Aureol: Nefilim KI 5 (German Edition)
sich das Tor schloss, hämmerte ich auf die Tür. Sieraa machte einen Schritt voran und schien noch hindurchschlüpfen zu wollen. Ich fummelte hektisch an der Funkkontrolle herum und stellte endlich eine Verbindung zu ihr her.
»Bleib!«
Sie drehte sich taumelnd um, sah mich aus geröteten Augen an. Die Scheibe des Helms beschlug im Rhythmus ihres Atems. Ihr Blick war leer und trüb. Der Anblick schockierte mich. Sie musste einen Nervenzusammenbruch erlitten haben oder irgendetwas stimmte nicht.
Endlich öffnete sich die innere Schleuse.
Ich zerrte sie aus dem Schleusenraum und deaktivierte den Anzug, woraufhin der Helm zurückklappte. Sie sackte an der Wand neben der Öffnung zusammen und rutschte zu Boden, bevor ich sie auffangen konnte. Sie war bei Bewusstsein, doch sämtliche Kraft schien aus ihren Gliedern geflossen zu sein. Sie sah fürchterlich aus.
»Was ist passiert? Rede mit mir, verdammt!«
Ich schälte sie aus dem Anzug und trug sie auf die kleine Krankenstation. Die Medi-Liege aktivierte sich selbsttätig, als sie einen Patienten erkannte und gab Behandlungsempfehlungen auf einem Schirm aus. Glücklicherweise hatte Sieraa das gesamte System auf Claifexis umgestellt, sonst wäre ich aufgeschmissen gewesen. Es schien, dass ich im Augenblick nichts weiter für sie tun konnte und die Medi-Liege kümmerte sich um einen Zusammenbruch unbekannter Herkunft. Sieraa lag mit offenen Augen da und starrte die Decke an. Sie verblieb völlig teilnahmslos und meine Versuche, ihr eine Reaktion zu entlocken, waren zwecklos. Ihr Atem wurde zunehmend röchelnder.
Ich fluchte energisch.
Skepsis hinsichtlich des Zufalls ihrer Verfassung befiel mich und ich dachte über die Ereignisse nach, die sich in den letzten Minuten förmlich überstürzt hatten. Plötzlich kam mir ein Gedanke und ich eilte zurück in Sieraas Kabine.
Wo?
Da!
Ich ergriff die Schachtel, die den Peilsender und das Schmuckstück aufgenommen hatte mit einer Serviette, und trug das Behältnis mit spitzen Fingern zur Krankenstation. Ich legte das Ding auf eine Vorrichtung, die mir zur Analyse stofflicher Zusammensetzungen geeignet schien, und drückte eine Taste, welche die Sprachsteuerung aktivierte.
»Analysiere Gegenstand auf toxische Stoffe, insbesondere Berührungsgifte. Korreliere Daten mit den Diagnoseinformationen der Medi-Liege!«
Der Automat wurde augenblicklich aktiv und ließ die Schachtel in einem Suspensorfeld verharren, indem sie langsam rotierte.
»Mach schon, mach schon!«
Nach zwei langen Minuten, in denen Sieraas Lebenszeichen der Medi-Liege Anlass zu einem Warnsignal gaben, ertönte die synthetische Sprachausgabe des Geräts.
»Analyse abgeschlossen. Spuren von Beta-Mantorin-Extrakt entdeckt.«
»Leite Gegenmaßnahmen ein!«
Die Medi-Liege verfiel in hektische Aktivität und bohrte mehrere Kanülen in Sieraas Arme, Beine und den Brustkorb. Ein Greifarm fixierte ihren Kopf und stach mit ausgewählter Präzision blitzschnell in ihre beiden Augäpfel, bevor auch nur ein Lidschlussreflex einsetzen konnte. Ich zuckte bei dem Anblick zusammen und sah nervös auf die Diagnose-Anzeige. Ihre Lebenszeichen wurden schwächer.
»Garsun, du elender Drecksack! Wenn ich dich in die Finger bekomme!«
Wut packte mich. Jemanden mit Gift zu töten, war feige und würdelos. Dann stand mir plötzlich vor Auge, welchen Plan er verfolgte. Er könnte einfach eine andere Sieraa wiedererwecken. Neues Spiel, neue Chance. Es war eiskalte Berechnung. Wenn diese Sieraa unbrauchbar geworden war, holte er natürlich eine andere aus dem Vorratsschrank. Ich hasste den Bastard mehr, als je zuvor.
Dann setzten Sieraas Lebenszeichen aus.
»Was? Nein!«
Die Medi-Liege leitete sofort lebenserhaltende Maßnahmen ein. Eine durchsichtige Hülle schob sich in Segmenten über Sieraa und diverse Schläuche und Apparate verbanden sich mit ihrem Körper. Ihr Herz schlug wieder, die Atmung wurde künstlich aufrechterhalten.
Ich stand vor dem Glassarg und fühlte mich allein und hilflos, während mein Blick über den Diagnosemonitor wanderte. Ich verstand nichts von dem, was ich las. Ich aktivierte die Sprachsteuerung für die Medi-Liege.
Sinnlos gestikulierte ich mit den Händen, nach Worten suchend, die ich nicht finden konnte. »Was soll ich tun?«
»Es wird eine Ruhephase von drei Tagen empfohlen, während der die Patientin genesen kann. Sollte nach drei Tagen keine Besserung einsetzen, sind die Aussichten auf Erholung unwahrscheinlich und ein baldiges Ableben
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