Aureol: Nefilim KI 5 (German Edition)
die Cheiron nach einem letzten Rundgang durch ihre leergeräumten Kabinen und Korridore verließ, fand ich die Gaias in ihrer Wartungsstation im Schuppen und wies sie an, die Sachen an Bord der Dilisa zu bringen und danach ihre Wartungsstation abzubauen.
»Die Wartung ist ein notwendiger Prozess zur Aufrechthaltung unserer Funktionsbereitschaft und kann nur durch eine originale Kalypso-Werke Wartungsstation ...«
»Immer mit der Ruhe! Ihr kommt mit auf die Dilisa. Hier gibt es nichts, was von euch instand gesetzt werden muss und ihr seid immer noch meine Gaias. Wir bauen die Wartungsstation dort wieder auf.«
Die beiden Roboter, die mir auf Anthaklith das Leben gerettet hatten, würde ich hier nicht verrotten lassen, auch wenn es ihnen als emotionslose Maschinen egal war. Außerdem waren sie praktisch und hilfreich. An Bord der Dilisa suchte ich nach Sieraa und fand sie in einem Korridor zum Maschinenraum, wo sie eine Wandnische geöffnet hatte, die eine Werkbank und Werkzeuge bereithielt. Ein tragbares Gerät war an die Speicherkerne angeschlossen und zeigte Daten-Kauderwelsch an.
Die Kalimbari begrüßte mich mit einem kurzen Lächeln, das ihre Lippen umfloss, bevor es verebbte. »Ich habe genug Daten extrahieren können, um die möglichen Flugziele der Charybdis auf wenigstens zwölf verschiedene Systeme einzuschränken.
»Zwölf? Dann sind wir unter Umständen Monate unterwegs!«
»Es tut mir leid, aber mehr ist nicht drin.«
Ich rieb mir über den Mund, kratzte mich sinnlos am Kopf und artikulierte einige gutturale Laute, um meinem Missmut Ausdruck zu verleihen.
»Es gibt eine Chance, dass wir schnell auf ihre Fährte gelangen oder sie sogar sofort finden, wenn sie im Zielsystem verblieben sind.«
»Das wird nicht der Fall sein. Sie sind auf der Suche nach Rohstoffen. Jedenfalls ist das wahrscheinlich. Da sie seit Monaten unterwegs sind, werden sie sicher schon das nächste oder übernächste System geplündert haben. So schnell, wie die Nefilim unter Odins Anleitung die Skylla und die Charybdis gebaut haben, traue ich ihnen noch mehr zu.«
»Wir müssen irgendwo anfangen!«
Sieraa klang wütend und ich nickte. »Du hast natürlich recht. Ich danke dir. Du hast vieles für mich getan und ich jammere nur herum.«
»Es hält sich in Grenzen.«
»Was?«
»Dein Jammern. Ich möchte nicht in deiner Lage sein.«
»Immerhin habe ich eine Chance darauf, dass sie sich wieder ändert.«
Sieraa schwieg daraufhin.
»Ich möchte die Gaia-Roboter an Bord holen. Die Wartungsstation müsste irgendwo installiert werden.«
»Bring sie in die Kabine mit dem Umweltausgleich auf dem unteren Deck! Es gibt dort eine nanitische Entseuchungskammer, die sorgfältiger als die Schleuse und das Reinigungssystem der Umweltaggregate arbeitet.«
»Mach ich. Meine Sachen?«
Sieraa lächelte mit spitzen Zähnen. »Irgendwann musst du mir mal von dieser Kopeira erzählen.«
Ich lachte. Es war mehr als ein einfacher Laut der Freude und löste einiges von den schmerzvollen Knoten, die mein Gemüt im Würgegriff hielten.
»Irgendwann.«
»Wie wäre es heute Abend? Beim Essen.«
»Solange ich mir das Essen selbst in den Mund stecken darf.«
Sieraa zog eine Grimasse. »Wie barbarisch.«
Wir erledigten beide den Rest unserer Arbeiten und trafen uns schließlich in Sieraas Kabine. Sie hatte ein Abendessen vorbereitet und mir eine Auswahl aus Gabel, Messer, kleinem und großem Löffel, Essstäbchen und einem halben Dutzend anderer Esswerkzeuge bereitgelegt.
»Was ist das? Willst du jemanden operieren?«
»Ich wusste nicht, was du brauchst.«
Ich sortierte alles bis auf Messer, Gabel und zwei Löffel aus und legte es in den Replikator, wo es in seine Bestandteile und Energie zurückverwandelt wurde.
»Was essen wir?«
»Lass dich überraschen!«
Ich setzte mich vor den niedrigen Tisch und sie nahm die Deckel von den Porzellangefäßen. Einiges war heiß, anderes kalt. Konsistenz und Farbe entzogen sich meiner kulinarischen Erfahrungswelt, aber wenigstens roch es nicht schlecht. Sieraa nahm eine Frucht (oder war es eine Extremität von irgendeiner Kreatur?) und hielt sie mir zögernd hin. Ich nahm einen kleinen, leeren Teller und nickte darauf.
»Was? Du isst vom Abfallteller?«
»Beim nächsten Mal gibt es einen anderen. Vorerst muss der herhalten.«
Sie zog eine Grimasse und platzierte das Ding und einige andere Häppchen auf meinem Teller.
»Musst du eigentlich alles anfassen, was ich esse?«
Sie sah mich perplex an.
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