Haus stehen, das Susannah und ich bewohnt hatten. Ich musste mich zusammennehmen, als ich die Tür öffnete.
Leere Räume.
Es roch muffig.
Die alte Kiste von der Cheiron, die uns als Kommode gedient hatte, stand noch an ihrem Ort. Unser Bett war ebenfalls hier geblieben, die Matratzen fort, ein desolates Gestell zurücklassend.
Ich öffnete die Kiste, warf einen Blick hinein, der auf nichts im Besonderen fiel, und ließ den Deckel herunterknallen. Das Geräusch echote dumpf durch die Räume. Ich setzte mich müde auf den Kasten und stützte das Gesicht in die Arme.
Wie sollte ich sie finden?
Ein Piepser an meinem Handgelenk ertönte und ich beäugte das Armband missmutig. »Ja?«
»Die Siedlung scheint verlassen zu sein. Es gibt hier zwei Roboter, die in einer Wartungsstation stehen und auf Befehle warten.«
»Sind Nummern auf ihren Brustplatten?«
»101 und 42.«
Ich rannte aus dem Haus und fummelte an dem Armband herum, um Sieraas Signal anzupeilen. Ich wurde zu ihrer Position geführt und stand vor einem Schuppen, der neben meiner alten Cheiron errichtet worden war. Sieraa wartete dort auf mich und zeigte hinein.
Ich lachte aus Gründen, die rein sentimental waren. »Meine alten Gaias! Hey, wacht auf, ihr Faulpelze!«
Zweiundvierzig löste sich aus der Station, wobei eine Menge Staub aus seinen Verkleidungen und Gelenken aufgewirbelt wurde und durch die Lichtstrahlen wirbelte, die in den dunklen Schuppen stachen, wie Trinkhalme in ein Glas. »Kapitän Spyridon. Ihr Ableben wurde uns mitgeteilt. Sind sie ein Klon von Iason Spyridon?«
Ich überlegte fieberhaft, ob das mit ihrer Programmierung kollidieren mochte und Sieraa schüttelte unmerklich den Kopf, während sie mich durchdringend ansah.
»Nein. Ich habe überlebt, aber meine Genesung hat sehr lange Zeit in Anspruch genommen und ich konnte erst jetzt zurückkehren.«
Hunderteins trat hervor, ein altes Vogelnest von seinem Kopf pflückend. »Dann wird ihr Status geändert und ihr Ableben als Fehlinformation eingestuft.« Er legte das Vogelnest
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