Aureol: Nefilim KI 5 (German Edition)
»Ich habe mir die Finger gewaschen.«
»Ich hoffe. Es ist nur ... das macht man nicht.«
»Deswegen benutzt ihr diese Dinger?«, sagte sie und wies auf das Besteck, das ich nun ergriff und überdeutlich benutzte.
»Siehst du? Funktioniert ganz toll. Du solltest es einmal ausprobieren.«
»Vielleicht. Aber nur, wenn du vorher lernst, auf zivilisierte Art zu essen.«
»Zivilisiert? Mit den Fingern ?«
Das Essen verlief dennoch in einer entspannten Atmosphäre, die es mir ermöglichte, trotz aller kulturellen Herausforderungen, ein wenig den Stress zu vergessen, dem ich ununterbrochen seit meiner Reise nach Fergoi ausgesetzt gewesen war. Ich spürte, dass ich dieses Ventil für meine Anspannung dringend brauchte. Ich erkannte auch, dass Sieraa im Grunde sehr einfühlsam mit mir umgegangen war. Das Bizarre unseres Verhältnisses zueinander wurde dadurch hingegen nur noch deutlicher. Ich erwachte am nächsten Morgen mit den Erinnerungen an einen Traum, indem mir diesmal Garsun und Susannah Vorwürfe machten und Sieraa mir unentwegt Essen in den Mund zu stopfen versuchte.
Sehr verwirrend.
Am nächsten Morgen war die Reinigung meiner Sachen und der Gaias abgeschlossen und wir installierten die Wartungsstation in der Nähe der Werkbank, wo eine Nische vor dem Maschinenraum ausreichend Platz bot. Meine Sachen waren schnell in den Schränken meiner Kabine verstaut und bald saßen wir auf der Brücke.
Sieraa deutete mit einer schwarzen Kralle am Ende ihres Zeigefingers auf den dunklen Schirm. Eine abstrakte Karte zeigte mögliche Kurse, die die Charybdis eingeschlagen haben mochte.
»Such du den ersten Kurs aus!«
»Die Datenbankeinträge mit Informationen über die Zielsysteme lassen mich zwei Systeme als Zielorte vermuten, wegen der Erwähnung vieler Rohstoffe. Dieses und dieses.«
»Das sind Ouragoba und Huu. Auf Huu war ich einmal.«
»Wie heißt das?«
»Huu.«
»Wie?«
Sieraa sah mich an. »Hu-u!«
Ich lachte.
»Du machst dich über mich lustig?«
Ich kniff die Lippen zusammen. »Nein.«
Sie lachte und sah mich an. »Es ist gut, dass es dir ein wenig besser geht.«
»Ich habe das gute Gefühl, dass ich sie bald wiedersehen werde.«
Sieraa machte ein ernstes Gesicht und nickte, bevor sie sich wieder den Kontrollen zuwandte. »Ich gebe Huu als Zielort ein.«
Wir starteten und ließen Guinaa in einer Staubwolke zurück. Ich sah auf den Rumpf der Cheiron hinab und ahnte, dass ich sie zum letzten Mal sehen würde. Bald waren wir zwischen den Sternen und hatten Reisezeit totzuschlagen. Es dauerte nur wenige Stunden, bis ich grübelnd auf dem kleinen Zischendeck am Heck saß, das einige Sessel und zwei Tische bereithielt und einen Ausblick auf den zurückfallenden Planeten gewährte. Ich grübelte erneut herum und dachte an Susannah. Was hatte sie wohl gemacht, in den letzten vier Jahren? Wie ging es Truktock? Ob Simeon und Aristea sich auffallend verändert hatten? Doktor Tomasi war alt. Ich lachte bei dem Gedanken daran, dass mir die Möglichkeit ihres Todes bewusst wurde und Sorgen bereitete. Die alte Schachtel hatte mich wahnsinnig gemacht, als sie mich mit ihrem Gemüsebeet gequält hatte. Jetzt wollte ich sie wiedersehen und mit ihr reden.
Na ja, ein paar Worte würden reichen.
Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was die Nefilim erreicht hatten. Was sie taten. Ob sie anderen Kalimbari begegnet waren? Der Gedanke beunruhigte mich und ich suchte nach Sieraa. Ich fand sie auf der Brücke, wo sie über den Datenbankeinträgen von Huu brütete.
»Was weißt du eigentlich über die Aktivitäten der Bruderschaft?«
Sieraa ließ ihre dunklen Augenbrauen zucken und lehnte sich zurück. »Weniger, als mir lieb ist. Meine Erinnerungen, so frisch sie für mich auch sein mögen, sind vollkommen veraltet. Ich habe einiges über die aktuellen Ereignisse von Garsun erfahren, aber unsere Wege ... haben sich seither nur selten überschnitten. Er ist im Grunde die Bruderschaft. Das war früher nicht so. Ihre Zahl ist geringer geworden. Sie reisen mit dem Tempel, den du und die Nefilim wohl empfindlich beschädigt hatten, zwischen dem Opial, der Claifex und Raronea hin und her. Ich habe keine Verbindung mehr zu ihnen, seit ich deinen Spuren in der Claifex gefolgt bin. Garsuns Besuch erfolgte nur, weil ich der Meinung war, dass er den Versuch unternehmen sollte, Frieden zwischen euch zu stiften. Er hat mir bei seiner Abreise gesagt, dass er dazu nicht imstande ist. Insbesondere, weil er dir die
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